Als Max Eberl vor acht Jahren den Retter Dieter Hecking holte, 2016 im Dezember war das, ging die Sache für Borussia Mönchengladbach am Ende gut aus. Die Fohlen hielten nicht nur die Klasse, sie schaffen es sogar noch fast nach Europa. Aber, und das dürfte allen Bochumern eine möglicherweise aufkeimende Euphorie direkt wieder nehmen: Mönchengladbach hatte zum Zeitpunkt der Hecking-Übernahme bereits 16 Punkte, nach 16 Spieltagen.
Nur noch mit Zauberei zu retten
Um dahin zu kommen, braucht der VfL Bochum bis Weihnachten das erste mittelgroße Wunder. Aktuell steht ein Punkt auf dem Konto des Tabellenletzten, der als nächstes, und nun eben mit Dieter Hecking, auf Leverkusen und Stuttgart trifft.
Danach, und so rechnen sie beim VfL, ist dann die große Dezember-Crunchtime: Heimspiele gegen Bremen und Heidenheim, dazu Union Berlin auswärts. Da müssen sieben bis neun Punkte her - um überhaupt noch im Rennen zu bleiben. Weihnachten, das ist ziemlich klar, kann schon alles vorbei sein.
Der Absturz begann im Frühjahr
Bochum steht aktuell schwächer da als jede Mannschaft in der Bundesliga-Geschichte zuvor. Doch die sportliche Bilanz, also der eine Punkt aus neun Spielen, ist nur das eine. Das zweite Problem ist eine Mannschaft, die nicht den Hauch eines Eindrucks erweckt, dauerhaft auf Bundesliga-Niveau spielen zu können.
Der Absturz begann ja schon im Frühjahr. Anfang April war der VfL noch Tabellenzwölfter, dann begann die wilde Fahrt. Viel Rückwärtsgang, wenig Navigation. Vier Niederlagen, Endstation Relegation.
Was dort passierte, gegen Fortuna Düsseldorf, hätte sportlich eigentlich der allergrößte Warnschuss sein müssen. Nach 0:3 im Hinspiel gelang im Elfmeterschießen, im Rückspiel, doch noch der Klassenerhalt. Ein Abend für die Geschichtsbücher - dem aber so gar nichts folgte.
Zwölf Gegentore in einer Woche
Die schlimme Serie setzte sich mit Anpfiff der neuen Saison einfach so fort, obwohl schon wieder ein neuer Trainer das Kommando hatte. Bundesliga-Neuling Peter Zeidler, in dessen taktische Ideen sie so viel Hoffnung gesetzt hatten.
Doch so eng die meisten Spiele auch verliefen, sie gingen fast alle verloren. Richtig dramatisch und hochnotpeinlich wurde es dann nach der Trennung von Zeidler: Zwölf Gegentore in einer Bundesliga-Woche (0:5 gegen Bayern, 2:7 in Frankfurt) - der Tiefpunkt.
Dieser VfL Bochum, der sich sportlich als ein einziges Durcheinander präsentiert, ist nur noch mit Zauberei zu retten. Dieter Hecking hat als Trainer, vor allem auch als Mensch, einige Eigenschaften, die die Situation beruhigen können.
Das käme fast einem Wunder gleich
Ob die Bochumer es schaffen, wieder eine Fußball-Mannschaft zu werden, die in der Bundesliga auf Augenhöhe mitspielen kann, muss aktuell aber hart bezweifelt werden. Stabilität und Struktur, darum wird es Hecking gehen, sind ja nur das eine. Nach vorne so spielstark und ballsicher aufzutreten, dass da regelmäßig Chancen entstehen und Tore fallen, das käme fast einem Wunder gleich.
Im Bochumer Kader gibt es zu viele Baustellen, er wirkt schlecht zusammengestellt. Vielleicht hat der Aufsteiger St. Pauli nicht die besseren Spieler, aber sie haben die bessere Mannschaft. Sie sind eine Einheit, sie passen zusammen.
Beim VfL, den Eindruck macht es, passt auf dem Feld überhaupt nichts. Von einem Weg, wie ihn zum Beispiel Heidenheim mit vielen klugen Entscheidungen gegangen ist, sind die Bochumer sportlich meilenweit entfernt.
Ein Bochumer Abstieg wäre verdient
Und so sehr der VfL der Bundesliga auch fehlen würden, mit seiner großartigen Tradition, den Fans und einem super Stadion, so verdient wäre der Abstieg, wenn heute Saisonschluss wäre. Ihr großer Trumpf ist klar: Es ist erst November, das Fußballjahr dauert noch, und schlimmer als gerade kann es nicht werden.
Trotzdem: Dieter Hecking, fassen wir es so zusammen, übernimmt in dieser Woche den härtesten Job der Liga. Man kann da ja kaum noch hinschauen.