Zuhause hui, auswärts pfui – Borussia Dortmund wandelt in dieser Saison zwischen den Extremen. Während der BVB alle sieben Heimspiele gewinnen konnte, gingen die letzten sechs Auswärtsspiele allesamt verloren – was 2006/07 letztmals der Fall war.
Hamann zerlegt BVB!
Die Mannschaft von Nuri Sahin bekommt auswärts kein Bein auf den Boden und verlor nun auch sang- und klanglos mit 1:3 beim FSV Mainz 05, zugegebenermaßen nach langer Unterzahl aufgrund des unnötigen Platzverweises von Emre Can und mit angespannter Personaldecke.
Doch die Art und Weise, wie sich der BVB in Mainz seinem Schicksal ergab, sowie sämtliche Erklärungsversuche seitens der Dortmunder für das neuerliche Auswärtsfiasko brachten Sky-Experte Dietmar Hamann regelrecht auf die Palme.
Hamann watscht BVB ab
„Wir sprechen hier über den Champions-League-Finalisten gegen eine Mannschaft, der das Wasser im vergangenen Jahr bis zum letzten oder vorletzten Spieltag bis zum Hals stand“, schimpfte Hamann. „Da muss ich auch erwarten, dass ich das Spiel offen gestalte mit zehn Mann. Personaldecke hin oder her.“
Aber der frühere deutsche Nationalspieler sah nur „Einbahnstraßenfußball. Es hat nur eine Mannschaft gespielt, die mit elf Spielern, und die zehn haben sich durchgerungen und bis zum Schlusspfiff durchgehangelt. Aufbäumen sieht anders aus. Ich habe schon seit einigen Wochen kein gutes Gefühl, und das unterstreichen sie einfach jedes Mal, wenn sie auswärts spielen.“
Sahin wiederum sah in der Roten Karte den Knackpunkt für die Niederlage in Mainz: „Es ist keine Ausrede, aber die Jungs gehen auf der letzten Rille, und dann noch mit zehn Mann 60, 65 Minuten zu spielen, ist nicht so einfach.“
Für Hamann verfolgt Sahin den völlig falschen Ansatz. „Dass die viel gespielt haben, das verstehe ich ja“, sagte der 51-Jährige. „Nur: Du gibst den Spielern ein Alibi. Die gehen jetzt nach Hause, dann hören sie: ‚Die gehen auf der letzten Rille, wir haben keine Kräfte mehr, wie soll es anders gehen?‘ Wenn du den Spielern das sagst, dann werden sie das irgendwie im Hinterkopf haben und dann gibst du ihnen Ausreden und Alibis. So kommen die Dortmunder mit Sicherheit nicht weiter.“
„Ich habe das Gefühl, dass immer nach Ausreden gesucht wird“
Eine Mannschaft wie der BVB müsse auch mit lediglich zwölf oder 13 Spielern in der Lage sein, drei Partien in einer Woche zu absolvieren: „Die regenerieren, nehmen ihre Eisbäder und trinken ihre Milchshakes. Die müssen doch in der Lage sein, dreimal 90 Minuten zu spielen“, echauffierte sich der frühere Bayern-Star.
Auch wenn Hamann betonte, dass der 36 Jahre alte Sahin „verantwortlich für die Mannschaft“ sei, nimmt er vor allem die Spieler in die Pflicht. „Die haben sich heute in der zweiten Hälfte ergeben. Als junger Trainer, da will ich den Trainer ein Stück weit in Schutz nehmen, brauchst du die Hilfe der Spieler, und die hat er nicht. Ich glaube, dass die Mannschaft eine harte Hand braucht, und ich weiß nicht, ob der Nuri Sahin das ist.“
Würde es nach Hamann gehen, dann würde er mal mit der Faust auf den Tisch hauen. „Ich habe das Gefühl, dass immer nach Ausreden gesucht wird. Die sollen mal in den Spiegel schauen, ob jeder einzelne genug für die Mannschaft, für den Verein macht. Und dann werden sie wahrscheinlich zu dem Ergebnis kommen, dass das nicht der Fall ist. Und deswegen kriegen sie solche Ergebnisse Woche für Woche.“