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Eine Bundesliga-Legende mit Schatten

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Eine Bundesliga-Legende mit Schatten

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Eine Legende mit Schatten

Eduard „Ede“ Geyer, der am Montag 80 wird, prägte als Spieler und Trainer den Ost-Fußball und später auch die Bundesliga. Seine Vergangenheit als Stasi-Spitzel holte ihn allerdings immer wieder ein.
Eduard Geyer als Dresden-Coach kurz vor der Wiedervereinigung
Eduard Geyer als Dresden-Coach kurz vor der Wiedervereinigung
© IMAGO / Kicker/Eissner
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Eduard „Ede“ Geyer, der am Montag 80 wird, prägte als Spieler und Trainer den Ost-Fußball und später auch die Bundesliga. Seine Vergangenheit als Stasi-Spitzel holte ihn allerdings immer wieder ein.

Er ist eine Legende des Ost-Fußballs - und erlangte als Spieler und Trainer auch darüber hinaus breite Anerkennung.

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Mit Dynamo Dresden wurde er als Spieler und als Trainer DDR-Meister, 1973 war er als Gegenspieler von Uli Hoeneß ein Hauptdarsteller im historischen ersten BRD-DDR-Europapokalduellen, die den FC Bayern fast den ersten Europapokal der Landesmeister kosteten.

Nach der Wende prägte Eduard „Ede“ Geyer auch die Bundesliga, der letzte DDR-Nationalcoach wurde zur Kultfigur als liebenswert-kauziger und schlagfertiger Schleifer („Wer sich dehnen will, soll nach Dänemark“). Indem er Energie Cottbus zwischenzeitlich im Oberhaus etablierte und dort mit seinem bunten Kollektiv um Keeper Tomislav Piplica einmal sogar die Bayern besiegte, stieg er in den Rang einer Vereinsikone auf.

Geyer - der am Montag 80 Jahre alt wird - ist trotz seines großen sportlichen Lebenswerkes allerdings eine hochumstrittene Figur. Seine Vergangenheit als Spitzel für die Staatssicherheit hat tiefe Risse hinterlassen und ihn immer wieder eingeholt.

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Eduard Geyer horchte als „IM Jahn“ Kollegen aus

Im Jahr 1971 wurde der damals 26 Jahre alte Geyer unter persönlichem Druck von der Stasi als IM (Inoffizieller Mitarbeiter) engagiert: Er hatte bei einem Europapokalspiel in Amsterdam einen unerlaubten Ausflug ins Nachtleben unternommen und sich damit erpressbar gemacht.

Geyer bekam als „IM Jahn“ die Aufgabe, „das Oberligakollektiv der SG Dynamo Dresden abzusichern“ und die Beamten des DDR-Regimes mit Informationen über die sportlichen, politischen und persönlichen Angelegenheiten seiner Kollegen auf dem Laufenden zu halten.

In seiner zwischen 1975 und 1986 laufenden Tätigkeit - Geyer wurde 1980 zum Inoffiziellen Mitarbeiter im besonderen Einsatz (IME) befördert - verfasste er über 100 Berichte, der Major der Volkspolizei horchte unter anderem auch Ulf Kirsten, Matthias Sammer, dessen Vater Klaus und den verstorbenen Jörg Stübner aus.

Geyer zeigte Reue: „Es ist beschämend“

Geyers Stasi-Vergangenheit wurde 1992 bekannt, er bat um Entschuldigung und zeigte Reue („Ich kann mich von den Vorwürfen nicht freisprechen, es ist beschämend“) - machte sich aber dennoch weiter angreifbar.

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Für seine Aussage, mit seinem Wirken niemandem persönlich geschadet zu haben, handelte er sich Kritik von Bürgerrechtlern ein: „Sie wissen doch gar nicht, ob sie jemandem geschadet haben, weil sie nicht wussten, was mit ihren Informationen gemacht wurde“, kommentierte Irmtraut Hollitzer, frühere Direktorin des Leipziger Stasi-Museums.

In weitere Bedrängnis brachte Geyer auch seine Behauptung, für seine Tätigkeit nie entlohnt worden zu sein. Dies wurde widerlegt, als detailliertere Einblicke in Geyers Akten publik wurden, unter anderem eine handschriftlich quittierte Zahlung von 300 Mark aus dem Jahr 1982.

Eklat nach Ehrung durch Dynamo Dresden

Geyers Vergangenheit geriet im Jahr 2000 nach dem Bundesliga-Aufstieg mit Cottbus in den Fokus - und ein weiteres Mal 18 Jahre später, als eine Ernennung Geyers zum Ehrenspielführer Dynamo Dresdens einen großen Streit im Klub auslöste.

Aus Protest forderten die Klub-Legenden Klaus Sammer, Dieter Riedel und Hans-Jürgen Kreische die Rücknahme der Ehrung: „Wenn so jemand die Tradition von Dynamo verkörpert, läuft irgendwas falsch“, sagte Kreische: „Entweder das Bild von Geyer wird aus dem Stadion entfernt - oder meins. Ich will nicht neben ihm hängen.“

Als der Klub die Forderung zurückwies, weil das Thema aus dessen Sicht ausreichend aufgearbeitet war, gab das Legendentrio seine eigenen Urkunden zurück. Nach der offenen Eskalation verzichtete letztlich Geyer „zum Wohle des Vereins“ auf die Würdigung.

„Ein Makel, den man aus dem Leben streichen möchte“

Das zwiespältige Vermächtnis Geyers wird zum runden Geburtstag nun auch in einer neuen Doku von MDR und RBB aufgearbeitet.

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„Natürlich ist das so ein Makel, den man eigentlich aus seinem Leben streichen möchte“, sagt Geyer darin. Man müsse aber auch „die Bedingungen sehen, wie man dazu gekommen ist“. Er habe „verschiedene Dinge mitgemacht, auch wenn man nicht davon überzeugt war“.

Aus heutiger Sicht betrachtet „hätte man viele, viele Dinge anders machen können. Mir tut es im Nachhinein einfach leid, dass damals solche Brüche zwischen vielen Menschen entstanden sind.“