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"Interna wurden beim FC Bayern schon immer ausgeplaudert" - Badstuber-Interview

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"Interna wurden beim FC Bayern schon immer ausgeplaudert" - Badstuber-Interview

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Badstuber will zurück zu Bayern

Holger Badstuber weiß, wie es beim FC Bayern läuft. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der 35-Jährige Klartext über den Rekordmeister, seinen ehemaligen Teamkollegen Thomas Müller, TV-Experte Dietmar Hamann - und er kritisiert Christoph Kramer.
Holger Badstuber weiß, wie es beim FC Bayern läuft. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der 35-Jährige Klartext über den Rekordmeister und überrascht mit seiner Antwort auf die Frage, ob er es sich vorstellen kann, nach Bayern zurückzukehren.
Holger Badstuber weiß, wie es beim FC Bayern läuft. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der 35-Jährige Klartext über den Rekordmeister, seinen ehemaligen Teamkollegen Thomas Müller, TV-Experte Dietmar Hamann - und er kritisiert Christoph Kramer.

Holger Badstuber spielte 15 Jahre für den FC Bayern. Von 2009 bis 2017 schnürte er die Fußballschuhe für die erste Mannschaft des Rekordmeisters. In Deutschland stand er außerdem beim FC Schalke und beim VfB Stuttgart unter Vertrag.

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Im September 2022 beendete der gebürtige Memminger seine Profikarriere. Die Bayern hat er weiter stets im Blick. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der 35-Jährige über die Roten, Thomas Müller, TV-Experte Dietmar Hamann - und er kritisiert Christoph Kramer.

SPORT1: Herr Badstuber, was machen Sie gerade?

Holger Badstuber: Es ist wichtig, sich nach der Profikarriere Gedanken über die nächsten Schritte zu machen. Mir ist es wichtig, die freie Zeit, die ich vorher nie wirklich hatte, zu genießen. Ich konnte reisen und spontan sein. 2023 habe ich die B+-Lizenz erworben und dieses Jahr auch ein UEFA-Studium abgeschlossen. Ich möchte einfach dazulernen und Dinge machen, die auch außerhalb des Fußballs stattfinden.

SPORT1: Können Sie das genauer ausführen?

Badstuber: Als Fußballer lebt man täglich in einer Blase und kann kaum heraus. Ich habe das zu 100 Prozent gelebt und geliebt. Aber nach der aktiven Laufbahn begann ein neues Kapitel, in dem ich meinen Horizont erweitern wollte. Ich schaue mir aktuell viele Bereiche an, aber der Fußball spielt weiter eine große Rolle in meinem Leben.

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Freizeit? „Als Profi war die Struktur vorgegeben“

SPORT1: War es schwer für Sie, diese Blase zu verlassen? Viele fallen in ein kleines Loch.

Badstuber: Ich bin in kein Loch gefallen. Für mich war es entscheidend, dass ich die Entscheidung, aufzuhören, selbst getroffen habe. Danach war es wichtig, meinem Alltag eine Struktur zu geben. All die Jahre als Profi war diese Struktur vorgegeben. Alles war durchgetaktet. Ich habe keine Schwierigkeiten, in einem eigenen Rhythmus zu leben.

SPORT1: Möchten Sie eher ins Trainergeschäft oder ins Management?

Badstuber: Trainer zu werden, war mein erster Gedanke, aber tagtäglich auf dem Platz zu stehen, habe ich vorerst zurückgestellt. Ich möchte auch nicht nur am Schreibtisch sitzen. Wenn ich ins Fußballgeschäft zurückkehre, will ich nah an der Mannschaft sein und viel mit Menschen zu tun haben. Durch das Studium habe ich Einblicke erhalten und festgestellt, dass auch andere Positionen in einem Verein für mich infrage kommen.

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SPORT1: Wie gefährlich ist das heutige Fußballgeschäft?

Badstuber: Ist der Fußball wirklich gefährlich? Das Fußballgeschäft wird immer komplexer. Die Nebenschauplätze nehmen zu, und die Fußballblase wird immer weiter aufgebläht. Das birgt Gefahren, denn man kann den Fokus und sich selbst verlieren. Eigene Werte können in den Hintergrund geraten. Vieles wird vom Klub vorgegeben, aber man muss sich auch selbst schützen. Es ist wichtig, sich nicht zu sehr in die Medienfalle hineinziehen zu lassen. Durch das Internet und Social Media wird Fußball immer mehr zum Business. Man sollte seinen Werten treu bleiben, und das Umfeld spielt dabei eine große Rolle. Der Fußball selbst ist keine Gefahr, aber er ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, in dem auch viel Politik betrieben wird.

„Es ist wichtig, seine Meinung zu vertreten“

SPORT1: Viele Ex-Profis werden nach der Karriere TV-Experten, weil es gut bezahlt wird. Was denken Sie darüber?

Badstuber: Grundsätzlich finde ich es gut, wenn Ex-Spieler ihre Expertise einbringen und im Fußballgeschäft bleiben. Natürlich ist dieser Expertenjob inzwischen sehr gefragt und viele Ex-Spieler positionieren sich dort. Für mich zählt, wie sie es machen. Es gibt Ex-Profis, die sich da selbst etwas beweisen müssen und andere, die extra scharf kritisieren, um in der Presse zu stehen. Ich sehe es kritisch, wenn es gekünstelt wirkt. Ein Experte sollte authentisch bleiben. Respekt sollte immer im Vordergrund stehen. Gerade als ehemaliger Spieler sollte man wissen, wie Aussagen medial ausgeschlachtet werden können.

SPORT1: Wie sehen Sie zum Beispiel Bastian Schweinsteiger und Christoph Kramer?

Badstuber: Basti hat sich gut eingefunden und Christoph Kramer ist sehr beliebt. Aber ist es wichtiger, beliebt zu sein oder seine Meinung zu vertreten, ohne nach dem Mund der anderen zu reden? Wenn noch aktive Spieler gleichzeitig aber Experten sind, finde ich das schwierig. Diese Doppelmoral fand ich befremdlich.

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SPORT1: Max Eberl sagte kürzlich über Dietmar Hamann, er sei wie ein Tinnitus im Ohr, der alle drei Tage wieder auftaucht. Wie sehen Sie Hamann?

Badstuber: Didi Hamann hat ein dickes Fell. Er polarisiert mit bestimmten Aussagen und hat sich bewusst für diesen Weg entschieden. Seit vielen Jahren hat er sich als Experte einen Namen gemacht, auch im Ausland. Didi kann sich gewisse Dinge herausnehmen, weil er viel auf höchstem Niveau erlebt hat. Didi schadet dem FC Bayern nicht, nur weil durch manche Äußerungen über den Klub gesprochen wird. Das Spiel mit den Medien funktioniert so. Ich teile nicht immer seine Meinung, aber er ist ein Meinungsmacher mit klaren Aussagen. Manchmal geht er an die Grenze, aber sein Stil bleibt respektvoll.

Holger Badstuber: „Dass er verärgert ist, ist logisch“

SPORT1: Können Sie Eberls Tinnitus-Vergleich verstehen?

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Badstuber: Natürlich verstehe ich ihn. Er ist in einer Position, in der er auch mal gegensteuern muss. Eberl hat da nicht dünnhäutig reagiert. Didi kennt dieses Spielchen.

SPORT1: Zuletzt war Eberl ziemlich außer sich, als ein Reporter ihn etwas fragte und er wie folgt reagierte: „Mach einen Trainerschein.“ Wird Eberl zum neuen Uli Hoeneß?

Badstuber: Der FC Bayern ist in Deutschland immer noch die Nummer eins, und natürlich muss er Rede und Antwort stehen, vor allem nach einem verlorenem Spiel. Da darf er sich über unangenehme Fragen nicht wundern. Dass er nach einem 1:4 verärgert ist, ist logisch. Er ähnelt Hoeneß in gewisser Weise.

„Interna wurden beim FC Bayern schon immer ausgeplaudert“

SPORT1: Sie haben bei Instagram gepostet, dass Sie gespannt auf die Münchner sind. Wie beurteilen Sie die bisherige Saison?

Badstuber: Es geht für mich über das Sportliche hinaus, es geht auch darum, wie der Verein sich medial präsentiert. Besonders in der Führungsetage gab es zuletzt Unruhe. Eberl muss seinen Platz noch finden. Die Personalie Jan-Christian Dreesen ist auch interessant. Interna wurden beim FC Bayern schon immer ausgeplaudert. Bayern braucht immer ein, zwei Prozent mehr Power, um dauerhaft wieder erfolgreich zu sein, was nicht immer einfach ist abzuliefern.

SPORT1: Fehlt Bayern die Souveränität von früher?

Badstuber: Aktuell, ja. Aber Max Eberl soll die verlorene Souveränität wieder zurückbringen. Er hat eine große Aufgabe vor sich.

Champions League: „Bayern dürfen sich keinen Fehler mehr erlauben“

SPORT1: Es gab zuletzt immer wieder Diskussionen um die offensive Spielweise von Vincent Kompany. Wie sehen Sie ihn?

Badstuber: Hinten läuft es bei Bayern schon länger nicht rund. Für Kompany ist der FC Bayern eine große Herausforderung. Er ist ein sehr junger Trainer und bringt den Spielern viel bei, vor allem defensiv. In meinen Augen ist Kompany angekommen im Verein.

SPORT1: Fehlt Kompany ein Plan B?

Badstuber: Das würde ich nicht sagen. Es sind nur Nuancen, die fehlen. Kompany geht seinen Weg kompromisslos und hat die Mannschaft hinter sich.

SPORT1: Wo geht der Weg in der Champions League hin?

Badstuber: Bisher war es nicht gut, aber es geht weiter. In der Champions League dürfen sich die Bayern keine Fehler mehr erlauben.

Engagement bei Bayern? „Wir werden sehen“

SPORT1: Sie haben mit Thomas Müller gespielt. Lothar Matthäus sagte unlängst, Müller wäre der perfekte CEO. Wie sehen Sie seine Zukunft?

Badstuber: Thomas Müller muss weiter beim FC Bayern bleiben. Aber in welcher Position, das wird sich zeigen. Da muss auch etwas Geeignetes frei sein. Vielleicht will er auch erstmal eine Auszeit nehmen, was ihm gegönnt wäre. Aber eines steht fest: Thomas Müller ist ein fester Bestandteil des FC Bayern.

SPORT1: Welche Pläne haben Sie? Würden Sie gerne eine Position beim FC Bayern übernehmen?

Badstuber: Schon, ich habe dort 15 Jahre gespielt. Es ist aber gerade gut so, wie es ist. Wir werden sehen.

SPORT1: Letzte Frage: Manuel Neuer wird oft kritisiert. Wie beurteilen Sie seine Zukunft?

Badstuber: Darüber wird meiner Meinung nach zu oft diskutiert. In Italien wäre so etwas mit Gianluigi Buffon nie passiert. Manu ist nach schweren Verletzungen immer wieder zurückgekommen und hat eine fantastische EM gespielt. Man sollte einfach genießen, dass Manu noch immer auf dem Platz zu sehen ist.