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Robert Enke: Das Spiel, das keinen Platz in der Geschichte verdient hatte

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Robert Enke: Das Spiel, das keinen Platz in der Geschichte verdient hatte

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Sein letztes Spiel

Heute vor 15 Jahren stand Robert Enke ein letztes Mal auf dem Platz. In seinem 196. Bundesligaspiel passierte nichts Besonderes - und doch wird es für immer in Erinnerung bleiben.
Am 08.11.2009 bestritt Robert Enke für Hannover 96 sein letztes Bundesligaspiel, bevor er sich zwei Tage später das Leben nahm.
Heute vor 15 Jahren stand Robert Enke ein letztes Mal auf dem Platz. In seinem 196. Bundesligaspiel passierte nichts Besonderes - und doch wird es für immer in Erinnerung bleiben.

Es war ein Spiel wie jedes andere. Hannover gegen Hamburg. Ein Remis, das eigentlich keinen Platz in den Geschichtsbüchern des deutschen Fußballs verdient hatte. Und doch ist jenes 2:2 von vor 15 Jahren ein Ereignis, das in Gedächtnissen den Zuschauer wohl auf ewig verankert ist. Denn es war das letzte Spiel von Robert Enke.

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Was an jenem 8. November freilich noch niemand wusste. Nichts deutete auf die Tragödie hin, die sich nur zwei Tage später abspielen sollte. Die den Sport erschüttern sollte.

Enke warf sich gut 48 Stunden nach dem eigentlich so belanglosen Spiel in Hannover vor einen Regionalexpress am Bahnübergang Neustadt-Eivelse nahe seines Wohnortes Empede.

Das Geheimnis der Familie Enke

Der tragische Selbstmord war keine Kurzschlusshandlung des 32 Jahre alten Familienvaters. Seine Frau Teresa fand einen Abschiedsbrief vor - und selbst wenn sie ihn nicht gefunden hätte, so war sie doch einer der ganz wenigen Menschen, die um den wahren Zustand ihres Mannes wussten: Enkes Leben war überschattet von Depressionen und Versagensängsten.

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Das war das bestgehütete Geheimnis der Familie Enke. Der erkrankte Nationaltorhüter befand sich zwar in ambulanter Behandlung bei einem Kölner Psychiater. Doch der (Fußball-)Welt konnte er sich nicht öffnen. „Er hatte Angst, dass sie nicht mehr an ihn glauben“, sagt Teresa Enke später: „Und große Angst, dass sie uns unsere kleine Tochter Leila wegnehmen, die wir gerade adoptiert hatten.“

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Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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Enkes Frau war es, die am Tag nach der erschütternden Nachricht vor die Presse trat. Vor 150 Reportern berichtete sie tapfer von den inneren Kämpfen ihres Mannes und dem Schatten, der seit Jahren über ihrer Ehe lag: „Wir dachten, wir schaffen alles. Wir dachten, mit Liebe geht das. Aber man schafft es doch nicht.“

„Enke ist der Verlierer“

Als das Unglück geschah, bereitete sich die Nationalmannschaft gerade auf das Länderspiel gegen Chile vor, das für den Samstag angesetzt war. Enke gehörte nicht zum Kader, da er seinem Verein Hannover 96 zuvor wegen einer bakteriellen Infektion zwei Monate lang gefehlt hatte.

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Nun war er zwar gerade wieder fit, aber Bundestrainer Joachim Löw verkündete: „Wir haben mit ihm vereinbart, dass er jetzt ganz gezielt trainieren und eventuell auch zusätzliche Einheiten einlegen soll, um an seiner Fitness zu arbeiten.“ Eine nachvollziehbare Maßnahme, aber Enke reagierte verschnupft. 96-Trainer Andreas Bergmann kritisierte Löw öffentlich.

Man sah den Verzicht auf Enke als Zeichen für eine Neuordnung der Torwarthierarchie. In jenen Tagen tobte ein Kampf um die Nummer 1 im Tor. René Adler, Manuel Neuer, Tim Wiese und eben Enke machten sich Hoffnungen, das Erbe von Jens Lehmann anzutreten. Löw hatte Enke noch im September 2009 zum vorläufigen Stammtorhüter bis Jahresende erklärt und dabei von Weltmeister Sepp Maier und Europameister Toni Schumacher Unterstützung erhalten.

Selbst Konkurrent Adler sagte: „Er hat zuletzt sehr gut gespielt, und da es nach dem Leistungsprinzip geht, ist es völlig normal, dass er vorne steht.“ Zwei Monate später sah die Situation schon wieder anders aus, Adler hatte ihn beeindruckend stark vertreten und der kicker titelte am 9. November 2009: „Enke ist der Verlierer“.

Psychiater riet zu Zwangsweinweisung in die Klinik

So mag er sich in seinen letzten Stunden auch gefühlt haben. Der Druck, die ewigen Zweifler widerlegen zu müssen, wurde übermächtig. Zu viel Druck für einen kranken Menschen. Noch am Morgen des 10. November telefonierte er mit seinem Psychiater, der ihm zu einer Zwangseinweisung in die Klinik riet, Enke aber lehnte ab und wählte eine andere Lösung - die endgültige.

Der DFB reagierte umgehend: Das Länderspiel gegen Chile wurde kurzfristig abgesetzt, niemand sah sich in der Lage, jetzt an Fußball zu denken. Ex-Klub FC Barcelona, der am Todestag Enkes ein Spiel austrug, legte spontan eine Schweigeminute ein. Von Sepp Blatter über Franz Beckenbauer bis zu Angela Merkel, die einen persönlichen Brief an die Witwe schrieb, reichte die Schar der Trauernden.

Am Sonntag, dem 15. November, fand im Stadion von Hannover eine bewegende Trauerfeier statt, Mitspieler trugen den Sarg in den Mittelkreis und noch immer sind die mahnenden Worte des damaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger in Erinnerung: „Fußball ist nicht alles!“ Die Welt war geschockt, aber die Starre hielt nicht lange an. Es musste weitergehen, auch für Hannover 96. Doch es fiel der Mannschaft schwer, die Saison ohne ihren Kapitän fortzusetzen.

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Die Robert-Enke-Stiftung

„Es war eine besondere Belastung, in dieses Stadion einzulaufen, weil man in Gedanken auch immer auf Roberts Sarg zugelaufen ist“, sagte Mitspieler Altin Lala. Aus den nächsten zwölf Spielen holte 96 nur einen Punkt, erst am letzten Spieltag retteten sie sich vor dem Abstieg. Hannover hatte genug gelitten in dieser Saison, die im Fußball wichtige Veränderungen angestoßen hat.

Weitere Spieler mit Depressionen oder Burn-out-Symptomen wagten den Weg an die Öffentlichkeit, darunter mit Markus Miller ein weiterer Torwart von Hannover 96.

Die vom DFB, der DFL und Hannover 96 am 15. Januar 2010 gegründete Robert-Enke-Stiftung unterstützt Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind, um weitere Tragödien zu verhindern. Sie wendet sich mit ihrem Angebot ausdrücklich nicht nur an Fußballer, denn Fußball ist nicht alles.

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„Man hatte das Gefühl, dass so etwas noch nie dagewesen ist“, sagte Teresa Enke später: „Damals wurde Deutschland wachgerüttelt.“ Kurz nach einem banalen Spiel zwischen Hannover und Hamburg, das eigentlich keinen Platz in den Geschichtsbüchern verdient hatte.