Es war ein denkwürdiger Moment nach der 1:4-Pleite der Bayern gegen den FC Barcelona. Statt der Mannschaft die Leviten zu lesen, stellte sich FCB-Sportvorstand Max Eberl im Interview in der Mixed Zone vor das Team und ging sogar noch einen Schritt weiter.
Reporter reagiert auf Eberl-Attacke
Auf eine Frage von Sky-Reporter Florian Plettenberg zur Leistung der Münchner Abwehr reagierte der 51-Jährige dünnhäutig. „Mach den Trainerschein, dann kannst du es besser machen“, so Eberl, der den Medien in der Folge vorwarf, die Bayern „auseinanderdividieren“ zu wollen. „Das lassen wir nicht zu. Es wird von uns nicht an irgendeinem herumgenörgelt. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen. Das ist relativ simpel.“
Im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 hat sich Plettenberg nun zu den Eberl-Aussagen geäußert. „Ich finde die Reaktion von Max Eberl total legitim. Er hat sich vor die Mannschaft gestellt. Das ist auch ein Stück weit Entertainment. Ich fand das auch nicht respektlos mir und den Journalisten gegenüber“, so der Medienvertreter.
Eberl als Hoeneß-Ersatz?
„Max Eberl hat eine Rolle einzunehmen: ‚Ich muss Vincent Kompany beschützen, den habe ich geholt. Das war meine allerletzte Trainerpatrone.‘ Die andere ist es, sich freizuschwimmen und zu positionieren. Uli Hoeneß muss und will ersetzt werden, also geht er in Richtung Abteilung Attacke. Ob das eine Attacke war, weiß ich nicht, vielleicht ein Attäckchen.“
Dirc Seemann, Mitglied der Chefredaktion bei SPORT1, ordnete die Eberl-Aussage ebenfalls nicht allzu negativ ein. „Der Trainerschein-Spruch war der schlechteste in dem ganzen Thema. Das hat da nichts verloren, so ein Angriff auf eine substantielle, anständige, gute Frage und ein Problem, das alle erkennen. Ansonsten hat er sehr viel richtig gemacht. Er wusste, es kommen kritische Fragen, irgendwie wird die Defensive eine Rolle spielen.“
Und weiter: „Er hatte sich ein Konzept überlegt. Das Konzept war: Ich stelle mich mal hin und mache, was Bayern-like-mäßiges. Deswegen war das in dem Moment die richtige Maßnahme. Er braucht das, er musste sich positionieren. Im Moment ist keiner da, der das sonst spielen kann. Die älteren Herrschaften ziehen sich zurück, richtigerweise, wie ich finde. Er muss in dieses Loch. Das hat die Bayern immer stark gemacht.“
Bayern-Abwehr nicht eingespielt
Für Reporter Plettenberg geht es im Umgang mit den Bayern-Verantwortlichen vor allem darum, sich „nicht in die Hose zu machen. Das muss der Anspruch als Reporter sein, auch mal was anzusprechen, was der Bayern-Boss vielleicht nicht so sieht. Wenn es offensichtlich ist, dass die Bayern-Defensive nicht zum Stil von Vincent Kompany passt, dann finde ich die Frage legitim.“
Demnach sei es „nicht von der Hand zu weisen“, dass beispielsweise die Entwicklung von Verteidiger Dayot Upamecano „stetig zurückgeht“ und dieser aktuell bei weniger als 50 Prozent gewonnenen Zweikämpfen steht. Generell sei die Defensive „keine eingespielte Viererkette, die zum System Kompany passt. Sie sind auf Platz 17 derjenigen Vereine, die die meisten hochkarätigen Chancen zulassen. Dem muss ich mich stellen“, ist sich Plettenberg sicher.
Für den langjährigen Bayern-Reporter ist klar: „Wenn das so weitergeht, werden die Bayern die Champions League auf keinen Fall gewinnen.“ Dass das Königsklassen-Finale in wenigen Monaten in der Münchner Allianz Arena steigt, sei ohnehin nicht wahrzunehmen.