Borussia Dortmund hinkt bislang in dieser Saison den hohen Erwartungen hinterher. Gerade die Offensive stockt. Dass sogar Abstiegskandidaten wie der VfL Bochum, Holstein Kiel oder die TSG Hoffenheim in manchen Bereichen besser sind als der BVB, ist alarmierend.
Das größte Problem des BVB
Zauber-Fußball, Offensiv-Spektakel, Tore satt! Das erhofften sich vor der neuen Spielzeit nicht nur die schwarz-gelben Fans. Der BVB wollte endlich wieder Fußball zeigen, der zur Stadt passt und die Fans begeistert. Doch die Realität zeichnet ein komplett anderes, ein tristes Bild.
BVB mit viel Ballbesitz, aber ohne Gefahr
Viel Ballbesitz, zu wenig Ertrag. So ließ sich das Spiel der Dortmunder bislang oft zusammenfassen. Mit Ausnahme der 1:5-Klatsche gegen den VfB Stuttgart und dem 1:3 beim FSV Mainz 05, als der BVB über 60 Minuten in Unterzahl spielen musste, hatten die Dortmunder bislang in jedem Ligaspiel mehr Ballbesitz als ihre Gegner. Durchschnittlich belegen die Dortmunder (60 Prozent) hinter dem Tabellenführer FC Bayern (66 Prozent) in der aktuellen Saison den zweiten Platz. Doch annähernd so ertragreich wie die Münchner agierten die Dortmunder bislang nicht.
Das beste Beispiel: In Augsburg (1:2) hatte der BVB 76 Prozent (!) Ballbesitz, am Ende stand aber sowohl ein Tor als auch ein Torschuss weniger als beim FCA zu Buche. Ähnlich verhielt es sich beim 1:2 gegen Union Berlin (67 Prozent Ballbesitz). Zu oft wirkten die Angriffe der Dortmunder ideenlos, ungenau und vor allem ungefährlich.
BVB mit wenig Großchancen - Zahlen verheerend
Das zeigt auch ein Blick auf die Zahlen. Wenn es um die Offensivqualitäten geht, ist der BVB in kaum einer Statistik unter den top fünf Mannschaften der Liga. Mit 18 erzielten Toren (auswärts gerade einmal vier) stehen die Dortmunder zwar noch auf dem sechsten Rang in der Liga, doch die geringe Anzahl der Großchancen ist verheerend.
Gerade einmal 14 Top-Gelegenheiten erspielte sich das Team von Trainer Nuri Sahin – und das nach zehn Spieltagen. Sogar Abstiegskandidaten wie Bochum, Kiel und Hoffenheim liegen in dieser Statistik vor Schwarz-Gelb. Zieht man die drei Strafstöße ab, stünde der BVB gerade einmal bei rund einer Großchance pro Spiel – zu wenig für einen Verein, der zur Spitzengruppe gehören will.
Trotz Sommer-Transfers keine Besserung
Dabei hatten sich die Dortmunder im Sommer mit Serhou Guirassy und Maximilian Beier die zwei wohl heißesten Offensiv-Aktien der abgelaufenen Bundesliga-Saison geschnappt. Gemeinsam kamen die beiden in der Saison 2023/24 auf 44 Treffer. Die Lücke, die Niclas Füllkrug als zweitbester Torschütze der Dortmunder (zwölf Tore) mit seinem Wechsel hinterließ, schien geschlossen zu sein – ein Irrtum.
Und das, obwohl Guirassy (sechs Tore) auch in dieser Saison ein verlässlicher Knipser und einer der besten Dortmunder ist und Beiers Formkurve zuletzt auch steil nach oben zeigte. Schon in der vergangenen Saison war die Offensive nicht die Paradedisziplin der Dortmunder. Doch selbst da agierte die Mannschaft gefährlicher als in dieser Spielzeit und lag bei den Offensiv-Werten (Tore, Torschüsse, Großchancen, xGoals pro Spiel) deutlich vorne.
BVB-Offensive ist noch nicht in Form
Fakt ist: Die Offensivspieler des BVB, auch die, die letzte Saison das Dortmunder Spiel prägten, blieben bislang vieles schuldig. Erschwerend hinzu kam die Verletzung vom Karim Adeyemi, der zu Beginn der Spielzeit formstärkster Offensivspieler (fünf Tore nach fünf Spieltagen) war. Dass es noch nicht so richtig rund läuft, beweist auch Donyell Malen. Obwohl der Niederländer gegen Graz den entscheidenden Treffer zum 1:0 erzielte, kam er bislang unter Sahin noch nicht regelmäßig zum Zug. Und das, obwohl er in der vergangenen Spielzeit noch Top-Torschütze der Borussen war (13 Treffer, acht davon in der Rückrunde). Beim Pokal-Aus gegen Wolfsburg legte er einen desolaten Auftritt hin und zeigte sowohl von der Körpersprache als auch von der Einstellung her, dass er nicht bei der Sache war.
Auch die neue Nummer Zehn der Dortmunder, Julian Brandt, ist trotz des höheren Stellenwerts im Team (Vizekapitän) noch nicht auf dem Level, wo er sich selbst und auch Sahin ihn gerne sehen würden. Der DFB-Akteur erzielte in seinen letzten 25 Bundesliga-Spielen nur ein mickriges Tor (am letzten Spieltag der Vorsaison gegen Darmstadt) und brachte in diesem Spieljahr keinen seiner 17 Torschütze im Netz unter. Auch wenn er als Vorbereiter im Soll liegt (25 Torschussvorlagen), hapert es noch gewaltig an der Qualität, denn eine Großchance legte er noch nicht auf.
Ein Aspekt könnte den Dortmunder allerdings gefallen. Die Statistik beziffert den xGoals-Wert, also die erwartbare Anzahl an Toren, auf 17,5. Mit 18 erzielten Treffern liegen die Dortmunder darüber, die Effektivität ist also gar nicht mal so schlecht. Ein Qualitätsmerkmal ist dieser niedrige Wert aber keinesfalls. Vielmehr verdeutlicht er genau das große Problem der Dortmunder: das Kreieren von Torchancen.