Vielen Fußballfans, vor allem den romantischen, ist RB Leipzig ein einziger Dorn im Bundesliga-Auge. Weil sie, gefüttert mit Millionen aus dem Red Bull-Konzern, einen Aufstieg hingelegt haben, der nicht nur am Reißbrett geplant war, sondern ohne das finanzielle Dauerfeuer aus Österreich, wo der Brause-Konzern zu Hause ist, nie möglich gewesen wäre.
RB ist eine tickende Zeitbombe
Mittlerweile spielen die Leipziger regelmäßig in der Champions League und, so ehrlich muss man sein, wirtschaften weitaus besser als viele Traditionsriesen, national wie international. Fast 100 Millionen Euro nahm RB zum Beispiel in diesem Sommer nur durch Spielerverkäufe ein - deutlich mehr als jede andere Bundesligaklub.
Dennoch, und das freut die Leipzig-Kritiker, scheinen sich die Entscheider dieses Mal verspekuliert zu haben! Denn die Lage bei RB ist nicht nur angespannt, sie ist, wenn man sich innerhalb des Unternehmens etwas umhört, eher so etwas wie eine tickende Zeitbombe.
RB nur Durchlauferhitzer für Stars
Der Druck aus der Chefetage Red Bulls, die mittlerweile ja Ex-Leipzig-Chef Oliver Mintzlaff anführt, ist riesengroß. Nach Mintzlaffs Wechsel in die Zentrale stagniert das Projekt in Sachsen, bestenfalls. Auf internationaler Bühne ist sogar ein klarer Abwärtstrend erkennbar. Vor Spiel 5, auswärts bei Inter, ist Leipzig noch punktlos und vom Einzug ins Achtelfinale meilenweit entfernt. Selbst für die Playoff-Runde, also ein Platz unter den Top 24, muss schon ein kleines Wunder her.
Mintzlaff ist das viel zu wenig, das hat er intern deutlich gemacht. Er will mit RB den nächsten Schritt machen im Fußball, dafür wurde auch Jürgen Klopp geholt, der im Januar beginnt. Auf Augenhöhe zu Europas Top acht möchten sie in Leipzig, und zwar auf Dauer. Sie sind weit entfernt davon. Leipzig hat sich als Durchlauferhitzer für aufstrebende Stars einen Namen gemacht - nicht als Endstation, also als Ort, an dem man bleibt als Topspieler.
Und national, in der Bundesliga? Die Meisterschaft soll her, das hatten sie schon besprochen, als Max Eberl im Dezember 2022 die Geschäftsführung Sport übernahm. Zwei Jahre später hat sich in der Hinsicht nichts getan. Viel Fluktuation bei den Verantwortlichen, das fällt der Branche auf, sonst keine sonderliche Entwicklung.
RB: Kritik an Offensiv-Spielern wächst
Schlimmer noch, und darauf liegt das Hauptaugenmerk von Mintzlaff: Die Saison jetzt könnte noch richtig nach hinten losgehen. Seit dem schwachen Auftritt in Dortmund (1:2), als die Leipziger mit der Favoritenrolle umgehen mussten und auf einmal Nerven gefragt waren, haben sie komplett den Kompass verloren.
Dem 1:3 in Glasgow folgten die zwei schwächsten Bundesliga-Auftritte, 0:0 gegen Mönchengladbach und 3:4 in Hoffenheim. Innerhalb eines Monats hat RB acht Punkte auf Tabellenführer Bayern verloren. Man könnte sagen, dass sie im November die Meisterschaft verloren haben.
Die Probleme sind vielschichtig. Die ständigen Verkäufe von Leistungsträgern sind das eine. Auch in der Mannschaft ist das ein Thema, wichtige Spieler sind genervt, dass Topleute wie Dominik Szoboszlai, Josko Gvardiol und Dani Olmo nicht gehalten wurden, zumal sie noch laufende Verträge hatten.
Dazu herrscht die Meinung vor, dass einigen zwar extrem spielstarken Offensivspielern der nötige Kampfgeist fehle. „Wenn es gut läuft, sind die Zauberer vorne Gold wert“, beschreibt es ein Leipziger Kadermitglied, „läuft es schlecht, sind sie keine wirkliche Hilfe.“
Saison könnte Weihnachten für RB beendet sein
Dazu kommt die Sorge, dass die Rasenballer in den Wochen bis Weihnachten nun schon ihre Saison beenden könnten - was die Ambitionen betrifft. Und dann für die Rückrunde die Motivation flöten geht.
Das Programm hat es auf jeden Fall in sich, sie werden richtig beißen müssen, sonst könnte nicht nur in der Champions League, sondern auch im DFB-Pokal (4.12. gegen Frankfurt) bereits alles vorbei sein. Die Eintracht wartet auch in der Bundesliga noch auf RB (15.12.), danach die Bayern (20.12.).
Die Leipziger Verantwortlichen, ganz vorne Trainer Marco Rose, der die wackelige Angelegenheit jonglieren muss, standen lange nicht so auf dem Prüfstand wie aktuell. Ziemlich eindeutig: Wenn sie nicht liefern, sind sie aller Voraussicht nach bald selbst geliefert.