Durchpusten, Kopfschütteln und jede Menge Sorgenfalten: Das hätten sich die BVB-Bosse einfacher vorgestellt! Ihnen schlug auf der Mammut-Jahreshauptversammlung, die knapp siebeneinhalb Stunden dauerte, heftiger Gegenwind entgegen.
Denkzettel für BVB-Bosse
Im Zentrum der Kritik: Der Sponsorendeal mit dem Rüstungsunternehmen Rheinmetall. Fast schon still und heimlich verkündeten die Bosse kurz vor dem Finale in der Champions League die lukrative, aber moralisch bedenkliche Zusammenarbeit.
Rheinmetall-Ablehnung gipfelt in der Jahreshauptversammlung
Sogar Watzke gab zu, dass ihm diese Entscheidung einige „schlaflose Nächte“ bereitete. Die Verantwortliche betonten immer wieder, dass „ökonomische Gründe“ entscheidend waren und der Deal „extrem lukrativ“ sei. Bis zum Laufzeit-Ende 2027 soll er dem BVB über 20 Millionen Euro einbringen.
Doch der Plan ging nach hinten los. Zum Saisonauftakt gegen Eintracht Frankfurt (2:0) reagierten die schwarz-gelben Anhänger mit zahlreichen Protestaktionen in und um den Signal Iduna Park herum. Die Ablehnung gegen den Rüstungskonzern gipfelte am Sonntag-Abend in der Jahreshauptversammlung.
Ein Großteil der dort über 1000 anwesenden BVB-Fans fürchtet eine „Spaltung“ der Anhänger und des Vereins. Außerdem werfen sie Rheinmetall „Sportswashing“ vor, also dass der Rüstungskonzern sein Image, als Profiteur des Kriegs, mit dem Verein Borussia Dortmund aufpolieren möchte. Zudem entspräche der Deal nicht den „Werten“ und dem „Ehrenkodex“ des Vereins.
Immer wieder warfen sich die Beteiligten, in einer überwiegend sachlichen Diskussion, Argumente für und gegen um die Ohren.
Angespannte BVB-Jahreshauptversammlung
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke war die angespannte Situation in der Westfalenhalle drei ins Gesicht geschrieben. Dass er den Saal zwischen 16:09 Uhr bis 16:28 Uhr, während zum Teil emotionale Reden der Anhänger geschwungen wurden, verließ, sprach Bände.
Insgesamt drei Anträge, die sich auf den Rheinmetall-Deal bezogen, lagen der BVB-Geschäftsführung vor. Auch wenn die Bosse, allen voran die Geschäftsführer Carsten Cramer und Hans-Joachim Watzke versuchten, zwei der drei Antragsteller von ihrem Antrag abzubringen, da dieser Schnittmengen mit dem ersten aufwiesen, wurden am Ende alle drei in einer geheimen und zeitintensiven Wahl per Stimmzettel abgezählt.
Fan-Anträge gegen Rheinmetall erhalten Mehrheit
Dem ersten, von Anfang an prominentestem Antrag von Mitglied Wilfried Harthan wurde unter tosendem Applaus (556 Ja-Stimmen, 247 Nein-Stimmen, 52 Enthaltungen) zugestimmt.
Der Inhalt: Der Großteil der Mitgliederversammlung missbilligt den Werbedeal mit Rheinmetall und ist der Ansicht, dass der Sponsorenvertrag so rasch wie möglich beendet werden soll. Keinesfalls soll er über das Ende der Laufzeit hinaus (2027) verlängert werden.
Auch der dritte Antrag von Dr. Markus Schäfer erhielt eine, wenn auch knappe, Zustimmung (372 Ja-Stimmen, 289 Nein-Stimmen). Dieser beinhaltet die Bildung einer Kommission, die unter Berücksichtigungen von und in Ergänzung zu Satzung und Grundwertekodex einen Vorschlag für ein Positionspapier zu Partnerschaften erarbeitet.
Bedeutet: Es soll in Zukunft Verantwortliche geben, die Leitplanken für zukünftige Kooperationspartner definieren.
Der zweite Antrag, der eine Konformitätsprüfung durch die Mitglieder bei zukünftigen Sponsorendeals vorsah, erhielt keine Mehrheit.
Mitgliedsanträge sind nicht rechtlich bindend
Die Fans dürfen den Ausgang der Mammut-Sitzung, gerade im Hinblick auf den Rheinmetall-Deal, als Erfolg verbuchen. Doch was bedeutet das nun für die Zukunft des Vereins?
Die Anträge sind Handlungsempfehlungen für die Gremien, die Druck und Einfluss auf die Geschäftsführung ausüben können. Rechtlich bindend sind die Anträge für die Geschäftsführung der KGaA um Watzke nicht.
Doch die Mammut-Sitzung zeigte: Die Bosse sollten die Anliegen und Anträge ihrer Mitglieder ernst nehmen. Denn sonst könnten die Gremien schon bald anders besetzt werden und der Gegenwind, nicht nur bei der nächsten Jahreshauptversammlung, sondern schon in naher Zukunft, zunehmen. Eine weitere Verschärfung der ohnehin schon angespannten Situation zwischen den Bossen und den BVB-Mitgliedern dürfte damit vorprogrammiert sein.