„Trust the process“, forderte Nuri Sahin bei der Saisoneröffnung vor zehntausenden BVB-Fans Anfang August im Signal Iduna Park. Dass der Weg allerdings schon so früh in seiner Amtszeit so steinig werden würde, damit hatte wohl niemand gerechnet.
Mehr als eine billige Floskel
Die Kritik, die dem jungen Trainer schon nach wenigen Wochen entgegenschlug, war heftig. Das Projekt Sahin drohte schon im Anfangsstadium zu scheitern.
BVB-Trainer Sahin zahlt Vertrauen zurück
Trotz handfester Krise wirkte Sahin nie ratlos und versprühte kein Funken weniger Freude für diesen Job wie bei seiner emotionalen Antrittsrede. Die BVB-Verantwortlichen übten sich in Durchhalteparolen und bekräftigten Woche für Woche Rückendeckung - dieses Vertrauen zahlt Sahin nun unter anderem mit einem verdienten 1:1 gegen den FC Bayern zurück.
Dem 36-Jährigen ist es gelungen, die Mannschaft in die Spur zu bringen. Zwar ist da immer noch das Rätsel um die Auswärtsschwäche in der Liga, aber nicht nur die Ergebnisse und die Punktausbeute der vergangenen Wochen stimmen so langsam, sondern vor allem auch die Art und Weise, wie die Punkte eingefahren werden.
Die Mannschaft hat sich in nahezu allen Bereichen weiterentwickelt. Gerade im Spiel gegen den Ball hat die Mannschaft einen großen Schritt nach vorne gemacht - ein Verdienst von Sahin und seinem Team.
Sahin macht BVB-Spieler besser
Außerdem hat Sahin nahezu jeden Spieler besser gemacht. Der Plan, dass Spieler wie Nico Schlotterbeck oder Julian Brandt mehr Verantwortung übernehmen sollen, geht bislang auf. Beiden gefällt die neue Rolle und sie gehen darin auf.
Zudem gelang Sahin die Integration seiner beiden Wunschspieler Pascal Groß und Maximilian Beier, auch wenn der 22-Jährige etwas Anlaufschwierigkeiten hatte. Dass sich Ramy Bensebaini und Felix Nmecha wie zwei interne Neuzugänge in den Fokus spielten und Jamie Gittens wohl endgültig der Durchbruch gelang, darf sich Sahin ebenfalls auf die Fahne schreiben.
Jeder BVB-Spieler weiß, wo er bei seinem Trainer steht. Loyalität und Ehrlichkeit stehen bei Sahin über allem. Das betont der Coach immer wieder. Bislang hält sich jeder an seinen Ehrenkodex. Die Folge: Das Klima innerhalb der Mannschaft stimmt.
„Trust the Process“ trägt Früchte
Auch wenn der Blick auf die Tabelle noch keine Jubelstürme in Dortmund auslöst: Das Selbstbewusstsein und vor allem das Selbstverständnis, wieder ein Top-Team zu sein, scheint zurückgekehrt. Genauso wie die Gewissheit, dass Sahin der richtige Mann für diesen noch lange nicht abgeschlossenen Prozess ist.
Die BVB-Bosse wollten mit Sahin eine Ära prägen. Dass sie nicht schon beim ersten heftigen Gegenwind ins Grübeln kamen, war wichtig und richtig. „Trust the process“ ist weitaus mehr als eine billige Floskel.