Die Meister-Ansage von Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat in der Bundesliga für mächtig Gesprächsstoff gesorgt. Auch im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 wurde die kontroverse Aussage heiß diskutiert - mit unterschiedlichen Ansichten.
Hoeneß-Ansage: „Muss einfach raus“
„Ich bin ganz klar bei ihm (Hoeneß; Anm. d. Red.). Die werden Meister. Aus Uli spricht der Stolz. Das hat ihn genervt, dass Leverkusen den Bayern auf der Nase rumgetanzt ist. Jetzt sieht er, wie die Mannschaft spielt und harmoniert“, sagte Bayerns ehemaliger Technische Direktor Michael Reschke.
Die aktuelle Entwicklung tue Hoeneß gut: „Da spricht die Genugtuung, das muss einfach raus aus Uli Hoeneß.“
„Würde Hoeneß in vielen Dingen widersprechen“
Der 72-Jährige hatte bei einem Forum von „Finanz und Wirtschaft“ in Schweizerischen Rüschlikon eine überraschende Ankündigung gemacht: „Was ich zusagen kann, ist die deutsche Meisterschaft. Wir stehen zum heutigen Zeitpunkt wunderbar da. Wir sind Tabellenführer. Und unsere einzigen richtigen Konkurrenten Bayer Leverkusen und RB Leipzig liegen weit hinter uns“, sagte er am Donnerstagabend.
Podcaster und Frankfurt-Experte Basti Red pflichtet Hoeneß in diesem Punkt bei: „Ich würde Uli Hoeneß in sehr vielen Dingen widersprechen, die er von sich gibt, aber bei dieser Thematik wahrscheinlich eher nicht. Ich habe die Bayern im Waldstadion (Deutscher Bank Park in Frankfurt; Anm. d. Red.) gesehen, die waren sehr beeindruckend.“
Hoeneß' Ansage sei „in Richtung Dortmund wahrscheinlich eine Provokation“, aber „bevor Bayer Leverkusen oder RB Leipzig Meister werden, will ich ihn bitten, diese Zusage einzuhalten“.
Kritischere Fragen gab es hingegen von Sportmoderator Thomas Wagner, der zunächst feststellte: „Ich glaube auch, dass die Bayern Meister werden und es nach der letzten Saison ein Reflex ist. Aber ich frage mich trotzdem, was er mit dieser Aussage eigentlich bezwecken will.“
Vor allem Cheftrainer Vincent Kompany werde durch solche Aussagen beeinflusst. „Die Frage ist ja, was macht das mit dem Trainer, der einen richtig guten Job macht. Der wird ja sicherlich nicht sagen: ‚Uli Hoeneß hat Unrecht‘. Dann bist du ja an der Säbener Straße Persona non grata. Er macht das so beiläufig. Also ich kann euch die Meisterschaft schon zusagen, als wenn das gar nichts wäre. Ich glaube, für Kompany ist das schon irgendwas“, meinte Wagner - und legte nach:
„Ich finde es ein bisschen bräsig und unnötig. Er sagt die Meisterschaft zu und ich glaube auch, dass die Bayern Meister werden, aber das ist wenig Respekt der eigenen Leistung und auch den Konkurrenten gegenüber.“
„Normaler Uli-Hoeneß-Reflex“
Deutlich weniger überrascht von den Aussagen des ehemaligen FCB-Bosses zeigte sich hingegen Ex-Bayern-Profi Markus Babbel. „Das Einzige, was mich überrascht, ist, dass wir darüber diskutieren. Das ist ein normaler Uli-Hoeneß-Reflex. Das überrascht mich nicht“, meinte Babbel und richtete den Blick auf die kommenden Spiele in der Königsklasse.
„Die Champions League wird spannend. Es ist nicht so gelaufen, wie es sich die Bayern aus ihrem Selbstverständnis heraus vorgestellt haben. Jetzt am Dienstag gegen Paris müssen sie liefern. Das wäre ja der Supergau, du dominierst die Bundesliga und scheidest aus der Champions League aus. Durch die Breite, die sie haben, muss der Anspruch sein, international erfolgreich zu sein. Ich sehe keinen Verein international, der breiter aufgestellt ist“, behauptete der Europameister von 1996.
Auch SPORT1-Experte Stefan Effenberg betonte nun die Relevanz der kommenden Spiele. „Der ein oder andere Verein ist vielleicht angepisst. Für die Spieler sehe ich das als Motivation, liefern zu müssen. So kennen wir Uli Hoeneß. Diese Aussage kam vielleicht einen Monat zu früh. Aber es hätte es so oder so gesagt. Es stehen Spiele vor der Tür mit Dortmund, Leverkusen und Paris, die es vielleicht nochmal in die andere Richtung drehen könnte. Aber so ist der Uli. Damit nimmt er die Mannschaft in die Pflicht.“
Dennoch warnte Effenberg: „Ich möchte nicht wissen, was hier in München los ist, wenn Leverkusen hier im Pokal gewinnt. Dann ist der erste Titel weg. Dann könnte es nochmal extrem unruhig werden.“