Sieben Spielerverträge laufen im Sommer 2025 beim FC Bayern aus. Bei allen sieben Profis besteht die Möglichkeit, dass es auch danach noch in München weitergeht. Doch alle Fälle sind unterschiedlich gelagert. Jeder der Stars hat andere Ansprüche und Ziele, jeder bringt eine andere Vorgeschichte mit.
So clever muss Eberl vorgehen
Das macht es Sportvorstand Max Eberl nicht immer leicht. Er muss jeden Fall einzeln betrachten und doch das große Ganze im Blick behalten. Und ein Faktor wird immer wichtiger: Das Zwischenmenschliche.
„Es sollte immer so sein, dass man eine sehr gute Basis hat – mit dem Spieler, was immer ein großes Verdienst des Trainers ist. Wir reden immer über Verträge, Fakten und Geld, aber dass man auch eine Zwischenmenschlichkeit braucht, dass man sich wohlfühlen muss und man Wertschätzung erhalten will, ist auch klar“, sagte Eberl am Donnerstag auf Nachfrage von SPORT1.
Musiala und Kimmich genießen Priorität
Das Thema Wertschätzung dürfte vor allem bei den beiden Spielern eine Rolle spielen, die der FC Bayern mit oberster Priorität an der Säbener Straße halten will: Jamal Musiala und Joshua Kimmich. Nicht umsonst rollen sämtliche Bayern-Bosse den beiden verbal den roten Teppich aus.
Dazu gehörte unter anderem auch die Tatsache, wie sich der Rekordmeister öffentlich darüber beschwerte, dass Musiala nicht für den Ballon d‘Or nominiert wurde. Das kam ihm Lager des Spielers positiv an.
Joshua Kimmich hat derweil auch vernommen, dass man beim FCB wieder voll auf ihn setzt. Während der 29-Jährige vor einem halben Jahr noch so manche Kritik zu hören bekam, hat sich hier der Wind komplett gedreht. Im STAHLWERK Doppelpass Mitte September räumte Eberl dahingehend sogar Fehler ein. Auch wenn Kimmich zuletzt in Sachen Vertragsverlängerung nicht vollkommen euphorisch wirkte, taten die Eberl-Aussagen dem Verhältnis gut.
Eberl trotzt Beratern
Der Sportvorstand muss derzeit gewissermaßen mehrere Gesichter zeigen, denn die Ausgangslagen in den jeweiligen Verhandlungen sind enorm verschieden. Eigentlich bräuchte es mehrere Max Eberls – oder der Bayern-Boss präsentiert eben mehrere Facetten. Auch weil die hinter den Spielern stehenden Berater unterschiedlich ticken und auftreten.
„Mit den Beratern und Agenturen ist es so, dass man – in Anführungszeichen – natürlich kämpft. Der eine hat seine Position, wir haben unsere. Man versucht eben, einen Weg zu finden. Mein Ansinnen ist es, das immer auf einem guten Level mit guter Stimmung und gutem Niveau zu machen. Am Ende wollen wir alle dasselbe. Das funktioniert besser, wenn man ein gutes Gesprächsklima hat, statt ständig auf Konfrontationskurs zu sein“, erklärt Eberl und ergänzt: „Was aber nicht heißt, dass man nicht auch mal sagen kann: ‚Stopp! Bis hierhin und nicht weiter!‘“
Diese harte Seite des Sportvorstands dürfte höchstwahrscheinlich Nick Huoseh erlebt haben. Während der Berater von Alphonso Davies Anfang des Jahres noch sehr forsch auftrat und offenkundig ein deutlich verbessertes Gehalt für seinen Schützling forderte, hört man jetzt wesentlich defensivere Töne. Auch der verbale Warnschuss von Uli Hoeneß im Sommer (Zitat: „Manche Berater wissen nicht einmal, dass im Ball Luft ist“) dürfte dabei eine Rolle gespielt haben.
Sané muss sich zeigen
Bei Leroy Sané ist die Lage kompliziert. Fakt ist: Die Bayern wünschen sich, dass der Nationalspieler wieder zu alter Stärke zurückfindet. Gleichzeitig wird es im Sommer gerade auf den Flügeln zu Veränderungen kommen müssen. Serge Gnabry, Kingsley Coman, Michael Olise und eben Sané – allen verpasste Trainer Vincent Kompany am Donnerstag das Label „Weltklasse“, doch deren Gehälter sind das eben auch.
Noch gut in Erinnerung ist Hoeneß' Ansage, der FC Bayern habe „keinen Geldscheißer“ – ein Eindampfen der Gehälter dürfte also durchaus Thema werden. Zumal es eben jener Hoeneß war, der gleichzeitig Florian Wirtz von Bayer Leverkusen zum Top-Transferziel der Bayern ausgerufen hat. Dieser Deal wird teuer.
Sané muss sich also entsprechend stark präsentieren – und tat das zuletzt auch. Dass er jüngst der Sport-Bild sagte, dass Geld für ihn nicht Priorität habe, bringt ihn einer Vertragsverlängerung bereits ein Stück näher.
„Der Reiz für mich liegt in dem Verein, wo ich meine beste Leistung zeigen, mich entwickeln und Titel gewinnen kann. Das habe ich beim FC Bayern. Hier habe ich meine größte Herausforderung und Ziele“, so Sané weiter. Eberl sagte dazu: „Trotzdem sind wir im Leistungsbereich, wo man nichts versprechen kann. Das ist auch normal, aber auf einem respektvollen Niveau.“
Um die Urgesteine ist es ruhig
Spannung versprechen auch die Verhandlungen mit Thomas Müller und Manuel Neuer. Öffentlich ist es bemerkenswert ruhig geworden, wenn es um die Zukunft der beiden Urgesteine geht. Anfang September blockte Eberl die SPORT1-Frage nach einem neuen Vertrag für Müller mit einem Witz ab: „Da müssen wir Paulaner fragen - oder welchen Werbepartner Thomas auch immer hat.“
Hier scheint der FC Bayern keine Eile zu haben, denn wie sehr der Klub seine lebenden Legenden schätzt, wurde in der Vergangenheit nur allzu deutlich. Liebeserklärungen sind nicht mehr nötig. Jetzt ist Cleverness gefragt.