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"Sache mit Sané bereue ich": Bjelica über Auseinandersetzung mit dem Bayern-Star

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"Sache mit Sané bereue ich": Bjelica über Auseinandersetzung mit dem Bayern-Star

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„Die Sache mit Sané bereue ich“

Nenad Bjelica, mittlerweile Trainer von Champions-League-Klub Dinamo Zagreb, hatte bei Union Berlin einen schweren Stand. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der 53-Jährige über sein Aus bei den Eisernen und die Auseinandersetzung mit Bayern-Star Leroy Sané.
Nenad Bjelica spricht erstmals exklusiv bei SPORT1 über seine Beurlaubung bei Union Berlin, den Vorfall mit Leroy Sané und die für ihn fehlende Wertschätzung in Deutschland.
Reinhard Franke
Reinhard Franke
Nenad Bjelica, mittlerweile Trainer von Champions-League-Klub Dinamo Zagreb, hatte bei Union Berlin einen schweren Stand. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der 53-Jährige über sein Aus bei den Eisernen und die Auseinandersetzung mit Bayern-Star Leroy Sané.

Im November 2023 trat Nenad Bjelica die Nachfolge von Urs Fischer bei Union Berlin an. Damals steckten die Eisernen tief im Abstiegskampf. Im Mai - zwei Spieltage vor Abschluss - musste 53-Jährige wieder gehen.

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Für Aufsehen hatte Bjelica vor allem gesorgt, als er im Liga-Spiel beim FC Bayern (0:1) mit Nationalspieler Leroy Sané aneinandergeriet und für drei Spiele gesperrt sowie zu einer Geldstrafe von 25.000 Euro verurteilt wurde.

Seit vergangener Woche hat Bjelica wieder einen neuen Job: Als Chefcoach beim Champions-League-Klub Dinamo Zagreb, den die Bayern jüngst mit 9:2 vom Platz gefegt hatten.

Bei SPORT1 gab Bjelica nun sein erstes Interview seit seinem Aus bei Union.

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SPORT1: Herr Bjelica, wie war Ihr Start bei Dinamo Zagreb?

Nenad Bjelica: Ich bin bei einem großartigen Verein, dem größten in Kroatien. Dieser Klub ist in den vergangenen 20 Jahren 19-mal Meister geworden. Es fühlt sich an, als käme ich nach Hause, da ich hier bereits zwei Jahre als Trainer gearbeitet habe. Jetzt bin ich wieder bei Dinamo und freue mich sehr, dass alles so schnell geklappt hat. Wir spielen in der Champions League, was natürlich eine große Herausforderung für mich ist.

SPORT1: War für Sie klar, dass Sie nach Ihrer Pause wieder in Kroatien als Trainer arbeiten würden? Wie kam es zu dem Engagement bei Dinamo?

Bjelica: Nein, ich hatte nicht damit gerechnet, wieder Trainer bei Dinamo zu werden. Natürlich ist das der einzige Verein in Kroatien, bei dem ich mir vorstellen konnte zu arbeiten. Ein Trainerwechsel war eigentlich nicht zu erwarten, da mein Vorgänger großartige Arbeit geleistet hat. Es gab lediglich ein schwaches Spiel gegen Rijeka (1:1; Anm. d. Red.), dann haben sie zu Hause 0:1 gegen Hajduk Split verloren und schließlich das 2:9 gegen den FC Bayern in München. Danach wurde der Trainer entlassen und ich kam. Es hat dann alles ziemlich schnell geklappt.

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„Entlassung bei Union war nicht leicht“

SPORT1: Ist Ihre Familie auch wieder bei Ihnen?

Bjelica: Ja, aber wir waren auch in Berlin immer alle zusammen. Jetzt in Zagreb sind wir sowieso wieder vereint. Mein Nebenwohnsitz ist in Klagenfurt und ich habe noch ein Haus in Porec. Beides ist etwa anderthalb Stunden von Zagreb entfernt. Die Konstellation ist jetzt ideal.

SPORT1: Lassen Sie uns auch über Ihre Zeit bei Union Berlin sprechen. Wie lange haben Sie gebraucht, um die Trennung zu verarbeiten?

Bjelica: Die Entlassung bei Union war nicht leicht für mich. Aber ich habe das professionell akzeptiert und meinen neuen Weg gesucht. Ich habe mich bei Union Berlin sehr wohlgefühlt. Wir haben mit dem Klassenerhalt das große Ziel erreicht, nachdem ich die Mannschaft in einer sehr schwierigen Situation übernommen hatte. Das war wirklich keine leichte Aufgabe. Union war der schwierigste Job in meiner Karriere. Ich habe das Team auf den richtigen Weg gebracht - und das zählt am Ende. Ich freue mich sehr für die Menschen bei Union und in der Stadt, dass der Verein weiterhin in der Bundesliga spielt. Die Fans dort sind unglaublich - und allein ein Spiel dort als Trainer zu sein, wäre schon großartig. Ich bin sehr dankbar für die Chance, die mir dort gegeben wurde.

SPORT1: Was war der Hauptgrund für die Trennung?

Bjelica: Ich denke, die 3:4-Niederlage zu Hause gegen Bochum war der Knackpunkt. Damals wurde diese Entscheidung getroffen und ich habe das akzeptiert. Sonst gab es für mich keine andere Erklärung. Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich hätte gerne länger bei Union gearbeitet.

Sané? „Die Sache bereue ich sicher“

SPORT1: Welchen Fehler bereuen Sie? War es die Aktion mit Bayern-Spieler Leroy Sané, für die Sie gesperrt wurden?

Bjelica: Die Sache mit Sané bereue ich sicher. Das war unnötig und hat mir das Leben in Deutschland schwerer gemacht, weil die Medien ab dem Moment sehr kritisch mir gegenüber waren - zu Recht kritisch. Danach habe ich versucht, mich auf die Mannschaft zu konzentrieren. Nach dem Sané-Vorfall sind wir eigentlich sehr gut in Tritt gekommen und haben schließlich den Klassenerhalt geschafft. Das mit Sané ist das Einzige, was ich bereue. Ich habe für Union alles gegeben und freue mich, dass ich fünf Monate Teil dieses tollen Klubs war.

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SPORT1: Wie war das Verhältnis zur Mannschaft? Es soll Spieler gegeben haben, die Ihretwegen den Verein verlassen haben. Wie war es wirklich?

Bjelica: Mein Verhältnis zu den Spielern war perfekt. Im Winter sind einige Spieler gegangen. Sheraldo Becker ging weg, weil sein Vertrag ausgelaufen war und der Verein die letzte Chance hatte, noch etwas zu kassieren. Sein Abgang stand schon fest, bevor ich kam. Kevin Behrens hätte ich gerne behalten, aber der Verein hatte entschieden, dass er gehen soll, weil ein sehr gutes Angebot kam. Mit David Fofana wollte ich weiterarbeiten, aber Chelsea wollte ihn zurückhaben. Und Leonardo Bonucci wollte von sich aus gehen. Das waren die Spieler, die den Verein verlassen haben. Es gab keine Probleme mit den Spielern. Mein Verhältnis zur Mannschaft war intakt. Ich bin mit mehreren Spielern immer noch in Kontakt und sie haben mir zu meinem neuen Job gratuliert.

„Manchmal musst du als Trainer in Konflikte gehen“

SPORT1: Warum wird so etwas behauptet?

Bjelica: Das wurde in den Medien bewusst anders dargestellt. Ich kann so etwas nicht beeinflussen; ich kann nur meine Arbeit machen. Noch mal: Mein Verhältnis zur Mannschaft war intakt.

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SPORT1: Aber irgendetwas muss ja vorgefallen sein.

Bjelica: Ich war sicher anders als Urs Fischer. Mit ihm hat Union fünf Jahre einen perfekten Weg eingeschlagen. Da kann man jetzt nur noch gratulieren. Dann geriet der Klub in eine Krise und ich habe anders mit den Spielern geredet. Ich war die perfekte Lösung für Union in dieser Phase. Ich bin jemand, der alles klar anspricht. Ich sage jedem Spieler die Wahrheit ins Gesicht. Die Wahrheit tut manchmal weh. Aber die Vereine rufen mich an, wenn es Probleme gibt. Ich bin der Krisenmanager unter den Trainern. (lacht) Ich muss immer mit schwierigen Situationen klarkommen. Manchmal musst du als Trainer in Konflikte gehen. Ich mag eine familiäre Stimmung im Team, aber auch in der Familie musst du manchmal lauter werden. Vielleicht ist das bei dem einen oder anderen nicht so gut angekommen. Am Ende zählt nur eins: Union Berlin spielt weiter in der Bundesliga. Das hat Union Berlin mit Trainer Nenad Bjelica geschafft. Die Medien werden immer irgendetwas schreiben. Ich will niemanden demontieren, das ist nicht mein Ding.

SPORT1: Abschließend gefragt: Ihr Verhältnis zu den Spielern war völlig in Ordnung?

Bjelica: Auf jeden Fall. Natürlich freut man sich nicht, wenn man Spiele verliert. Es war eine extreme Situation. Und ich bin nicht gekommen, um nur sympathisch zu sein. Ich bin gekommen, um den Verein zu retten. Ich bin jemand, der jeden respektiert, und jeder, der korrekt zu mir ist, hat meinen Respekt. Aber als Trainer muss man auch mal lauter werden, vor allem, wenn es um den Abstiegskampf geht. Ich wollte nie Urs Fischer sein.

Bjelica will aus Sané-Fehler lernen

SPORT1: Wie traurig sind Sie, dass das Kapitel Bundesliga schon wieder vorbei ist?

Bjelica: Es ist noch nicht vorbei. Jetzt arbeite ich bei Dinamo Zagreb und ich würde gerne wieder in die Bundesliga zurückkehren. Ich bin davon überzeugt, dass das passieren wird. Die Bundesliga ist eine wunderbare Liga. Hut ab vor allem, was diese Liga ausmacht. Ich bin sicher, dass ich noch einmal in die Bundesliga komme. Jetzt interessiert mich aber nur Dinamo Zagreb.

SPORT1: Der FC Bayern war und ist Ihr Schicksal. Erst durch die Sané-Aktion - und dann durch die 2:9-Niederlage, weswegen Sie geholt wurden. Schon kurios, oder?

Bjelica: (lacht) Schon verrückt, aber im Fußball weiß man nie, was passiert. Vielleicht trainiere ich eines Tages den FC Bayern. Damals war Bayern München negativ für mich, jetzt ist es positiv. So ist das Leben. Ich muss die Situation akzeptieren und aus dem Sané-Fehler lernen.

SPORT1: Fühlen Sie sich in Deutschland unter Wert verkauft?

Bjelica: Auf jeden Fall. Das war vom ersten Tag an so. Das Champions-League-Spiel am Mittwoch gegen Monaco (2:2) war meine 601. Partie als Trainer. Ich bin jetzt zum vierten Mal in der Champions League: zweimal mit Dinamo, einmal mit Union und einmal mit Austria Wien. Vom ersten Tag an bei Union hatte ich das Gefühl, dass sich alle fragen: „Wer ist dieser Bjelica?“ Und so war es die ganze Zeit bei Union. Ich habe als Trainer schon einiges erreicht, aber das wurde in Deutschland nicht so wahrgenommen. Das ist schade. Ich kenne meinen Wert. Es gibt ein besonders schlechtes Beispiel, das ein Medium über mich veröffentlicht hat.

„Mein Ansehen in Deutschland war nicht gut“

SPORT1: Was meinen Sie?

Bjelica: Es wurde geschrieben, dass ich der schlechteste Trainer der vergangenen Saison war. Dabei waren wir nach 20 Spielen auf dem elften Platz. Das sagt alles. Mein Ansehen in Deutschland war nicht gut. Trotzdem bin ich stolz auf meine Arbeit bei Union.

SPORT1: Was wollen Sie in Zukunft als Trainer anders machen?

Bjelica: Ich werde meine Arbeit weiterhin so machen wie bisher. Mit meiner Art hatte ich fast immer Erfolg. Jeder Trainer verändert sich im Laufe der Zeit, aber mit 53 Jahren kann ich mich nicht mehr großartig verändern.

SPORT1: Wird Ihnen so etwas wie mit Leroy Sané noch einmal passieren?

Bjelica: Ganz sicher nicht. In 601 Spielen als Trainer ist es mir nur einmal passiert - leider ausgerechnet gegen Bayern, auf der großen Bühne. Das hat die ganze Welt gesehen. Ich konnte meine Emotionen nicht kontrollieren und fühlte mich von Sané provoziert. Es tut mir leid. Es war ein großer Fehler.

Union? „Ein untypischer Bundesliga-Verein“

SPORT1: In der Champions League gegen die AS Monaco kassierten Sie jüngst die Gelb-Rote Karte, wurden der Trainerbank verwiesen. Was ist da vorgefallen?

Bjelica: Die erste Gelbe Karte habe ich bekommen, weil meine ganze Trainerbank nach einer Entscheidung des Schiedsrichters aufgesprungen ist. Wenn die ganze Trainerbank aufsteht, dann bekommt der Haupttrainer die Gelbe Karte. Ich habe nichts gemacht und trotzdem die Gelbe Karte bekommen. Und die zweite Gelbe Karte habe ich bekommen, weil ich ein Foul wollte statt einen Einwurf. Es ist sehr blöd gelaufen.

SPORT1: Was nehmen Sie Positives aus Ihrer Zeit bei Union mit?

Bjelica: Union ist ein untypischer Bundesliga-Verein. Die Infrastruktur ist noch nicht auf dem Niveau der ersten Liga, aber der Verein verbessert sich täglich. Das Verhältnis zu den Fans war unglaublich. So etwas habe ich im Fußball selten erlebt. Die Stimmung im Stadion war immer außergewöhnlich – fast wie vor 30 Jahren in einem alten Stadion. Es war wirklich unglaublich. Ich habe jedes Heimspiel genossen.

SPORT1: Wie ist der Kontakt zu Union-Präsident Dirk Zingler?

Bjelica: Er hat mir immer den Rücken gestärkt, wofür ich ihm bis heute dankbar bin. Intern gab es sicherlich Personen, die damit nicht einverstanden waren. Es besteht noch Kontakt. Herr Zingler hat mir zu meinem neuen Job gratuliert und wir haben schnell eine Lösung gefunden, um meinen Vertrag aufzulösen. Dafür möchte ich mich bedanken. Ich hoffe, dass wir uns wiedersehen und vielleicht noch einmal zusammenarbeiten.

SPORT1: Sie schließen also eine Rückkehr zu Union nicht aus?

Bjelica: Ich schließe eine Rückkehr nach Deutschland nicht aus - warum nicht auch zu Union Berlin? Es ist wirklich ein großartiger Verein.