Es ist gar nicht so lange her, da hätte Thomas Müller – wenn es nach vielen Fans und einigen Experten gegangen wäre – sofort einen neuen Aufgabenbereich haben können: Als Spielertrainer, vielleicht mit Hermann Gerland an seiner Seite, sollte der damals 34-Jährige im Frühjahr den FC Bayern retten.
Das plant Bayern mit Müller
Bekanntermaßen kam es anders. Thomas Tuchel durfte die Saison 2023/24 als Trainer beenden, nach langer und zäher Suche wurde Vincent Kompany als neuer Coach vorgestellt.
Müller kann alles
Die Episode zeigt: Müller wird alles zugetraut. Spieler, Trainer, Stadion- oder Pressesprecher, TV-Experte. Ja sogar nach einem Engagement als CEO des FC Bayern wurde der Oberbayer jüngst gefragt – auch weil Lothar Matthäus angesichts des Wirbels um den aktuellen Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen diese Idee aufgebracht hatte.
„Wir haben Oktober und ich muss sehen, dass mein Körper regeneriert. Alles andere ist Zukunftsmusik“, sagte Müller dazu schmunzelnd.
Klar ist, dass der FC Bayern den Rekordspieler unbedingt auch nach dessen Karriere in den eigenen Reihen halten will – und sei es anfangs „nur“ als Botschafter des Vereins. Eine Selbstverständlichkeit, wenn man die Fähigkeiten Müllers betrachtet. Er ist kommunikativ, blickt über den Tellerrand des Fußballs und verschafft den Münchnern auch über die eigenen Fans hinaus viele Sympathien.
Zudem ist er auch international hervorragend vermittelbar. Gerade in Asien ist Müller äußert beliebt und wird wie ein Held verehrt.
Jüngster Beweis: Auf der PR-Tour des FC Bayern nach Korea war sein Trikot im Fan-Store als allererstes ausverkauft – noch vor den Shirts von Jamal Musiala und Minjae Kim. Auch die Werbetermine mit Müller waren besonders gut besucht. „Ich weiß, dass ich viele Fans in Asien habe. Ich genieße und liebe das“, sagte Müller damals.
Müller funktioniert
Der Job als Vorstandsboss wäre also gar nicht so abwegig – zumal dem Bayern-Star auch ein hervorragendes Gespür für Zahlen und Finanzen nachgesagt wird. Müller gilt schon länger als jemand, der sich nicht nur mit fußballerischen, sondern auch mit wirtschaftlichen Themen beschäftigt. Seine Tätigkeiten als Werbefigur für mehrere Unternehmen sind hinlänglich bekannt. Müller funktioniert in der Öffentlichkeit.
Ein Vorbild könnte Karl-Heinz Rummenigge sein. Der 69-Jährige stieg vom einstigen Weltstar zum Vizepräsidenten des FC Bayern und schließlich zu dessen Vorstandsboss auf.
Doch zwei Punkte sprechen aktuell gegen ein schnelles Engagement von Müller im Management: Zum einen ist er noch aktiver Spieler und fühlt sich in dieser Rolle pudelwohl. Er kann dem FC Bayern sportlich immer noch helfen und ist mannschaftsintern ein wichtiger Faktor. Auch wenn sein Vertrag im kommenden Sommer ausläuft, ist noch lange nicht entschieden, dass es die letzte Saison für den 35-Jährigen ist.
Zum anderen macht Müller eher den Eindruck, als brauche er die tägliche Arbeit am Ball. Wie er bereits jetzt seine Teamkollegen coacht und anschließend die Spiele der Bayern (auch bei ausländischen TV-Sendern auf Englisch) analysiert, ist bemerkenswert.
Bayern flirtet bereits
Die Bayern starten jedenfalls bereits ihre Charmeoffensive und klopfen Optionen ab. In einem Interview mit der Münchner Abendzeitung sprach Präsident Herbert Hainer zuletzt davon, dass es schön wäre, Müller „beim FC Bayern einzubinden, in welcher Form auch immer, weil ich glaube, dass uns das guttun könnte“.
Noch gilt die Konzentration des bayerischen Urgesteins voll dem Sport. Doch danach, so scheint es, kann sich Müller den Job beim FC Bayern fast aussuchen.