Es war das gewohnte Bild in der noch jungen Saison für den 50-Millionen-Neuzugang des FC Bayern. Joao Palhinha wurde im Topspiel gegen Eintracht Frankfurt erst spät beim Stand von 3:2 eingewechselt.
Eine auffällige Nichtbeachtung
In der Nachspielzeit fiel der Ausgleichstreffer durch Omar Marmoush, der dritte nach einem Konter an diesem Abend.
„Wir spielen natürlich mit einem Risiko, wir erdrücken den Gegner, dann hast du hinten große Räume zu verteidigen. Das ist schwierig, da musst du die 50:50-Duelle davor gewinnen“, erklärte ein wütender Max Eberl nach dem Last-Minute-Ausgleich der Frankfurter am Sonntag.
Palhinha kann Gegentreffer auch nicht verhindern
Aber wurde Palhinha nicht genau für solche Situationen geholt? Um diese 50:50-Duelle zu gewinnen und Konterchancen zu unterbinden? Gegen Frankfurt kam der Portugiese erst in der Nachspielzeit ins Spiel und konnte den Ausgleichstreffer der Hessen auch nicht verhindern.
Insgesamt bestritt der Neuzugang sechs Pflichtspiele für seinen neuen Arbeitgeber, lediglich beim 6:1-Kantersieg in Kiel stand er in der Startelf.
Bei allen weiteren Einsätzen kam er immer nur auf wenige Minuten in der Schlussphase, die Hauptaufgaben im Mittelfeld übernehmen bisher Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlovic.
Palhinha passt nicht perfekt ins Spielsystem
Zwar hatte Trainer Vincent Kompany zuletzt immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt: „Wenn jemand nicht spielt, ist es nie eine Entscheidung gegen einen Spieler, sondern immer für einen anderen Spieler“, trotzdem ist die Nichtbeachtung Palhinhas auffällig.
Für Kompanys Spielidee scheinen Kimmich und Pavlovic besser geeignet. Der Belgier rückt bisher auch gegen stärkere Gegner nicht von seiner Philosophie ab, ein Pressing-intensives Spiel mit einer hochstehenden Abwehr aufzuziehen. In diesem System kommen Palhinhas Fähigkeiten nicht vollends zur Geltung.
Der 29-Jährige war einst Wunschspieler von Ex-Trainer Thomas Tuchel, der Transfer scheiterte jedoch bekanntlich im Sommer 2023. Ein Jahr später klappte es endlich - inzwischen stand jedoch Kompany auf der Matte.
„Hätte man Palhinha holen müssen?“, fragte deshalb auch TV-Experte Dietmar Hamann in seiner Sky-Kolumne.
Babbel macht Palhinha Hoffnung
Ein anderer Ex-Münchner ist sich jedoch sicher: „Ich gehe davon aus, dass er noch eine tragende Rolle bekommen wird. Eine Saison ist lange und er muss sich erst mal an das Spiel des FC Bayern gewöhnen“, erklärte Markus Babbel in der Bundesliga-Webshow von ran.
Der 52-Jährige sei zwar der Meinung, dass Palhinha das Bayern-Spiel noch nicht 100 Prozent verinnerlicht habe, „ich finde es aber so wichtig, dass der FC Bayern genau auf dieser Position Geld in die Hand genommen hat“.
In den vergangenen Jahren war dem Bayern-Kader oft nachgesagt worden, er sei in der Breite zu dünn besetzt. Speziell in der vergangenen Saison litt der Rekordmeister unter enormen Verletzungsproblemen. Etwas mehr als 50 Millionen Euro sollen die Bayern für Palhinha überwiesen haben.
Palhinha braucht Zeit
Zugleich gilt: Palhinha befindet sich immer noch im Anpassungsprozess. Der portugiesische Nationalspieler ist neu - in der Stadt, dem Land und dem Klub. Er wird weiterhin Zeit brauchen, um sich ganz in diesem neuen Umfeld zu akklimatisieren.
Angesichts großer Aufgaben in der Bundesliga, der Champions League und dem DFB-Pokal darf sich auch Palhinha Hoffnungen auf mehr Einsatzzeiten machen.