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Die starke Reaktion eines degradierten Kapitäns

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Die starke Reaktion eines degradierten Kapitäns

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Die starke Reaktion eines Kapitäns

Schon vor der Saison gab es bei Borussia Mönchengladbach eine Diskussion, ob Jonas Omlin weiterhin als Nummer eins agieren oder Moritz Nicolas zwischen den Pfosten stehen sollte. Jetzt hat das Thema eine überraschende Wendung genommen - doch der „Verlierer“ scheint den Kopf nicht hängen zu lassen.
Borussia Mönchengladbach entführt einen Punkt aus Leipzig. Gerardo Seoane zeigt sich zufrieden und reagiert auf eine kuriose Statistik.
Schon vor der Saison gab es bei Borussia Mönchengladbach eine Diskussion, ob Jonas Omlin weiterhin als Nummer eins agieren oder Moritz Nicolas zwischen den Pfosten stehen sollte. Jetzt hat das Thema eine überraschende Wendung genommen - doch der „Verlierer“ scheint den Kopf nicht hängen zu lassen.

Die vergangenen Tage waren für Jonas Omlin wahrlich nicht einfach. Zuerst die Erleichterung, endlich wieder mit dem Team trainieren zu können. Dann die erneute Enttäuschung. Ein Gefühl der Frustration, das entsteht, wenn Wunsch und Wirklichkeit nicht übereinkommen. Nach zweimonatiger Verletzungspause kehrte der Schweizer voller Tatendrang ins Training zurück - um kurz darauf von Gladbachs Trainer Gerardo Seoane zu erfahren, dass sein bisheriger Stellvertreter Moritz Nicolas bis auf Weiteres im Kasten bleiben wird.

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Eine harte Entscheidung gegen den Kapitän der Borussia, vielleicht sogar die härteste seiner Karriere. Aber Omlin? Der scheint sofort begriffen zu haben, dass es nun die Kunst ist, das in positive Energie umzuwandeln. Denn beim 3:1 im Testspiel gegen Münster am Freitag zeigte er die bestmögliche Reaktion und feierte ein gelungenes Comeback. Von Trotz oder angeknackstem Selbstvertrauen keine Spur, stattdessen bewahrte er seine Mannschaft mehrfach vor weiteren Gegentoren. Seine Bilanz: sieben Paraden, tolle Reflexe und ganz viel Mut im Eins-gegen-Eins.

So stark wie Omlins Leistung auf dem Platz waren auch seine Worte am Mikrofon. „Die Entscheidung ist nachvollziehbar, ich habe jetzt länger gefehlt und Mo hat es in dieser Phase gut gemacht. Zuletzt stimmten auch die Ergebnisse der Mannschaft. Für mich persönlich ist es natürlich hart, aber Mo wird von mir alle Unterstützung bekommen – so wie ich es bisher auch getan habe“, sagte der 30-Jährige, der die Rolle des Herausforderers offenbar schon angenommen hat und den Kopf nicht in den Sand stecken will. Dass er dabei standesgemäß die Kapitänsbinde trug, passte ins Bild.

Im Sommer hatte Nicolas noch das Nachsehen

Das Torwart-Thema ist in Gladbach längst nicht neu. Schon vor der Saison gab es heiße Diskussionen, ob Omlin weiter den Status der Nummer eins innehaben sollte. Dies lag daran, dass der im Februar 2023 an den Niederrhein gekommene Keeper bislang in 41 von möglichen 69 Pflichtspielen fehlte. Mehrere Verletzungen machten ihm immer wieder zu schaffen. Unmittelbar nach seiner Verpflichtung plagten ihn erst hartnäckige muskuläre Probleme. Zu Beginn der vergangenen Saison musste er sich dann einer aufwändigen Operation an der Schulter unterziehen.

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Ersatzmann Nicolas vertrat ihn jedes Mal mehr als ordentlich und durfte sich im Sommer daher berechtigte Hoffnungen machen, zum Stammkeeper aufzusteigen. Dass sich Seoane dennoch für seinen Landsmann entschied, musste Nicolas zur Kenntnis nehmen. Doch der 27-Jährige nutzte seine erneute Chance in Abwesenheit von Omlin wieder einmal mit Bravour und bewies nachhaltig, dass auf ihn Verlass ist - wie schon am Samstag zuvor gegen Leipzig, als Gladbach dank einiger Glanzparaden seinerseits einen überraschenden Punkt holte.

Hinzu kommt das Zahlenwerk, das für Nicolas spricht. Während es der Herausforderer in seinen sieben Saisonspielen auf eine beachtlich gute Paradenquote von 76,5 Prozent bringt, sind es bei Omlin in drei Einsätzen 71,4 Prozent. Dazu muss Nicolas im Schnitt nur alle 79 Minuten einmal hinter sich greifen, sein Konkurrent, der im Vorjahr auch nicht immer den sichersten Eindruck machte, dagegen alle 45 Minuten. Hätte Seoane Nicolas trotzdem zurück auf die Bank geschickt, wäre es - so sind sich viele Beobachter einig - ein falsches Signal in Sachen Leistungsprinzip gewesen.

Omlin will sich wieder aufdrängen

Aufgrund der Kapitänsbinde ging Omlin mit einem gewissen Vorsprung in die Vorbereitung. Der 30-Jährige hat sich gleich nach seiner Ankunft als Wortführer etabliert und eine wichtige Rolle im Team übernommen. Klar ist aber: Nur wer regelmäßig spielt, kann wirklich führen. Und da hat Omlins Verletzungsanfälligkeit nun für ein böses Erwachen gesorgt. Immerhin hat Nicolas viel Erfahrung gesammelt und sich in vielen Dingen weiterentwickelt. Auch deshalb wurden die Stimmen in der Gladbacher Fanszene immer lauter, die eine dauerhafte Wachablösung im Tor forderten. Seoane stimmte dem nun zu.

Herausforderer war Omlin in seiner Karriere noch nie. Wann immer er fit war, stand er im Kasten. „Ich bin ein Typ, der jeden einzelnen Tag sein Bestes gibt, in jeder Trainingseinheit“, betonte der degradierte Keeper jedoch. Aufgeben, das bekräftigte er damit indirekt, ist keine Option. „Und mein Ziel ist es natürlich, mich wieder aufzudrängen – Fußball ist Tagesgeschäft, das kann auch mal ganz schnell gehen. Von daher war dieser Test auch sehr wichtig für mich, ich habe diese 90 Minuten mit der Mannschaft gebraucht und konnte ja auch ein paar Bälle halten.“

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Es sind Worte, die Omlins großen Ehrgeiz widerspiegeln. Aber auch Worte, die verraten, dass er Seoanes Aussagen bereits verinnerlicht hat. Immerhin ließ der Gladbacher Coach offen, wie lange die neue Torhüterreihenfolge gelten soll. Jetzt darf also auch der bisher äußerst zuverlässige Nicolas nicht nachlassen oder sich gravierende Patzer erlauben. Sonst - das hat das Testspiel gegen Münster gezeigt - könnte das Duell zwischen den Pfosten der Borussia bald aufs Neue richtig spannend werden.