Home>Fußball>Bundesliga>

Leverkusen-Star: Vom Edelreservisten zum großen Hoffnungsträger

Bundesliga>

Leverkusen-Star: Vom Edelreservisten zum großen Hoffnungsträger

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Seine letzte Chance?

Wochenlang gehörte Patrik Schick nicht zur Startelf von Bayer Leverkusen. Doch weil viele seiner Kollegen verletzt ausfallen, ist der Tscheche plötzlich gefragt wie lange nicht mehr - und schwingt sich in einem tristen Herbst zum großen Hoffnungsträger der Werkself auf.
Patrik Schick erzielt gegen Heidenheim einen Hattrick und hat damit maßgeblichen Anteil an dem Sieg der Werkself. Trainer Xabi Alonso findet nach dem Spiel klare Worte zu dem Stürmer.
Wochenlang gehörte Patrik Schick nicht zur Startelf von Bayer Leverkusen. Doch weil viele seiner Kollegen verletzt ausfallen, ist der Tscheche plötzlich gefragt wie lange nicht mehr - und schwingt sich in einem tristen Herbst zum großen Hoffnungsträger der Werkself auf.

Die Art und Weise, wie sich die Leverkusener in der Anfangsphase gegen den 1. FC Heidenheim präsentierten, ließ Böses erahnen. Angeknackstes Selbstvertrauen, individuelle Fehler am laufenden Band und Entsetzen über die eigene Leistung - auch bei Patrik Schick, für den das Spiel bis zum 0:2-Rückstand einer „Katastrophe“ glich.

{ "placeholderType": "MREC" }

Nach 25 Minuten breitete er die Arme aus und blickte ratlos in Richtung Trainer Xabi Alonso, so wenig war der Tscheche ins Spiel eingebunden. Doch der Fußball ist eben unerklärlich und unvorhersehbar. Wie schnell sich Dinge drehen und wenden können, spiegelte Schicks Arbeitstag perfekt wider.

Als die Werkself gerade am Boden lag und endgültig in die Krise zu schlittern schien, war es der Torjäger, der maßgeblichen Anteil an einem fulminanten Comeback hatte und tatkräftig dabei half, dass sein Team den Schalter auf einmal umlegte, sich doch wieder von seiner Schokoladenseite zeigte und „wie in alten Tagen“ dominierte. 5:2 hieß es am Ende. Schick traf dreimal. Einmal mit links, einmal mit rechts und einmal per Kopf - ein Hattrick aus dem Lehrbuch. Nach dem schlimmen Auftakt habe es der Double-Sieger „perfekt“ gemacht und „endlich unser Spiel auf den Rasen gebracht, wie wir es wollen“, sagte der Mann des Tages hinterher.

In den Katakomben genoss Schick, der eine lange Leidenszeit hinter sich hat, die Momente des Erfolgs sichtlich. Große Worte über seine eigene Leistung fand der immer etwas schüchtern wirkende Stürmer zwar nicht und sagte in aller Bescheidenheit nur: „Ich mache nichts Besonderes. Tore schießen ist mein Job.“ Dennoch wich ihm das beseelte Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Nachdem er auch den Interview-Marathon überstanden hatte, nahm er seine Kinder in Empfang und verschwand mit dem Spielball unter dem Arm in der Kabine. Lobeshymnen gab es von anderer Seite.

{ "placeholderType": "MREC" }

Schick? „Er ist brutal wichtig!“

Auch von Granit Xhaka, der sich ebenfalls in die Torschützenliste eintragen konnte und Schick als Stürmer adelte, „der da ist, wenn man ihn braucht. Er hat schon in Bochum getroffen und jetzt dreimal. Das war schon in der letzten Saison so“, stellte der Schweizer fest. „In der Box ist er eine Macht. Er braucht nicht viele Chancen, ist sehr stark mit dem Fuß und mit dem Kopf“. Deshalb wolle das Team auch in Zukunft alles daran setzen, ihn in die richtigen Positionen zu bringen, um erfolgreich zu sein. „Er ist brutal wichtig“, so Xhaka weiter über den von Woche zu Woche stärker werdenden Schick.

Dass Schick im bisherigen Saisonverlauf nur in Ausnahmefällen glänzen konnte, ist für Xhaka verständlich. „Wenn man nur zehn oder 20 Minuten spielt, ist es schwierig, einen Rhythmus zu finden“, sagte er über seinen Teamkollegen, der von Alonso lange Zeit nur selten berücksichtigt wurde. Schon in der Endphase der Double-Saison gelang es Schick kaum, aus dem großen Schatten des gesetzten Victor Boniface herauszutreten. Daran änderte sich auch zu Beginn der neuen Saison nichts. Um seine Situation zu verbessern, verzichtete er zuletzt sogar zweimal auf die Reise zur tschechischen Nationalmannschaft.

Ein durchaus hohes Investment, das sich voll auszuzahlen scheint. Schick, in der Vergangenheit immer wieder von hartnäckigen Verletzungen ausgebremst, wirkt in der aktuellen Phase fitter und austrainierter denn je. Seinem Nationaltrainer Ivan Hasek hat der 28-Jährige inzwischen seine Beweggründe erklärt. „Ich dachte, es wäre besser für mich, hier in Leverkusen zu bleiben, um mich auf die Bundesliga vorzubereiten“, so Schick, der bereits gegen Elversberg im Pokal doppelt und in der Liga in Bochum einmal getroffen hatte. Seine vorläufige Erkenntnis? „Das war eine gute Entscheidung.“ Denn urplötzlich ist er nicht mehr Edel-Joker, sondern Hoffnungsträger und unverzichtbar.

Seinen Platz im Team hat Schick in den kommenden Wochen so gut wie sicher, Alonso ist praktisch dazu gezwungen, seinem Torjäger das dringend benötigte und so lange gesuchte Vertrauen zu schenken: Mit Boniface (Oberschenkelverletzung), Amine Adli (Wadenbeinbruch) und Martin Terrier (Unterarmbruch) fallen alle weiteren Alternativen, die in der Sturmspitze agieren könnten, bis zum Jahresende aus. Doch wenn Schick so weitermacht, müsse man sich laut Xhaka keine allzu großen Sorgen machen: „Er kommt. Und wenn er mit weniger als 100 Prozent in zwei Spielen vier Tore schießt, bin ich gespannt, was passiert, wenn er bei 100 Prozent ist.“

{ "placeholderType": "MREC" }

Wie geht es bei Schick weiter?

Für Schick könnte die Zeit bis Weihnachten allerdings auch so etwas wie die letzte Chance bei Bayer sein. Mit seiner Rolle als Edelreservist, die er in den vergangenen Monaten innehatte, war er naturgemäß nicht zufrieden. Noch im Sommer hatte der 1,91 Meter große Stürmer trotz einiger Interessenten zwar betont, in Leverkusen bleiben und sich dem Konkurrenzkampf stellen zu wollen. Dass er sich aber keine weitere Saison als zweiter Stürmer hinter Boniface antun wird, gilt als nahezu sicher. Ein Transfer nach der laufenden Spielzeit ist daher ein denkbares Szenario.

Wie die Gazzetta dello Sport berichtete, soll unter anderem Juventus Turin seine Fühler ausgestreckt haben. Die Italiener wollten Schick bereits vor sieben Jahren in ihre Reihen holen, der Wechsel des damals 21-Jährigen war so gut wie fix. Dann platzte der Deal aber auf den letzten Metern, weil beim obligatorischen Medizincheck Herzprobleme festgestellt wurden. Juve teilte sogar offiziell mit, dass Schick, der dem Vernehmen nach über 30 Millionen Euro kosten sollte und dafür noch im selben Sommer zur AS Rom wechselte, nicht wie eigentlich geplant kommen werde.

Ob die Wechselgerüchte um Schick neue Nahrung erhalten, hängt nun von ihm selbst ab. Knüpft er an die Leistungen der vergangenen Wochen an, dürften die Leverkusener ihren Torjäger ohnehin kaum abgeben wollen. Die nächste Chance, seinen Wert zu steigern, hat er am Dienstag, wenn die Rheinländer in der Champions League auf Salzburg (ab 21 Uhr im LIVETICKER) treffen und er gegen eine persönliche Horrorbilanz kämpft: 22 Begegnungen absolvierte Schick mittlerweile in der Königsklasse, getroffen hat er dabei aber nie. Höchste Zeit, das zu ändern.