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RB Leipzig sucht seinesgleichen: "In Europa außergewöhnlich"

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RB Leipzig sucht seinesgleichen: "In Europa außergewöhnlich"

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Gulacsi: „In Europa außergewöhnlich"

Peter Gulacsi hat mit RB Leipzig eine besondere Reise hinter sich - und aktuell große Herausforderungen vor der Brust. Einer der besten Torhüter der Bundesliga im Interview.
RB Leipzig ist seit vier Pflichtspielen ohne Sieg, verspielt in Hoffenheim eine dreimalige Führung. Vor dem Champions-League-Spiel bei Inter äußern sich Trainer Marco Rose und Benjamin Henrichs zur Situation.
Peter Gulacsi hat mit RB Leipzig eine besondere Reise hinter sich - und aktuell große Herausforderungen vor der Brust. Einer der besten Torhüter der Bundesliga im Interview.

Peter Gulacsi steht seit fast zehn Jahren im Tor von RB Leipzig und hat dabei schon einige Titel gewonnen.

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Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der ungarische Nationaltorhüter vor dem wegweisenden Duell mit Inter Mailand (21 Uhr im LIVETICKER) über seine aktuelle Form, Hoffnungen in der Champions League und seine Zukunft bei den Roten Bullen.

SPORT1: Trotz der vier Gegentore gegen Hoffenheim haben Sie als Torwart von RB Leipzig bislang in sieben Bundesliga-Spielen ihren Kasten sauber gehalten und liegen damit in dieser Wertung an der Spitze. Erleben wir derzeit den besten Gulácsi?

Gulacsi: Was die Zahlen angeht, ja. Wenn man die Spiele zu null anschaut und die Quote der gehaltenen Bälle, dann ist das in der Bundesliga schon eine sehr starke Saison. Aber erst, wenn man diese Zahlen auch nach 34. Spieltagen hat, kann man sagen, dass das wahrscheinlich die beste Saison war.

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SPORT1: Haben Sie einen Trick für Ihre überragende Abwehr-Quote?

Gulacsi: Nein. Wir bereiten uns vor jedem Spiel intensiv vor, analysieren natürlich den Gegner. So gehen wir in das Spiel rein, ein Torwart allein reicht nicht. Klar, diese Quote ist extrem stark, aber dafür brauche ich auch die Abwehr, die gesamte Mannschaft, dass sie den Gegner so unter Druck setzen, dass die nicht frei schießen können, und diese kollektive Leistung war bis hierhin sehr, sehr gut.

Gulacsi über das Duell mit Vandevoort

SPORT1: Aber Sie sind schon stolz auf die Quote?

Gulacsi: Ja. Natürlich versucht man, in jedem Bereich so gut wie möglich zu sein in diesen Rankings. Das ist natürlich auch ein Zeichen für die Leistung. Ich glaube, es gibt sogar noch bessere Statistiken, etwa die Expected Goals und wie viele Tore man als Torwart verhindern kann. Es ist einfach wichtig, weil wir oben mitspielen wollen, und dafür brauchen wir gute Leistungen auf jeder Position.

SPORT1: War der Wechsel von Maarten Vandevoort noch einmal ein Ansporn für Sie?

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Gulacsi: Auf der einen Seite schon, weil Maarten ein sehr, sehr guter Torwart ist, der sehr viel Potenzial hat. Er hat das schon bei Genk gezeigt, jetzt bei uns jeden Tag und auch, als er gespielt hat. Ich hatte auch letzte Saison mit Jannis (Blaswich Anm. D. Red.), davor mit Yvon Mvogo und Josep Martinez sehr, sehr starke Torhüter neben mir. Das ist Top-Fußball, du hast immer Konkurrenzkampf, auf jeder Position. Das ist auch bei uns so, auch mit Leo Zingerle. Wir pushen uns jeden Tag und das hilft, gute Leistungen zu bringen.

SPORT1: Wie sehen Sie den Konkurrenzkampf mit Vandevoort?

Gulacsi: Genauso wie damals mit Fabio Coltorti, als ich in einer ähnlichen Rolle wie Vandevoort war. Wir waren damals in der Zweiten Liga, Fabio hat sehr gut gehalten. Ich bin geduldig geblieben und habe auf meine Chance gewartet. Es ist im Fußball immer so, dass die Leistungen zählen. Martin ist sehr jung, hat aber genug Erfahrung. Er hat auch schon gezeigt, welche Qualitäten er hat und ich bin mir sicher, dass er die in Zukunft auch zeigen kann.

„Sicher, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen“

SPORT1: Gibt es einen Fahrplan für die Zukunft?

Gulacsi: Nein. Fußball ist so schnelllebig, dass man schwer für Monate im Voraus vorplanen kann. Wir konzentrieren uns immer auf das nächste Spiel und wollen dann erfolgreich sein. Dann muss der Trainer natürlich Entscheidungen treffen, im Torwartbereich zusammen mit unserem Torwarttrainer. Ich bin mir sicher, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen. Am Ende zählen immer die Leistungen, das war auch so, als ich nach meiner Verletzung zurückgekommen bin und ich auf meine Chance warten musste. Aber ich glaube, dass wir eine sehr, sehr gute Atmosphäre haben, wir harmonieren gut und arbeiten sehr gut zusammen.

SPORT1: Wie nehmen Sie die gesamte Saison bisher wahr? Es gibt immer wieder Kritik bezogen auf die Attraktivität des Spielstils.

Gulacsi: Ich glaube, wenn man ehrlich ist und Bundesliga guckt, ist unsere Leistung bisher solide. Im Pokal sind wir zwei Runden weiter. Die Situation in der Champions League ist eine andere. Man muss ehrlicherweise sagen, wir haben zwar keine einfache Auslosung gehabt, trotzdem hätten wir schon viel mehr aus den vier Spielen rausholen können. Gegen Atletico haben wir ganz spät verloren, gegen Juventus waren wir ein Mann mehr und haben das Spiel aus der Hand gegeben, gegen Liverpool waren wir bis zur letzten Minute dran, den Ausgleich zu machen, gegen Celtic waren wir 1:0 vorne und haben trotzdem verloren. Das sind vier Spiele, die unsere Saisonbilanz schlechter machen, in der Liga haben wir es ordentlich gemacht, in der Champions League haben wir noch Punkte aufzuholen. Wir haben noch vier Spiele und wollen da unsere Situation verbessern und am Ende weiterkommen.

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Gulacsi: Bayern hat sich extrem stabilisiert

SPORT1: Das Ziel sind Titel, wie realistisch ist die Meisterschaft?

Gulacsi: Die Bayern haben letztes Jahr keine extrem starke Saison gespielt und die Chance war für andere Mannschaften da. Dafür hat Leverkusen eine unglaublich starke Saison gespielt. Diese Saison scheint es so, dass sich die Bayern extrem stabilisiert haben. Sie spielen wieder den Fußball, den man von Ihnen kennt, das macht das Leben für andere Mannschaften natürlich nicht unbedingt einfacher. Wir müssen schauen, dass wir bis zur Winterpause die nötigen Punkte holen, dass wir oben dranbleiben und wer weiß, was nach der Winterpause passiert? Erst einmal gilt es, dass wir so viele Punkte wie möglich holen, bis zum Winter.

SPORT1: Wie denken Sie über die vielen Verletzten? Wünscht man sich manchmal einen breiteren Kader?

Gulacsi: Am Ende können nur elf spielen. Ich glaube schon, dass wir einen qualitativ sehr guten Kader haben, dass jede Position doppelt besetzt ist und wir sehr viel Qualität haben. Wenn man dann innerhalb einer Woche die ganze linke Seite verliert, dann würde sich jede Mannschaft in Europa ein bisschen schwerer tun. Das haben wir auch gemerkt, aber trotzdem haben wir in den Spielen gezeigt, dass wir Qualität haben, dass wir die Spiele auch gewinnen können.

Champions League noch nicht abgehakt

SPORT1: Wie groß ist die Chance auf die Champions-League-Playoffs?

Gulacsi: In erster Linie müssen wir Spiele gewinnen und dann kann man schauen, wie die Situation ist. Wir haben noch vier Spiele. Wir freuen uns, dass es dieses Mal acht Spiele sind und nicht nur sechs. Wir spielen jetzt auswärts gegen Inter, das wird wieder ein Brett und kein einfaches Spiel, aber wir trauen uns zu auch dort ein gutes Spiel zu. Dann haben wir dieses Jahr noch ein Heimspiel gegen Aston Villa, wo wir unbedingt die drei Punkte brauchen, und dann sieht es vielleicht schon ganz anders aus für das nächste Jahr, wo wir zu Hause gegen Sporting und auswärts gegen Sturm Graz zwei Spiele haben, wo wir uns auch zutrauen, sechs Punkte zu holen.

SPORT1: Wie denken Sie über die Champions-League-Reform?

Gulacsi: Ich sehe das Format positiv, weil es spannend ist, weil wir unterschiedliche Gegner haben. Wir haben vier Top-Spiele gehabt, konnten bei Atletico und Celtic auswärts in tollen Stadien, vor toller Atmosphäre spielen, zu Hause hatten wir gegen Liverpool und Juventus auch zwei Highlight-Spiele. Jetzt spielen wir gegen Inter Mailand, was auch ein Highlight ist. Das macht einfach Spaß, als Fußballer willst du genau diese Spiele spielen. Was fehlt, sind natürlich die Punkte. Das müssen wir jetzt besser machen.

SPORT1: Wie viele Punkte wird Leipzig für die Playoffs brauchen?

Gulacsi: Zwölf Punkte wären natürlich großartig, und so gehen wir auch rein. Wir haben noch vier Spiele und wir können zwölf Punkte holen, das ist jetzt unser Ziel. Ich weiß nicht, wie viele Punkte eine Mannschaft braucht, um unter die ersten 24 zu kommen. Wir rechnen jetzt gar nicht, sondern wollen gegen Inter ein gutes Spiel machen und Punkte holen und dann Schritt für Schritt schauen, wie viele wir brauchen. Ich glaube, das kann man erst nach sieben Spieltagen beurteilen, wie viele man noch am achten Spieltag braucht, aber es werden sicherlich mehr als sechs gebraucht.

SPORT1: In der Champions League sind es schon neun Gegentore, kann man das irgendwie erklären?

Gulacsi: Ja, für mich ist es die Qualität. Wir lassen nicht viel mehr zu in der Champions League als in der Bundesliga, aber dort ist die Effizienz viel größer. Juventus hat drei Tore aus drei Chancen gemacht, Liverpool hat eine tolle Offensive, Atletico hat unter anderem Antoine Griezmann. Das zeigt, welche Qualität die Champions League hat. Das ist einfach Spitzenfußball auf aller höchstem Level. Da wurden wir leider bisher öfter bestraft als in der Bundesliga. Wir haben auch unsere Qualität gezeigt, aber es ist wichtig, dass wir da die gleiche defensive Stabilität zeigen, wie in der Bundesliga, das wäre eine gute Basis. Wenn wir gegen Inter zu null spielen, hätten wir mindestens schon unseren ersten Punkt.

„Das ist schon eine unfassbare Reise“

SPORT1: Sie sind seit 2015 in Leipzig. Haben Sie damit gerechnet, hier so eine Ära zu prägen?

Gulacsi: Ich bin natürlich damals hierhergekommen, um Stammspieler zu werden, in die Bundesliga aufzusteigen, und vielleicht, wenn es möglich ist, irgendwann einmal europäisch zu spielen. Wir haben dann schon in meiner dritten Saison Champions League gespielt, seitdem zweimal den Pokal gewonnen, einmal den Supercup, wir waren schon im Champions-League-Halbfinale, im Europa-League-Halbfinale, spielen ständig in der Champions League. Das ist schon eine unfassbare Reise, nicht nur für mich, sondern für den ganzen Verein, für die Spieler, mit denen ich zusammen hierhergekommen bin, die schon hier waren, für die ganze Stadt. Es ist einfach toll, ein Teil davon zu sein und meine Leistungen dazu beizutragen.

SPORT1: Es sind schon einige Spieler im Kader länger dabei. Ist die Mannschaft besonders?

Gulacsi: Ich glaube, dass es in Europa schon ein Stück weit außergewöhnlich ist. Sechs, sieben Spieler sind über acht, neun, zehn Jahre Stammspieler bei einem Verein, der auch erfolgreich ist und international spielt. Ich glaube nicht, dass es viele Vereine in Europa gibt, die so eine Konstanz im Kader haben.

Liebe für Premier-League-Verein

SPORT1: Sie waren als Kind Arsenal-Fan. Wie kam es eigentlich dazu?

Gulacsi: Ich bin in Ungarn aufgewachsen, wo damals sehr viel Premier League gezeigt wurde, und Arsenal mit Thierry Henry, Bergkamp und Jens Lehmann im Tor hatte damals eine starke Phase. Sie waren damals die “Invincibles”. Da bin ich einfach Fan geworden. Sie haben super Fußball gespielt. Ein paar Jahre später bin ich nach Liverpool gewechselt, wo ich ein echter Liverpool-Fan geworden bin. Die Verbindung zur Stadt und zum Verein ist dort natürlich sehr, sehr eng. Ich mag die Premier League, aber die Bundesliga ist meine Heimat, sie ist die Liga, die ich liebe. Ich freue mich sehr, hier spielen zu dürfen.

SPORT1: Haben Sie ein Vorbild aus der Arsenal-Zeit?

Gulacsi: Jens Lehman hat es extrem gut gemacht und Thierry Henry war jemand, der sehr viel Tore gemacht hat. Bergkamp war super, technisch ein unfassbarer Spieler. Natürlich war es noch ein anderer Fußball, wenn man sieht, wie die Mannschaften vor zwanzig Jahren gespielt haben, die Räume, die Intensität. Das kann man mit dem Fußball heutzutage nicht vergleichen, aber trotzdem war es eine schöne und erfolgreiche Zeit. Ich war tatsächlich auch bei einem Spiel dabei, Arsenal gegen Chelsea, das war das erste Spiel, was ich live mit meinem Vater gesehen habe. Das war ein tolles Spiel.

SPORT1: Reizt Sie die Premier League noch einmal?

Gulacsi: Ich fühle mich extrem wohl hier in Leipzig. Meine Familie auch, meine Frau, meine Kinder. Ich bin auch dankbar für alles, was ich hier erleben durfte. Deswegen habe ich jetzt nicht das unbedingte Ziel, noch einmal in der Premier League zu spielen. In einem Verein zehn Jahre zu spielen - hoffentlich kommen noch ein paar Jahre dazu - ist etwas ganz Besonderes. Ich habe über 300 Spiele für diesen Verein, das macht mich extrem stolz.