Es war ein echter Knall: Das Manager Magazin berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass Bayerns Vorstandsboss Jan-Christian möglicherweise vor der Ablösung steht. Es gebe mehrere Vorwürfe gegen den CEO des Rekordmeisters. Der heftigste: Dreesen soll vor drei Jahren eine Mitarbeiterin mit einer Zeitschrift beworfen und sie beschimpft haben.
Spurensuche nach Dreesen-Knall
Es ist ein vermeintlicher Vorfall, der seit geraumer Zeit als Gerücht durch München waberte. Aufsichtsratsboss Herbert Hainer betonte jüngst in Bild, dass man sich grundsätzlich nicht zu Klub-Interna äußere, versicherte aber: „Generell sind wir mit unserem Vorstand um den Vorsitzenden Jan-Christian Dreesen absolut zufrieden: Wir sind sportlich erfolgreich und werden auch auf der anstehenden Jahreshauptversammlung erneut wirtschaftlich hervorragende Zahlen präsentieren.“
Auf Nachfrage von SPORT1 sagte Sportvorstand Max Eberl am Samstagabend: „Ich kann nur sagen, dass Jan-Christian Dreesen, [Finanzvorstand] Michael Diederich und ich sehr, sehr vertrauensvoll miteinander arbeiten.“ Und weiter: „Warum diese Thematiken jetzt aufs Tableau kommen – keine Ahnung.“
Entscheidung am 11. November
Der FC Bayern befindet sich also auf Spurensuche: Wer wollte mit den ans Manager Magazin durchgestochenen Informationen dem aktuellen Vorstandsboss schaden? Warum kommen die Vorwürfe gerade jetzt in die Öffentlichkeit – wo doch der Vorfall mit der Mitarbeiterin bereits rund drei Jahre zurückliegt und umfassend aufgeklärt wurde? Fakt ist zudem: Die Entscheidung, Dreesen im Sommer 2023 zum CEO zu machen, fiel im Wissen um den Vorfall.
Der Zeitpunkt des Berichts ist pikant: Am 11. November wird in der Aufsichtsratssitzung über die berufliche Zukunft Dreesens entschieden. SPORT1-Informationen zufolge kann sich der 57-Jährige mittlerweile gute Chancen ausrechnen, auch weiterhin der starke Mann an der Säbener Straße zu bleiben. Richtig ist: Dreesen ist weder amtsmüde, noch hat Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge sein Vertrauen in ihn verloren.
Spekulationen um mögliche Nachfolger
Mögliche genannte Nachfolgekandidaten würden sich sowieso schwer vermitteln lassen. Ex-DFL-Boss Christian Seifert ist mit seinem Herzensprojekt Dyn Media beschäftigt, Oliver Mintzlaff ist erst seit zwei Jahren einer von drei Geschäftsführern beim Red-Bull-Konzern. Ein Traumjob für den 49-Jährigen, der jüngst erst den Klopp-Coup feiern konnte. Ohnehin erscheint eine Zusammenarbeit von Eberl und Mintzlaff angesichts deren Vorgeschichte aus Leipziger Zeiten nur schwer vorstellbar.
Attacke von außen
Aktuell verortet man beim FC Bayern den Bericht als eine Attacke von außen. Dr. Michael Diederich, Finanzboss und Dreesens Stellvertreter im Vorstand, steckt nicht dahinter – auch wenn so mancher Medienbericht das nahelegte.
Der ehemalige Banker gilt als ehrgeizig, aber loyal. Seine Arbeit wird vereinsintern geschätzt – vor allem weil es ihm gemeinsam mit Dreesen gelungen ist, die Stimmung im Klub nach der Ära von Oliver Kahn deutlich zu verbessern. Ein Maulwurf scheint beim FC Bayern also nicht am Werk zu sein, vielmehr könnte die Attacke auf Dreesen ein Gruß aus der Vergangenheit sein.