Der BVB steckt in der Auswärts-Krise. Immense Personalsorgen verschärfen die Situation. Nur einen mickrigen Punkt gab es für den BVB in bisherigen vier Liga-Spielen in der Ferne. Und ausgerechnet jetzt müssen die Dortmunder zum K.o.-Pokalspiel nach Wolfsburg.
Sahin? „Das ist das größte Problem“
„Der Tag, an dem ich mich auf ein Spiel als Trainer von Borussia Dortmund nicht freue, wird es nicht geben“, versicherte BVB-Trainer Nuri Sahin, der aktuell im Kreuzfeuer der Kritik steht.
Denn nach gerade einmal 17 Wochen steht das Projekt Sahin in Dortmund bereits auf der Kippe. Einige Fans fordern schon einen Wechsel auf der Trainerbank. „Er ist nicht der Hauptverantwortliche, aber er trägt zur aktuellen Situation bei“, meint BVB-Reporter Oliver Müller im SPORT1-Podcast „Die Dortmund-Woche“.
BVB-Trainerdiskussion als „Alibi“ für die Spieler
Dass die Arbeit von Sahin Zeit und Geduld erfordere, war den schwarz-gelben Verantwortlichen von Anfang an klar. „Dennoch ist aktuell nicht mal ein Zwischenschritt erkennbar. Das ist das größte Problem und der Grund, warum die Kritik so laut ist“, so SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer.
Ex-Profi Didi Hamann meinte nach dem Spiel in Augsburg: „Ich habe das Gefühl, dass einige Spieler diesen Trainer nicht wollen!“ Der TV-Experte skizzierte damit eine Situation wie unter Edin Terzic in der vergangenen Saison. Damals hatten einzelne Spieler, wie unter anderem auch Mats Hummels, öffentlich Kritik an dem ehemaligen BVB-Coach gerichtet.
Sedlbauer kritisiert Sahin zwar unter anderem für seine Signale, die er seiner Mannschaft beispielsweise durch die Wechsel gegen Real Madrid gab. Hamanns Einschätzung teilt der SPORT1-Reporter aber nicht. Vielmehr sieht Sedlbauer die Spieler in der Verantwortung. Müller pflichtet bei: „Gebt den Spielern kein Alibi!“
Gerade die hohe Trainer-Fluktuation in den letzten Jahren war dem BVB in der Vergangenheit immer wieder ein Dorn im Auge. Auch deshalb wollte man mit Sahin unbedingt eine neue Ära einläuten und nicht vorschnelle Schlüsse ziehen. Müller meint: „Diese vielen Trainerwechsel haben nicht gerade dazu beigetragen, dass die Entwicklung vorangebracht wurde – im Gegenteil.“ Der BVB sei deshalb danach bestrebt, sich in Geduld zu üben.
Wann wackelt Sahin beim BVB?
Für Sportdirektor Sebastian Kehl steht der eingeschlagene Weg unter und mit Sahin „außer Frage“. Auch Julian Brandt stärkte seinem Coach den Rücken: „Ich vertraue dem Trainer hundertprozentig. Ich zweifle auch nicht an ihm“, meinte der Mittelfeldspieler nach der Pleite in Augsburg.
Und dennoch schätzt Sedlbauer, dass es „richtig ungemütlich“ werden könnte, wenn der BVB sowohl am Dienstag-Abend gegen Wolfsburg verliert und somit in der zweiten Runde des DFB-Pokals ausscheidet als auch am Samstag im Topspiel gegen Leipzig keine Punkte holt: „Dann kann im Fußballgeschäft auch mal alles ganz schnell gehen. Der Monat November könnte in Dortmund, sollte man den Anschluss an die Champions-League-Plätze verlieren, äußerst interessant werden“, befürchtet Sedlbauer.
BVB bleibt bei Sahin geduldig
Dennoch glauben die beiden Podcaster nicht, dass eine Trennung unmittelbar bevorstehe. „Die Überzeugung im Verein gegenüber Nuri Sahin ist immer noch da“, so Müller. Sedlbauer ist überzeugt: „Ein zeitnahes Sahin-Aus ist insofern unrealistisch, weil sich die Verantwortlichen damit auch große Fehler eingestehen müssten. Sahin ist immer noch ein junger Trainer, der Erfahrungen sammeln muss.“
In einem Worst-Case-Szenario rechnet Müller allerfrühestens kurz vor Weihnachten mit einem Knall auf der Trainerbank.
Der Verein wird vorerst geduldig bleiben. Die Überzeugung, dass Sahin die Mannschaft wieder in die Spur bringen kann, ist weiterhin da. Doch sollte weiterhin keine Entwicklung stattfinden, könnte es schon bald so richtig ungemütlich für Sahin werden.