Es war eine Szene mit Symbolcharakter: Mathys Tel kam auf dem linken Flügel an den Ball, hatte viel Platz und sprintete los. Kurz vor Ende des dramatischen Remis des FC Bayern bei Eintracht Frankfurt hatte man für eine Sekunde den Eindruck, dass sich dem noch in Führung liegenden Rekordmeister die Chance auf einen entscheidenden Angriff bieten könnte.
Der Tel-Plan geht nicht auf
Doch Tel legte sich den Ball deutlich zu weit vor und wurde in der 92. Spielminute unsanft - wenn auch sauber - von Frankfurts Robin Koch abgeräumt. Tel schlug schmerzhaft auf dem Boden auf und blieb liegen - wie sich am Tag nach dem 3:3 herausstellte, hatte er sich bei der Szene einen Bänderriss in der Schulter zugezogen.
Statt eines vielversprechenden Angriffs lieferte Tel also einen unnötigen Ballverlust. Statt für ihn so wichtige Spiele mit der französischen U21-Nationalmannschaft wartet eine Zwangspause.
Tel macht einen bestenfalls glücklosen Eindruck
Doch auch unabhängig von der bezeichnenden Szene lässt sich sagen: Tel tut sich aktuell schwer. Der 19-Jährige, der sich vor rund einem Jahr unter Bayerns Ex-Trainer Thomas Tuchel zum Superjoker aufschwang, spielt unter dessen Nachfolger Vincent Kompany eine bestenfalls untergeordnete Rolle.
Zu derselben Zeit im vergangenen Jahr hatte Tel bereits drei Treffer und einen Assist in der Bundesliga verbucht. Aktuell ist er ohne Scorerpunkt. Und vielleicht noch bedenklicher: Wenn er zum Einsatz kommt, macht er einen bestenfalls glücklosen Eindruck.
Tel, der meistens auf dem Flügel eingesetzt wird, kommt kaum zu Abschluss-Chancen. Wie gegen Frankfurt versucht er sich daher häufiger aus der Distanz - und das auch aus eher aussichtslosen Situationen. Zudem fehlt ihm die Durchschlagskraft mit dem Ball am Fuß, entscheidende Zweikämpfe gehen meist an den Gegner.
Gemessen an den Spielminuten pro absolviertem Einsatz spielt der hoch veranlagte Youngster nur rund drei Minuten weniger als noch unter Tuchel. Und dennoch fühlen sich die Auftritte des Publikumslieblings zuletzt wie Schritte in die falsche Richtung an.
Der Bayern-Plan ist noch nicht aufgegangen
Dabei hatten die Bayern Tel extra beim Team behalten, obwohl er ursprünglich für die Olympischen Spiele vorgesehen war. Während sein neuer Teamkollege Michael Olise mit Frankreich Silber holte, sollte er sich in München empfehlen. Max Eberl hatte Tel als einen der jungen Spieler genannt, auf die man vermehrt setzen wolle.
Tels Problem: die hohe Konkurrenzsituation bei Bayern. Der angesprochene Olise ist aus der Startelf bereits nicht mehr wegzudenken, dazu präsentiert sich Serge Gnabry wieder in guter Form. Und selbst Verkaufskandidat Kingsley Coman erhielt auch in Frankfurt wieder den Vorzug. Ganz zu schweigen von Harry Kane, der in der Sturmspitze gesetzt ist.
Tels unglückliche Aktion kurz vor Ende des Frankfurt-Spiels ist also vor allem eines: Eine Szene mit Symbolcharakter.