Das vierte Tor des FC Barcelona beim 4:1-Sieg in der Champions League gegen den FC Bayern war symbolisch. Symbolisch dafür, wie sich die aktuellen Probleme der Münchner darstellen. Kurz hinter der Mittellinie spielte Lamine Yamal einen langen Ball hinter die Abwehrreihe des Rekordmeisters. Der bereits in die Tiefe gestartete Raphinha nahm den Ball mit, entledigte sich der beiden Innenverteidiger Dayot Upamecano und Min-jae Kim und versenkte die Kugel vorbei an Manuel Neuer im Tor.
Zahlt sich Bayerns Sturheit aus?
Länge Bälle, schnelle Stürmer – ein Mittel, welches nur wenige Tage zuvor die Eintracht aus Frankfurt mit Omar Marmoush und Hugo Ekitike beim 3:3-Unentschieden ebenfalls für sich einzusetzen wusste.
Kritik an der Taktik von Trainer Vincent Kompany und der Leistung der Defensive im Speziellen wollten die Münchner Verantwortlichen nach dem Desaster in Barcelona aber nicht gelten lassen. „Man möchte uns auseinanderdividieren. Und das lassen wir nicht zu“, schimpfte Sportvorstand Max Eberl. Einem der anwesenden Reporter sprach er sogar die Empfehlung aus, selbst einen Trainerschein zu erwerben und es dann besser zu machen.
Garniert wurde das Ganze mit einer für Beobachter durchaus merkwürdig anmutenden Analyse der Niederlage. „Es hat nichts mit der Defensive zu tun. Das ist so billig, wenn wir Gegentore bekommen, das dann auf die Defensive zu schieben.“
Bayern mit risikoreicher Taktik
Der FC Bayern spielt unter seinem neuen Trainer eine offensiv ausgerichtete Taktik, massives Risiko für Gegentore inbegriffen. In den vergangenen fünf Spielen zahlte sich dies im Hinblick auf nur einen erzielten Sieg nicht sonderlich aus – auch wenn die Gegner namhaft waren.
Mehr und mehr wird Kritik laut, von Fans und Experten. Sollte Trainer Kompany seine Taktik überdenken? Sind die im Kader vorhandenen Spieler für diese Art von Fußball überhaupt gemacht? Ist mit Blick auf die nicht immer sattelfesten Innenverteidiger Upamecano und Kim nicht eine andere Herangehensweise vorzuziehen? Und wie lange kann Kompany seine Taktik überhaupt noch durchhalten?
Dem gegenüber stehen die Aussagen der Münchner Verantwortlichen. Auf der Pressekonferenz vor dem Bundesligaspiel gegen den VfL Bochum erklärte der Cheftrainer, gegen Barcelona sei trotz der Blamage „nicht nur alles falsch gelaufen, es gab auch gute Momente, in denen aber vielleicht die letzte Konzentration gefehlt hat“.
Er ergänzte: „Letztendlich hatten wir das Gefühl - ok, wir haben in der Halbzeit drei Gegentore bekommen, das ist natürlich nicht ideal - aber das Gefühl war da, wir können noch 4:3 oder 5:4 gewinnen. Denn wir waren noch gefährlich.“
Kompany nimmt die ganze Mannschaft in die Pflicht
Demnach sei die Partie gegen die Katalanen das erste Spiel in dieser Saison gewesen, bei dem „die andere Mannschaft vielleicht ein bisschen besser war“.
Auf eine Nachfrage zur Art und Weise der Gegentore, welche wiederholt nach dem selben Muster fallen würden, sagte Kompany: „Das stimmt nicht ganz. Die Tore gegen Frankfurt sind nicht ganz die gleichen Tore. Ich will eigentlich nicht nur darüber reden, das ist ein bisschen zu einfach.“
Vielmehr will der Belgier die Verantwortung auf die ganze Mannschaft verteilt wissen. Auch an seiner Taktik will Kompany festhalten. Dem pflichtete auch Sportdirektor Christoph Freund bei.
Münchner wollen an Taktik festhalten
„Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft, wenn sie Vincents Matchplan durchzieht, immer den Schlüssel zum Erfolg hat. Wenn sie das so genau wie möglich durchzieht, hat sie immer eine Chance auf den Sieg.“
Er wurde noch deutlicher: „Was Fakt ist: So wie hier gearbeitet wird, seit Vincent da ist, hat sich die Mannschaft schon einiges erarbeitet. Das ist einfach richtig intensiv und das wird auch mit Ergebnissen belohnt werden.“
Belohnen könnten sich die Münchner nach den jüngsten Rückschlägen am Sonntagnachmittag, wenn ab 15.30 Uhr (im LIVETICKER) das Auswärtsspiel beim VfL Bochum ansteht.
Gegen den strauchelnden Tabellenletzten, der in der laufenden Saison erst einen Punkt einfahren konnte, können die Münchner Aufbauarbeit in eigener Sachen betreiben. Als Gradmesser eignet sich die Partie aber mitnichten.