Das Drehbuch der Begegnung am Dienstag spielte Jonas Hofmann nicht unbedingt in die Karten. Nach dem Führungstor standen die Leverkusener lange Zeit sehr tief, während der AC Mailand in der letzten halben Stunde massiv anrannte und den Ausgleich erzwingen wollte. Bayer-Trainer Xabi Alonso wechselte deshalb lieber defensivere oder auf Konter ausgerichtete Spieler ein. Hofmann hingegen blieb erneut draußen und sah tatenlos zu, wie seine Mannschaft den knappen Vorsprung über die Zeit rettete.
Wann hat ihn das Glück verlassen?
Wann genau Hofmann das Glück verlassen hat, weiß letztlich nur er selbst. Ob er bei einem anderen Spielverlauf endlich mal wieder hätte mitwirken dürfen, wohl auch. Fest steht aber, dass die Karriere des Mittelfeldspielers seit knapp zehn Monaten an verschiedenen Stellen ins Stocken geraten ist. Von außen betrachtet ließ er sich weder etwas zu Schulden kommen noch mangelt es ihm an Ehrgeiz. Doch weil der 32-Jährige zuletzt auffallend selten an seine obere Leistungsgrenze kam, ist er bei Alonso weitgehend außen vor.
Hofmann? „Es ist nicht leicht für ihn“
Seit Ende August, als sich die Werkself im DFB-Pokal gegen Jena eine Runde weiter zitterte und er sogar noch den Siegtreffer köpfte, stand Hofmann keine einzige Sekunde mehr auf dem Rasen. Sechs Spiele ist sein letzter Einsatz mittlerweile her. Die Situation des 32-Jährigen, der schon in der Rückrunde der vergangenen Saison nicht wenig, aber doch weniger als zu Beginn seiner Zeit in Leverkusen spielte, hat sich ohne Zweifel noch mal verschlechtert.
„Es ist nicht leicht für ihn. Aber wir haben noch viele Aufgaben in dieser Saison, da ist jeder Spieler wichtig“, sagte Alonso am Dienstag über seinen Schützling. „Jonas hat bisher nicht viel gespielt. Er ist bereit und muss jetzt auf seinen Moment warten. Wann dieser Moment kommt, darüber denke ich noch nach.“ Klar ist allerdings auch, mit jeder Begegnung, die Hofmann auf der Bank sitzt, gerät er mehr aus dem Fokus - dabei hatte er sich viel vorgenommen.
Genauer gesagt: An das Niveau seiner bärenstarken Hinserie 2023/24 anzuknüpfen. Damals schlug der für zehn Millionen Euro aus Gladbach gekommene Hofmann auf Anhieb ein und sammelte Scorerpunkt um Scorerpunkt. Oft unspektakulär, als Ideen- und Rhythmusgeber im vorderen Drittel neben Florian Wirtz und Victor Boniface mit gutem Passspiel und klugen Laufwegen aber äußerst effizient.
Hofmann ist Leidtragender des Terrier-Transfers
Auch wenn Hofmanns Einfluss im Leverkusener Top-Kader schon in der vergangenen Rückrunde deutlich abnahm, kam er am Ende auf acht Tore und zwölf Vorlagen in 48 Einsätzen - was absolut vorzeigbare Werte waren. Und Werte, die er gerne auf über 20 Torbeteiligungen steigern wollte. Dass die Konkurrenz im Sommer nicht kleiner wurde, sondern im Gegenteil mit Martin Terrier ein weiterer Offensivakteur hinzukam, schüchterte ihn nicht ein.
Hofmann ist mit einem robusten Selbstvertrauen ausgestattet, verfügt über viel Erfahrung und die Geduld, sich durchzubeißen. Eigenschaften, auf die man bei Bayer in dieser anstrengenden Spielzeit auf keinen Fall verzichten möchte. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass der gebürtige Heidelberger auf seiner Position hinter Wirtz, Terrier und Amine Adli nur vierte Wahl ist. Schlecht für seine Einsatzminuten in Leverkusen - und ebenso schlecht für seine Ambitionen in der deutschen Nationalmannschaft.
Ist das Thema Nationalteam für Hofmann geschlossen?
Im Herbst des letzten Jahres verlor Hofmann unter dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann seinen Platz im DFB-Team. Nach dem Unentschieden gegen Mexiko stand er nicht mehr auf dem Platz, bei den folgenden Katastrophenspielen gegen die Türkei und Österreich gehörte er letztmals zum Kader. Seitdem scheint er im Kreis der Nationalmannschaft allenfalls noch ein Randthema zu sein. Für die Heim-EM in Deutschland wurde der Leverkusener von Nagelsmann nicht nominiert.
Was für ein schwerer Schlag das verpasste Turnier im eigenen Land war, betonte Hofmann im Sommer noch einmal ausdrücklich. „Wenn es mir vorher jemand gesagt hätte“, sagte er, „dann hätte ich eher das Double genommen, anstatt dabei zu sein.“ Doch er bekräftigte eben auch: „Es war natürlich eine Enttäuschung.“ Gleichzeitig richtete er den Blick nach vorne und hoffte, sich beim Deutschen Meister neu für eine DFB-Nominierung empfehlen zu können: „Diese Chance werde ich hoffentlich auch ergreifen.“
Trotz aller Intensität und Akribie, die er während der Vorbereitung an den Tag legte, wurde daraus aber bisher überhaupt nichts - was nicht zuletzt daran liegt, dass Hofmann in den beiden Pflichtspielen, die er absolvierte, kaum zu überzeugen wusste und im Vergleich zu seinen Teamkollegen deutlich abfiel. Es bleibt also abzuwarten, ob Alonso ihm am Samstag, wenn die Rheinländer auf Kiel (15.30 Uhr im LIVETICKER) treffen, die nächste Chance geben wird. So oder so bleibt seine Situation schwierig.