Emre Can stand zuletzt häufiger im Fokus der Kritik - auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus ist nicht vollends vom 30 Jahre alten Kapitän von Borussia Dortmund überzeugt.
Matthäus zweifelt an Can
„Er hat nicht das Standing bei den Fans, wie es ein Kapitän eigentlich haben sollte. Nämlich unantastbar zu sein, wie es zum Beispiel ein Marco Reus war“, schrieb Matthäus in seiner Sky-Kolumne: „Dieser hat zuletzt auch nicht immer überragend gespielt, aber er hatte den bei Fans und Verantwortlichen den Status: ‚Du bist unser Kapitän!‘“
Wenn BVB-Trainer Nuri Sahin Can die Kapitänsbinde wegnehmen würde, „würde das im Moment wieder für Unruhe sorgen“, führte Matthäus weiter aus: „Aber es bringt nichts, wenn ein Kapitän ständig kritisiert wird, teilweise auch zurecht.“ Als Beispiele nannte der Sky-Experte die Leistungen Cans beim 1:2 beim FC Augsburg sowie zuvor beim 2:5 in der Champions League bei Real Madrid.
Can die Kapitänsbinde zu entziehen, hatte Sahin am Montag als Maßnahme ausgeschlossen. „Mit Aktionismus werde ich niemanden stärken oder schwächen. Das entspricht nicht meinem Naturell“, sagte Sahin bei der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel in Wolfsburg (Dienstag, 20.45 Uhr im Liveticker).
Matthäus: „Can mangelt es häufig an Konzentration“
Matthäus ging indes mit Can hart ins Gericht. „Ich habe eigentlich immer gedacht, Can sei ein Spieler, den du auf der Sechs brauchst: erfahren, ohne Angst und mit einer gewissen Schnelligkeit. Aber ihm mangelt es häufig an Konzentration und in Madrid hat ihm im Laufduell gegen Vinícius Junior im Endeffekt auch die Einstellung gefehlt“, so Matthäus.
Und er ergänzte: „Das ist nicht böse gegen Can gemeint, aber wenn ich fünf Minuten vorher reingekommen bin und der andere Spieler steht schon 80 Minuten auf dem Platz, dann muss ich die letzten zehn Meter auch noch marschieren. Das ist eine Einstellungssache und das muss ich Emre vorwerfen.“
Beim BVB rotiert Sahin auf der Position Cans vor der Abwehr. Hier forderte Matthäus Klarheit. Sahin müsse klare Entscheidungen treffen, „manchmal auch unpopuläre Entscheidungen“.
Bezogen auf die Doppelsechs meinte Matthäus: „Sahin muss zu zweien von ihnen sagen: ‚Du bist mein Mann!‘. Es jedem recht zu machen, funktioniert nicht“, schrieb der 63-Jährige: „Der Trainer muss Entscheidungen treffen. Nicht für die Spieler, sondern für die Mannschaft und den Verein.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)