1966 führte er Borussia Dortmund als Kapitän zum ersten Europapokaltitel eines deutschen Teams. 58 Jahre später ist Wolfgang Paul im Rahmen der Jahreshauptversammlung mit einer besonderen Ehrung bedacht worden: Der BVB ernannte die inzwischen 84 Jahre alte Vereinslegende zum Ehrenspielführer.
Krönung einer bewegten BVB-Karriere
Unter minutenlangem Applaus und Standing Ovations nahm Paul die Auszeichnung für seine herausragenden sportlichen Leistungen am Sonntag in der Dortmunder Westfalenhalle entgegen.
Am 5. Mai 1966 hatte der beinharte BVB-Verteidiger den größten Moment seiner Karriere erlebt. Nach dem sensationellen 2:1-Coup gegen den haushohen Favoriten FC Liverpool streckte der Dortmunder Kapitän den Europapokal der Pokalsieger gen Himmel.
Erster deutscher Europapokalsieger
Es war der wichtigste Erfolg einer deutschen Mannschaft seit dem WM-Titel 1954 in der Schweiz. Niemand hatte mit einem schwarz-gelben Sieg auf der Insel gerechnet.
Dementsprechend kannte der Jubel in Dortmund keine Grenzen: Insgesamt 300.000 Fans empfingen die Europapokalsieger begeistert bei deren Rückkehr. In offenen Cabrios wurden die Spieler durch die überfüllten Straßen bis zum Borsigplatz kutschiert – ein unvergessliches Erlebnis für Paul und seine Teamkollegen.
Unvergessen bleibt auch Pauls Auftritt im Halbfinale gegen West Ham United. Seine Leistung war so beeindruckend, dass der englische Klub ihn im Anschluss direkt verpflichten wollte. Doch Paul lehnte ohne zu zögern ab – getreu dem Motto „einmal Borusse, immer Borusse“.
Vom Stürmer zum Abwehrchef
Seine Zeit in Dortmund hatte 1961 begonnen, als der in Olsberg im Sauerland geborene Fußballer nach Stationen beim TuS Bigge und VfL Schwerte zum BVB wechselte.
Bei den Schwarz-Gelben wurde der gelernte Halbstürmer kurzerhand zum Vorstopper umfunktioniert. Schnell etablierte sich Paul mit seiner klugen Spielweise und seinem bedingungslosen Einsatz als Abwehrchef, was ihm den Namen „der Stopper“ einbrachte. 1963 krönte er sich mit Dortmund zum Deutschen Meister, zwei Jahre später bejubelte er den Gewinn des DFB-Pokals.
Knapp zwei Monate nach dem Triumph im Europapokalfinale reiste Paul mit der deutschen Nationalmannschaft sogar zur WM 1966 nach England. Bundestrainer Helmut Schön hatte den BVB-Spieler kurz vor dem Turnier zum ersten Mal nominiert. Auch wenn der „Turm in der Schlacht“ – wie man Paul ebenfalls nannte – bei der WM nicht zum Einsatz kam, durfte er sich am Ende Vizeweltmeister nennen.
Verletzungen führen zum frühen Karriereende
Durch Verletzungen fand seine Karriere jedoch ein ungeplantes und frühzeitiges Ende. 1971, zehn Jahre nach seiner Ankunft in Dortmund, musste der damals 31-Jährige nach mehreren Meniskusrissen die Schuhe an den Nagel hängen.
Doch der BVB-Kapitän war auf dieses Szenario vorbereitet. Bereits nach der Schule war Paul beruflich seinem Onkel gefolgt und hatte in dessen Uhrmacherwerkstatt gelernt und gearbeitet.
Infolge seines Wechsels nach Dortmund war er von seinem damaligen Trainer Hermann Eppenhoff gefragt worden, ob er lieber Fußballspielen oder Uhren reparieren wolle. Paul entschied sich für beides.
BVB-Legende arbeitet als Uhrmachermeister
So arbeitete er nach den BVB-Trainingseinheiten stets im Uhrengeschäft. Als Uhrmachermeister übernahm Paul schließlich den elterlichen Betrieb in seinem Heimatort Olsberg und führte die Familientradition fort. Erst im Mai 2018 schloss er die Türen des Geschäfts.
Mit Borussia Dortmund ist „der Stopper“ seit jeher eng verbunden. Bereits 1995 wurde er Ehrenmitglied des Vereins und übernahm 2001 den Vorsitz im Ältestenrat. Die Ernennung zum Ehrenspielführer ist nun die höchste Auszeichnung, die der Verein seiner Ikone zuteilwerden ließ.