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Es ist wieder fünf vor zwölf in Gladbach

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Es ist wieder fünf vor zwölf in Gladbach

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Es ist wieder fünf vor zwölf

Wie schon im Vorjahr hat Borussia Mönchengladbach den Saisonstart gründlich verpatzt. Nur ist die Stimmung diesmal weitaus frostiger - was Trainer Gerardo Seoane bald zum Verhängnis werden könnte.
Neu-Nationalspieler Tim Kleindienst muss sich beim Auswärtsspiel in Augsburg mit seinen Gladbachern 1:2 geschlagen geben. Der Stürmer macht das einzige Tor der Fohlen an diesem Abend.
Wie schon im Vorjahr hat Borussia Mönchengladbach den Saisonstart gründlich verpatzt. Nur ist die Stimmung diesmal weitaus frostiger - was Trainer Gerardo Seoane bald zum Verhängnis werden könnte.

Freitagabend, kurz vor halb 11. Ratlosigkeit und totale Enttäuschung sind die Emotionen, die den Spielern von Borussia Mönchengladbach ins Gesicht geschrieben stehen. Soeben hat Schiedsrichter Florian Badstübner ihr Gastspiel beim FC Augsburg abgepfiffen und damit die endgültige Gewissheit gebracht: Es hat wieder nicht gereicht. Wieder ist es dem Team von Gerardo Seoane nicht gelungen, eine beinahe grotesk wirkende, mittlerweile auch kaum noch zu glaubende Serie zu beenden.

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Seit zweieinhalb Jahren haben sie es nun nicht mehr geschafft, zwei Bundesliga-Spiele in Folge zu gewinnen. Der Last-Minute-Sieg in der Vorwoche gegen Union Berlin eröffnete den „Fohlen“ die große Chance, diesen unfassbaren Negativlauf endlich zu beenden - doch heraus kam nur ein in der Art und Weise erschreckendes 1:2 und viel Frust, mit dem man in die Länderspielpause galoppiert. Kein Wunder also, dass Sportdirektor Roland Virkus nach der erneuten Pleite ungewohnt harte Töne anschlug.

„Ich bin wirklich maßlos enttäuscht von diesem Auftritt. Das war unser mit Abstand schlechtestes Spiel, und da fehlt mir auch jede Erklärung“, schimpfte Virkus nach der Begegnung los. „Wir haben viel Ballbesitz und machen absolut nichts daraus, komplett harmlos, ängstlich, keine Besetzung des Zehner-Raums, keine Tiefe, wir lassen Tim Kleindienst vorne völlig allein. So kann man nicht spielen.“ Der Saisonstart, so viel steht inzwischen fest, ist gründlich in die Hose gegangen. Dabei sollte eigentlich alles besser werden.

Der Ton in Gladbach wird rauer

Schlechter würde allerdings auch recht schwierig werden. Immerhin waren die 34 Punkte aus der Vorsaison die schwächste Ausbeute seit 15 Jahren. In der Jahrestabelle belegt Gladbach mit 23 Zählern den Platz 14. Von allen Teams, die im Mai weder auf- noch abgestiegen sind, sammelte nur der VfL Bochum (18 Punkte) weniger Punkte. Während vor dem Sommer noch Schlagworte wie „Prozess“ oder „Umbruch“ als Erklärung für die schwachen Leistungen dominierten, gelten diese Ausreden aber mittlerweile nicht mehr. So wächst der Druck auf Seoane weiter.

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Zumal der bedenkliche Auftritt in Augsburg kein Einzelfall war. Immer wieder enttäuschte die Borussia unter Seoane auf ganzer Linie. Immer wieder sprachen sie dann von ihrem „Weg“, um zu zementieren, dass sie für den Moment nichts ändern wollen. Schon gar nicht auf dem Trainerstuhl. „Der Weg, den wir eingeschlagen haben, ist richtig“, ordnete Virkus auch am späten Freitagabend nach gewohntem Schema ein. Und doch gerät Seoane nach nun 15 Monaten im Amt mehr und mehr in die Schusslinie.

Ultimatum für Seoane?

Wie die Bild berichtete, wurde Seoane intern sogar eine Frist gesetzt, um zu beweisen, dass die Partie gegen die Fuggerstädter lediglich ein Ausrutscher war. Die Rede ist von einem „Drei-Spiele-Ultimatum“. Nach der Länderspielpause trifft Gladbach in der Liga zu Hause auf Heidenheim, auswärts auf Mainz und anschließend wieder zu Hause auf Werder Bremen. Sollte sich auch bis dahin keine Besserung in Spielweise und Ergebnissen einstellen, könnte der Schweizer seinen Job verlieren.

In einem Interview, das auf der vereinseigenen Seite veröffentlicht wurde, ruderte Virkus nach seinem emotionalen Ausbruch zwar etwas zurück: „Ich stehe zu meiner aus der Emotionalität heraus geübten Kritik. Doch jetzt gilt es die Diskussion zu versachlichen und nicht nur diese 90 Minuten zu betrachten. Fakt ist, die Leistung in Augsburg war unterm Strich nicht gut. Aber wegen deshalb die Gesamtentwicklung in Frage zu stellen, geht mir angesichts der angesprochenen Verbesserungen zu weit.“ An der Grundstimmung und dem Zugzwang für Seoane dürfte das aber nichts ändern.

Virkus: „Fußball ist ein Ergebnissport“

Denn besorgniserregend ist: Das Team zeigt - vor allem dank der Neuzugänge Tim Kleindienst, Kevin Stöger und Philipp Sander - deutlich mehr Willen und eine bessere Mentalität als in der Vorsaison, als der Abstieg nur mit Mühe verhindert werden konnte. Ein großer Schritt nach vorne ist in der Gesamtbetrachtung jedoch nicht auszumachen. Im Gegenteil: Trotz mehr Ballbesitz wird offensiv oft keine wirkliche Gefahr erzeugt. Versuche, die häufigen uninspirierten und mutlosen Auftritte zu erklären, laufen dagegen ins Leere.

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Auch die Tatsache, dass Gladbach ein schweres Auftaktprogramm hatte, lässt Virkus nicht mehr ganz gelten. Wenngleich er lobte: „Gegen Leverkusen und Stuttgart haben wir es gegen absolute Top-Klubs gut gemacht, auch unser Auftritt in Frankfurt war nicht schlecht“. Dazu habe man sich beim 1:0 gegen Union Berlin von einem „physisch sehr starken Gegner nicht den Schneid abkaufen lassen“, merkte Virkus an: „Wir haben mehr Spielkontrolle, sind viel resistenter gegen das Pressing des Gegners geworden und haben in Sachen Intensität und Zweikampfstärke zugelegt.“

Doch am Ende stehen für Gladbach eben nur sechs Punkte zu Buche. Gemessen an den Erwartungen ist das zu wenig. „Fußball ist ein Ergebnissport“, feuerte Virkus noch eine entsprechende Phrase ab. Heißt im Klartext: Der ominöse „Weg“, den die „Fohlen“ vermeintlich eingeschlagen haben, sollte schnellstmöglich zu mehr Konstanz und Erfolg führen. Ansonsten könnte sich schon bald zeigen, ob Seoane wirklich Teil der Lösung oder eher Teil des Problems ist.