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Die bitterlichen Tränen des Marco Reus

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Die bitterlichen Tränen des Marco Reus

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Die bitterlichen Tränen des Marco Reus

Es sollte eine große BVB-Party werden, doch der 27. Mai 2023 wurde zu einem großen Albtraum für alle Schwarz-Gelben. Massiven Anteil daran hatte ein Verein, der eigentlich als guter Freund des BVB bekannt war: Mainz 05.
Nach drei Niederlagen in drei Wettbewerben in Serie haben die Dortmunder zuletzt zweimal in Folge gewonnen. Und während sie alle Pleiten auswärts erlebten, feierten sie ihre Erfolge stets zuhause. Nächste Chance den Antilauf auf Gegners Platz zu beenden: Morgen in Mainz.
Es sollte eine große BVB-Party werden, doch der 27. Mai 2023 wurde zu einem großen Albtraum für alle Schwarz-Gelben. Massiven Anteil daran hatte ein Verein, der eigentlich als guter Freund des BVB bekannt war: Mainz 05.

Das Verhältnis zwischen Borussia Dortmund und Mainz 05, die am Samstag (15.30 Uhr im LIVETICKER) zum 37. Mal in der Bundesliga aufeinandertreffen, ist ein spezielles. Lange war es frei von Antipathien und Rivalität, da man in verschiedenen Tabellenregionen lebt, und getragen von persönlichen Beziehungen.

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Mit Jürgen Klopp und Thomas Tuchel wechselten die erfolgreichsten Mainzer Trainer nach Dortmund und hatten auch dort mehr oder weniger große Erfolge. Auch etliche Spieler wie Antonio da Silva, Neven Subotic oder André Schürrle waren für beide Vereine aktiv.

Und wie ist es heute? Die BVB-Fans verbinden mit Mainz 05 heute den Verein, der ihnen eine schon gewonnene Meisterschaft entriss, obwohl es für ihn um nichts mehr ging.

Objektiv kann niemand etwas dagegen sagen, die Mainzer machten dem Fair-Play-Gedanken alle Ehre. Aber am Ende flossen viele Tränen in Dortmund - auch wegen dieser widerborstigen Mainzer. Doch was geschah an Pfingsten 2023?

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„Wir wollen dem BVB die Schale nicht schenken“

Fußball-Deutschland fieberte dem letzten Spieltag der Saison entgegen, sollte er doch die Zeitenwende bringen. Zehnmal in Folge war die Schale an die Bayern gegangen, doch diesmal waren sie aus dem Tritt gekommen. Ausgerechnet der Ex-BVB- und -Mainz-Trainer Thomas Tuchel sollte der erste seit Louis van Gaal werden, der die Schale nicht nach München holte?

Nach einem 1:3 gegen RB Leipzig am vorletzten Spieltag sah es ganz danach aus. Der BVB hatte 3:0 in Augsburg gewonnen, zwei Punkte Vorsprung und ein überaus machbares Heimspiel gegen die befreundeten Mainzer, die die Saison nach zuvor vier Niederlagen offenkundig im gesicherten Mittelfeld austrudeln ließen.

Wen kümmerte es, dass FSV-Stürmer Karim Onisiwo sagte: „Wir wollen dem BVB die Schale nicht schenken.“

Dortmund macht sich bereit für die große Meisterparty

Pure Pflichtrhetorik eines Bundesligaprofis. In Dortmund brach derweil die Euphorie aus. Alle Hotels der Stadt waren ausgebucht, teilweise wurden 700 Euro für ein Zimmer verlangt. Alle wollten dabei sein, wenn der BVB erstmals seit 2012 wieder die Schale gewinnt.

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Das Stadion konnten sie auf die Schnelle nicht ausbauen, aber die Feierlichkeiten würden sich ja ohnehin auf die ganze Stadt verteilen. Mit dem Zentrum Borsig-Platz. Die Behörden rechneten mit 400.000 Menschen, die dem traditionellen Autokorso beiwohnen wollten.

Die Mannschaft sollte vom Trubel möglichst abgeschirmt werden, Trainer Edin Terzic zog eine ganz normale Trainingswoche unter Ausschluss der Öffentlichkeit durch. Das Highlight für die nach Nachrichten dürstenden Reporter war die Vertragsverlängerung mit Mats Hummels.

In einer Kicker-Umfrage sprachen sich 85 Prozent der Teilnehmer für einen Meister BVB aus, Bayerns Chancen waren so gering wie lange nicht. Ein Sieg in Köln allein würde ihnen nicht helfen, man brauchte Mainzer Schützenhilfe.

Die Chronik des Nachmittags:

14.48 Uhr: Kuriose Bilder aus Dortmund. Ein Bienenschwarm hat einen Scheinwerfer von Sky befallen, die Feuerwehr muss ihn entsorgen.

15.27 Uhr: Die Südtribüne zelebriert eine Meister-Choreo: „Wir haben es in der Hand!“ Eine solche greift nach der Schale.

15.38 Uhr: Bayern geht in Köln in Führung und rückt an die Spitze.

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15.45 Uhr: Schock in Dortmund: Der Mainzer Andreas Hanche-Olsen trifft nach einer Ecke zum 0:1. Die Schale rückt in weitere Ferne.

Haller wird zur tragischen Figur

15.50 Uhr: Nach einem Foul von Dominik Kohr an Raphael Guerreiro gibt es Elfmeter für Borussia. Statt des nominellen Schützen Emre Can drängt sich Sébastien Haller vor. Ihm gehören die Sympathien aller Fans, nach einer Hodenkrebs-OP hat er sich auf den Platz zurückgekämpft. Ihm verzeihen sie alles. Trotzdem – besser hätte Can geschossen, Haller scheitert an Finn Dahmen. Ein böses Omen für den weiteren Verlauf. Sportdirektor Sebastian Kehl wird hinterher sagen: „Sébastien Haller hat 27 von 28 Elfmetern seiner Karriere verwandelt, trifft ausgerechnet in diesem Moment nicht. Da hat man gemerkt, dass die Mannschaft die Lockerheit und den klaren Plan verloren hat.“

15.54 Uhr: Auf Flanke von Lee hält der Mainzer, der versprach Borussia die Schale nicht zu schenken, Wort und seinen Kopf hin – 0:2 durch Onisiwo. Blankes Entsetzen auf den Rängen. Von der hochkarätig besetzten BVB-Bank kommen Gesten der Anfeuerung, Marco Reus und Nico Schlotterbeck springen auf. Reus wird kurz darauf für den verletzten Karim Adeyemi eingewechselt. Halbzeit: Bayern führt 1:0, der BVB liegt 0:2 zurück – Bayern wäre Meister!

Terzic bringt Youssoufa Moukoko für Marius Wolf. Alles, was stürmen kann, stürmt. Stadionsprecher Norbert Dickel gibt alles: „Wir packen das!“

16.59 Uhr: Guerreiro verkürzt auf 1:2, mithilfe des Innenpfostens. Das Westfalenstadion erwacht. 17.10 Uhr: Riesenjubel in Dortmund, Köln bekommt einen Elfmeter und verwandelt ihn zum 1:1. Acht Minuten vor Schluss ist der BVB trotz eigenen Rückstands Erster. Die schwarz-gelbe Hand greift wieder nach der Schale.

Musiala trifft den BVB spät mitten ins Herz

17.19 Uhr: Ein kurzer Traum vom Glück endet, weil Jamal Musiala, kaum eingewechselt, Bayern wieder in Führung bringt – auch in der Tabelle. Das Comeback des Bayern-Dusels – in Minute 89.

17.27 Uhr: In der Nachspielzeit glückt Niklas Süle noch das 2:2, damit sorgt er für Punktgleichheit. Aber dann ist auf beiden Plätzen Schluss und die Tordifferenz spricht deutlich für die Bayern (um 15 besser). Zum sechsten Mal in der Bundesligageschichte gibt es am letzten Spieltag noch einen Führungswechsel. Die Bild am Sonntag fragt in großen Lettern: „Wie konntet ihr das noch vergeigen?“

Die bitterlichen Tränen des Marco Reus

Das Westfalenstadion wird zum Tränenpark.

Marco Reus weint bitterlich, auch über den Titel, den er nie wollte: Er ist nun Rekordvizemeister der Bundesliga (zum siebten Mal). Auch Gregor Kobel weint und zieht das Trikot übers Gesicht, damit es keiner sieht. Sportdirektor Kehl feuert eine Wasserflasche durch die Gegend.

Es ist die Süd, die sich als Erstes fängt. Sie feiert ihre Mannschaft, die sich vor der imposanten schwarz-gelben Wand aufbaut. Dann rufen sie nach Terzic, der mit Tränen in den Augen hervortritt und eine Hand auf sein Herz legt.

Im Fernsehen sagt er: „Ich bitte um Verständnis, dass ich da gerade nicht die analytischste Analyse geben kann. Aber wir sind sehr früh in Rückstand geraten und dann haben wir gespürt, dass der Ball einfach nicht so einfach rollt wie in den letzten Wochen.“

Mats Hummels sprach auch über den Gegner, der zum Spielverderber wurde statt Spalier zu stehen: „Mainz war super effektiv.“

BVB wartet weiterhin auf einen Titel

Terzic und Hummels sind heute nicht mehr dabei, sieben aus der Startelf schon. Wie es scheint, haben sie das Mainz-Trauma noch nicht überwunden. Im vergangenen Jahr hat Borussia beide Spiele nicht gewonnen (1:1 und 0:3) - und auch keinen Titel mehr.

Den schon länger am BVB haftenden Makel, im entscheidenden Moment zu versagen und nicht die Mentalität von Champions machen viele Menschen nun ganz besonders an den Ereignissen an Pfingsten 2023 fest - als die kleinen Mainzer nichts zu verschenken hatten.