Mehr als zweieinhalb Jahre nach seiner Burn-out-Erkrankung hat Sportvorstand Max Eberl vom FC Bayern tiefe Einblicke in seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus jener Zeit gegeben.
Eberl packt über Erkrankung aus
Im SPORT1-Podcast Leadertalk erzählt der 51-Jährige offen davon, wie er als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach physisch und mental an seine Grenzen gelangte.
- Leadertalk - der SPORT1 Podcast von und mit Business-Coach und Autor Mounir Zitouni - die aktuelle Folge bei SPORT1, auf meinsportpodcast.de, bei Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt
„Ich bin marschiert ohne Ende, um den Menschen gerecht zu werden. Auch, um mir gerecht zu werden, meinen Anforderungen, meinem Anspruch an mich selber“, blickt Eberl auf seine Situation zurück.
Der Erfolg bei Gladbach, darunter das dreimalige Erreichen der Champions League, brachte ihm nach außen hin viel Anerkennung, doch innerlich fand er kaum Erfüllung.
„An dem Spieltag, wo die Saison zu Ende war und wir die Champions League erreicht hatten, haben alle gefeiert und meine Gedanken kreisten nur darum: Wie muss der Kader aussehen, welche Spieler müssen wir verpflichten, wie sind die finanziellen Möglichkeiten?“, erinnert sich Eberl.
Eberl blickt auf Gladbach-Aus zurück
Der 51-Jährige war Anfang 2022 bei Münchens Ligakonkurrent Borussia Mönchengladbach nach insgesamt 23 Jahren in verschiedenen Funktionen für die Fohlen wegen psychischer Erschöpfung als Sportdirektor zurückgetreten.
Eberl habe seine Flamme, „die jeder Mensch in sich trägt, immer mehr zum Erlöschen gebracht“. Heute weiß er: „Wir sind nicht endlos an Kraft und Energie.“ Man müsse auf sich achten, „um diese Kraft zu behalten“.
Sein größtes Learning aus dieser Zeit sei ehrlich zu sich selbst zu sein. „Spiel verloren, nächstes Spiel gewinnen, nach vorne gucken, nach vorne gucken, nach vorne gucken. Nie aufzuarbeiten, sich selber zu fühlen oder zu spüren, man stumpft in dieser Welt des Fußballs auch ein Stück weit ab“, erklärt Eberl über das schnelllebige Fußball-Geschäft.
Eberl: „Das kann mir heute nicht mehr passieren“
Aus seinen Erfahrungen hat der Bayern-Sportvorstand Lehren gezogen: „Ich habe keine Angst davor, noch mal in eine Burn-out-Situation zu kommen, weil ich ganz bewusst lebe, arbeite, tue, agiere und Menschen um mich herumhabe, mit denen ich mich extrem austausche.“
Eberl nennt für seinen neuen Umgang mit Arbeit und Freizeit ein Beispiel, bei dem Fußball-Trainer Lucien Favre eine Rolle spielt: „Lucien Favre hat mich damals beim Hundespaziergang angerufen und gesagt, er hört auf. Das kann mir heute nicht mehr passieren. Nicht, weil es den Trainer nicht mehr gibt, aber weil ich mein Handy nicht mehr dabei habe.“