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Frings über Bayern-Verfolger: "Man muss auch mal die Klappe halten"

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Frings über Bayern-Verfolger: "Man muss auch mal die Klappe halten"

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Hoeneß? "War schon überheblich"

Der Klassiker steht an! Vor dem Duell zwischen dem BVB und Bayern spricht Torsten Frings im exklusiven SPORT1-Interview über die Chancen beider Teams. Für das Management des Rekordmeisters hat er Kritik parat und verrät, wie er zu Uli Hoeneß steht.
Klartext-Aussagen vom Klub-Patron: Geht es nach Uli Hoeneß, ist die Titel-Frage in der Fußball-Bundesliga schon längst beantwortet. „Was ich zusagen kann, ist die deutsche Meisterschaft“
Der Klassiker steht an! Vor dem Duell zwischen dem BVB und Bayern spricht Torsten Frings im exklusiven SPORT1-Interview über die Chancen beider Teams. Für das Management des Rekordmeisters hat er Kritik parat und verrät, wie er zu Uli Hoeneß steht.

Es gibt nicht viele Bundesliga-Spieler, die mit dem BVB und dem FC Bayern erfolgreich waren. Zu der kleinen Gruppe gehört Torsten Frings. Der Ex-Profi holte mit den Bayern 2005 das Double, davor absolvierte er für Dortmund 49 Spiele und hielt dem Klub auch in finanziell schwierigen Phasen die Treue.

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Im exklusiven Interview mit SPORT1 blickt der Vize-Weltmeister von 2002 auf seine beiden ehemaligen Teams und verrät, wem er heimlich die Daumen drückt.

SPORT1: Herr Frings, der Klassiker zwischen dem BVB und dem FC Bayern (Samstag, 18.30 Uhr im LIVETICKER) steht an. Mit Blick auf die Tabelle sind die Münchner klarer Favorit, oder?

Frings: „Bayern hat sich stabilisiert"

Torsten Frings: Wenn man die letzten Wochen sieht, dann auf jeden Fall. Bayern hat sich stabilisiert, da ist seit der Niederlage in Barcelona einiges zusammengewachsen. Das war wirklich eindrucksvoll – auch weil die Abwehr deutlich stärker geworden ist. Sie verteidigen sehr gut als Mannschaft, das sieht momentan richtig gut aus.

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SPORT1: Hat Vincent Kompany aus der Niederlage in Barcelona also die richtigen Schlüsse gezogen?

Frings: Als Trainer sieht man ja, wenn etwas nicht passt. Wenn du neu bist, brauchst du eben Zeit, deine Mannschaft kennenzulernen. An Niederlagen wie bei Barca kann man wachsen.

SPORT1: Und durch Niederlagen lernt man seine Mannschaft besser kennen als durch Siege?

Frings: Wenn man gewinnt, sieht man leichter über Fehler hinweg und denkt sich unterbewusst: Naja, hat ja trotzdem gereicht. In 50/50-Spielen entscheiden aber dann genau diese kleinen Fehler und man verliert. Das haben die Bayern in Barcelona schmerzhaft lernen müssen. Bei den Ansprüchen in München, wo man ja ins Finale kommen will, tun solche Pleiten doppelt und dreifach weh. Aber sie haben daraus gelernt – auch wenn die Gegner nicht das Kaliber von Barca hatten, so ehrlich muss man sein.

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SPORT1: Auch beim BVB sitzt ein junger Trainer auf der Bank. Für Nuri Sahin ging es in den vergangenen Wochen auf und ab. Hat er schon genügend Reife für diesen Job?

Sahin? „Er lernt in jedem Spiel dazu"

Frings: Ich wünsche es ihm jedenfalls. Eine solche Chance ist für einen relativ unerfahrenen Trainer nicht alltäglich. Gleich eine solche Top-Mannschaft übernehmen zu dürfen, ist außergewöhnlich. Klar, auch er lernt in jedem Spiel dazu.

SPORT1: Der Rückstand auf die Bayern ist trotzdem erheblich. Was muss beim BVB besser werden?

Frings: Zuhause ist der BVB eine Macht. Da werden sie gepusht und haben die 80.000 Fans im Rücken, aber so langsam müssen die Dortmunder nach dem Sieg in Zagreb auch in der Bundesliga auswärts mal liefern. Sonst ist man in Sachen Meisterschaft schnell chancenlos.

SPORT1: Ist der Meisterschafts-Zug für Dortmund nicht schon bereits jetzt abgefahren? Immerhin sind es satte zehn Punkte Rückstand auf den Tabellenführer aus München …

Frings: Man muss da fair bleiben. Bayern ist absoluter Titelfavorit – schon vor der Saison und trotz der Erfolge er Leverkusener. Die Münchner haben sich einen guten Vorsprung erspielt und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass da noch viel schiefgeht. Den Dortmundern jetzt zu sagen, sie müssten Meister werden, ist nicht ganz fair. Wenn sie unter die ersten vier Mannschaften kommen, haben sie schon einen guten Job gemacht. Die Teilnahme an der Champions League ist meines Erachtens aber Pflicht.

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Frings: „Hoeneß bohrt gerne in den Wunden der anderen"

SPORT1: Dann gehen Sie also mit Uli Hoeneß mit? Der Ehrenpräsident hat die Meisterschaft für seine Bayern ja bereits fest verbucht.

Frings: Uli Hoeneß ist immer jemand, der die anderen piekst, wenn es bei Bayern gut läuft. Er bohrt gerne in den Wunden der anderen. (lacht) Sie haben jetzt schon einen großen Vorsprung und können mit einem Sieg in Dortmund einen weiteren großen Schritt machen. Um den Vorsprung noch abzugeben, müssten sie mindestens dreimal hintereinander verlieren – das ist sehr unwahrscheinlich.

SPORT1: Aber Hoeneß‘ Aussagen grenzen doch trotzdem an Überheblichkeit, oder?

Frings: Das war schon überheblich, aber wenn man so einen Vorsprung hat, kann man auch mal etwas großspuriger auftreten.

SPORT1: Warum wehrt sich in Dortmund, Leverkusen oder Leipzig niemand öffentlich dagegen? Man hat das Gefühl, die anderen Teams nehmen solche Aussagen einfach hin.

Frings: Was soll die Konkurrenz denn schon erwidern? Manchmal ist es einfach besser, wenn man einfach nichts sagt. Bei so einem Rückstand muss man sich als Verfolger eher zurücknehmen, die Schmach über sich ergehen lassen und auch mal die Klappe halten.

Frings: Hoeneß verteidigt Bayern „wie eine Löwenmama"

SPORT1: Wie haben Sie Uli Hoeneß gerade auch in Ihrer Münchner Zeit erlebt?

Frings: Ich fand ihn immer toll und tue das auch heute noch. Er steht zu 100 Prozent zu seinem Verein und verteidigt ihn wie eine Löwenmama. Das fand ich als Bayern-Spieler toll, aber auch als Konkurrent der Bayern hat mir das imponiert. Ich hatte immer ein super Verhältnis zu ihm, weil er ein Mann ist, der sein Wort hält.

SPORT1: In München diskutiert man gerade darüber, wer Manuel Neuer als Kapitän nachfolgen könnte. Sportvorstand Max Eberl möchte Joshua Kimmich dieses Amt übergeben und ihm damit eine Vertragsverlängerung schmackhaft machen. Ist Kimmich der Richtige dafür?

Frings: Der Weg zum Kapitänsamt war ja vorgezeichnet und für mich immer klar. Ich glaube aber, dass Joshua Kimmich ein Spieler ist, der ganz genau hinschaut – gerade in Phasen, in denen es nicht läuft. Und da gab es Momente, in den er nicht die hundertprozentige Rückendeckung des Vereins hatte – das hat er sich gemerkt. Ich bin mir sicher, dass er sich das mit der Vertragsverlängerung daher ganz genau überlegt und auch die schweren Monate, in denen er in der Kritik stand, noch im Hinterkopf hat. Die fehlende Rückendeckung hat er sicherlich nicht vergessen.

Kimmich? „Wenn man ihn zum Kapitän machen will, muss man ihn stärken"

SPORT1: Sind die Bayern also in der vergangenen Saison falsch mit ihm umgegangen? Haben sie Kimmich Druck gemacht, obwohl er eigentlich getätschelt werden müsste?

Frings: Ich weiß nicht, ob man ihn tätscheln muss. Aber solchen Spielern muss man auch in schweren Phasen vertrauen. Wenn es nicht läuft, musst du dich als Verein hinter Spieler wie Kimmich stellen. Wenn man ihn in der Zukunft zum Kapitän machen will, dann muss man ihn stärken. Das blieb aber in der vergangenen Saison oft aus – das hat sich Kimmich sicher gemerkt.

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SPORT1: Max Eberl hat immerhin schon Fehler im Umgang mit Kimmich eingeräumt. Das dürfte beim Spieler sicher gut ankommen.

Frings: Fußball ist Tagesgeschäft. Man kann alle Probleme aus der Welt schaffen und von vorne beginnen. Ein Selbstläufer wird diese Vertragsverlängerung aber nicht, da sollte sich niemand täuschen.

SPORT1: Leon Goretzka kämpft sich gerade aus seiner schweren Phase heraus. Er gilt ja seit Saisonbeginn als klarer Abschiedskandidat. Jetzt kommt er aufgrund der Verletzungen von Joao Palhinha und Aleksandar Pavlovic doch zu Startelfeinsätzen. Sehen Sie für ihn noch Hoffnung, dass er in München bleiben darf?

Frings: Für Goretzka gilt das gleiche wie für Kimmich. Meiner Meinung nach ist er angesichts seiner großen Verdienste nicht fair behandelt worden. Man hatte das Gefühl, dass man Goretzka zwar gesagt hat, dass man nicht mehr mit ihm plane und er sich einen Verein suchen soll. Seine großartigen Leistungen für den Verein wurden da aber meines Erachtens nicht berücksichtigt. Auch Goretzka hätte in der Vergangenheit mehr Rückendeckung verdient gehabt.

SPORT1: Trotz seiner teilweise durchwachsenen Leistungen?

Frings: Es lief nicht gut bei ihm, klar. Auch für die EM wurde er ja nicht nominiert. Dennoch zeigt sich gerade da, ob man als Verein hinter seinem Spieler steht. Das ist nicht passiert. Aber als Leon Goretzka würde ich noch nicht aufgeben. Wenn man an sich glaubt und sich dem Trainer immer wieder zeigt, dann bekommt man seine Chance. Zuletzt hat Leon die ja durchaus nutzen können.

SPORT1: Wo wir gerade über Spieler auf der Sechser-Position sprechen: Wer sollte denn in Dortmund diesen Job in der Zentrale übernehmen? Es gibt ja einige Kandidaten.

Frings: Felix Nmecha macht das in den letzten Spielen sehr ordentlich. Zugebenermaßen hat er aber sehr lange gebraucht, um nach seiner Verletzung in Form zu kommen. Emre Can kann die Position ebenfalls gut ausfüllen. Das hat er oft genug bewiesen, auch wenn ihm zuletzt ein paar Leichtsinnsfehler unterlaufen sind.

Frings: „Can wurde zu Unrecht zum alleinigen Sündenbock gemacht"

SPORT1: Was ihm ja auch Kritik eingebracht hat …

Frings: Aus meiner Sicht ist er da zu Unrecht zum alleinigen Sündenbock gemacht worden. Er hat all die Kritik und Häme abbekommen, obwohl man die ganze Mannschaft in die Pflicht nehmen muss. Er musste da zu sehr für das Team büßen.

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SPORT1: Pascal Groß spielte gegen Zagreb auf der rechten Verteidigerposition, ist aber eigentlich für die Zentrale geholt worden. Allerdings gilt er als recht langsam. Sie haben selbst vor der Abwehr gespielt: Ist Schnelligkeit auf der Position überhaupt so entscheidend?

Frings: Du brauchst schon eine gewisse Dynamik und Zweikampfstärke, allerdings ist auch Ballsicherheit wichtig. Pascal Groß kann ein Spiel lesen und Aktionen antizipieren – damit kompensiert er seine fehlende Schnelligkeit. Mir gefällt, dass er ein Spieler ist, der keine Angst davor hat, den Ball zu haben. Er fordert ihn, auch wenn er mal einen Gegner direkt im Rücken hat. Er wird als Neuzugang auch noch etwas brauchen, um auf 100 Prozent zu kommen. Aktuell sehe ich im Kampf um die Position vor der Abwehr Felix Nmecha vorne.

SPORT1: Zum Abschluss: Welchem Ihrer beiden Ex-Klubs drücken Sie heimlich die Daumen und wer gewinnt am Samstagabend?

Frings: Ich drücke ehrlicherweise dem BVB die Daumen, weil ich dort eine sehr, sehr schöne Zeit hatte und immer noch guten Kontakt nach Dortmund habe. Allerdings denke ich angesichts der letzten Wochen, dass die Bayern gewinnen werden.