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Bundesliga-Newcomer: "Ich habe jeden Tag geweint!"

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Bundesliga-Newcomer: "Ich habe jeden Tag geweint!"

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„Habe jeden Tag geweint“

Der 1. FC Heidenheim spielt nach einem geradezu märchenhaften Aufschwung sogar international. Ähnlich spektakulär ist die Geschichte von Sommer-Neuzugang Leo Scienza. Im SPORT1-Interview spricht der Brasilianer über eine schlimme Zeit in Schweden und seinen sensationellen Aufstieg.
Leonardo Scienza hat keinen einfachen Weg zum Profi-Fußball gehabt. Der Mittelfeldspieler gibt emotionale Einblicke in seine Zeit vor dem 1. FC Heidenheim.
Der 1. FC Heidenheim spielt nach einem geradezu märchenhaften Aufschwung sogar international. Ähnlich spektakulär ist die Geschichte von Sommer-Neuzugang Leo Scienza. Im SPORT1-Interview spricht der Brasilianer über eine schlimme Zeit in Schweden und seinen sensationellen Aufstieg.

Leo Scienza gehört neben Bayern-Leihgabe Paul Wanner zu den prägenden Figuren in der Offensive des 1. FC Heidenheim. Ganz im Gegensatz zu seinem 18 Jahre alten Teamkollegen war Scienza in jungen Jahren aber noch im Niemandsland unterwegs. Der heute 26-Jährige kickte vor fünf Jahren noch in der 5. schwedischen Liga und hatte vor gut zwei Jahren laut transfermarkt.de noch einen Marktwert von 300.000 Euro.

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In der Saison 2023/24 schoss der Brasilianer dann aber den SSV Ulm 1846 mit 27-Scorer-Punkten in die 2. Bundesliga. Für Scienza ging es jedoch gleich ins Oberhaus, weil sich Heidenheim seine Dienste für 600.000 Euro sicherte. Jetzt spielt er gegen Teams wie den FC Bayern oder Chelsea.

Im SPORT1-Interview vor dem Conference-League-Duell beim FC Pafos (21 Uhr im LIVETICKER) spricht Scienza über emotionale Tiefpunkte, seinen erstaunlichen Weg und wie ihm eine „deutsche Kartoffel“ die Sprache beigebracht hat.

Von der Verbandsliga in die Bundesliga: „Wahnsinn“

SPORT1: Herr Scienza, wie finden Sie Heidenheim bisher?

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Leonardo Scienza: Es ist eine kleine Stadt, aber superschön! Ich fühle mich sehr wohl hier, auch wegen der Fans, der Mannschaftskollegen, des Coaches.

SPORT1: Wenn Ihnen im Sommer 2023 jemand gesagt hätte, dass Sie 15 Monate später Europapokal spielen, wie hätten Sie reagiert?

Scienza: Gelacht vielleicht. Ich träume nicht viel, in meinem Leben kommen Dinge oft überraschend. Ich wusste immer, dass ich sehr weit kommen kann und habe immer an mich geglaubt. Aber jetzt Bundesliga, Conference League und alles in Heidenheim - schwer zu glauben.

SPORT1: Sie kommen ja sogar aus der Verbandsliga.

Scienza: Genau, bevor ich 2023 nach Ulm gewechselt bin, habe ich für Magdeburg II gespielt. Dann 3. Liga, jetzt Bundesliga - das ist Wahnsinn. Jedes Training ist erstaunlich, jedes Wochenende Bundesliga, Conference League oder DFB-Pokal immer ein Highlight. Ich bin unglaublich glücklich und sehr, sehr stolz auf meinen Weg. So schnell von der Verbandsliga in die Conference League - das ist groß. Du musst dabei aber auch schnell lernen.

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„Ohne sie wäre ich heute nicht hier“

SPORT1: Wie schwer fällt Ihnen die Anpassung?

Scienza: Es ist schon ein großer, großer Unterschied. Das Niveau in der Bundesliga ist nochmal was anderes. Ich habe trotzdem viel Selbstvertrauen mit dem Ball – aber das Spiel ist physischer, schneller und die Spieler sind noch intelligenter.

SPORT1: Sie haben letzte Saison in Ulm Unglaubliches erlebt: 12 Tore, 15 Vorlagen, Aufstieg.

Scienza: Ja, das war bis jetzt das beste Jahr meines Lebens. Ich bin dem SSV Ulm für immer dankbar, dem Verein, der Stadt, den Fans, meinen Mannschaftskollegen und dem Coach. Ohne sie wäre ich heute auch nicht hier.

SPORT1: Hatten Sie mal Zweifel, dass es gar nicht reicht zum Profifußballer?

Scienza: Ja, ein bisschen schon, weil es im Fußball immer schnell hoch und runter geht. Meine Karriere ist das perfekte Beispiel. Ich war in der 2. Mannschaft von Schalke, dann kamen die 2. Liga, die Verbandsliga, dann die 3. Liga. Aber mit dem Glauben an dich selbst, der Stärke von Jesus, von Gott und wenn du immer 100 Prozent gibst und gute Leute um dich hast, kann nichts schief gehen.

„Sie ist eine deutsche Kartoffel“

SPORT1: Sie sind jetzt vier Jahre in Deutschland und haben sich die Sprache selbst beigebracht. Wie haben Sie gelernt?

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Scienza: Es ist nicht leicht. Ich habe bei Kollegen oder bei meiner Freundin nachgefragt. Wir sind schon drei Jahre zusammen, sie ist eine deutsche Kartoffel (lacht). Sie hilft mir. Ich versuche, es immer besser zu machen. In Ulm musste ich schon viel Deutsch reden mit der Mannschaft, da waren nur Deutsche. Hier in Heidenheim ist es ähnlich, nur Mikkel Kaufmann ist als Däne nicht deutschsprachig. Vorher bei Magdeburg und Schalke waren viele ausländische Spieler, da kann man mal Englisch oder Spanisch sprechen - aber du lernst nicht so viel Deutsch. In den letzten zwei Jahren habe ich Gas gegeben und werde jeden Tag ein bisschen besser.

SPORT1: Sind Sie auch schon eine typisch deutsche Kartoffel?

Scienza: (Lacht) Ja, ich lerne durch meine Freundin immer mehr über die deutsche Mentalität.

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„Ich hatte kein Geld und wohnte beim Boss im Keller“

SPORT1: Wie sind Sie überhaupt nach Deutschland gekommen?

Scienza: Ich war davor schon eineinhalb Jahren in Schweden (bei Viertligist Fanna BK, Anm.d.Red.), das war eine sehr, sehr harte Zeit. Ich hatte kein Geld und wohnte beim Boss des Vereins im Keller. Ich habe eineinhalb Jahre auf einer Matratze auf dem Boden geschlafen.

SPORT1: Wie kam es dann zum Wechsel zu Schalke?

Scienza: Ich konnte dort mittrainieren und in Testspielen auflaufen – das hat mein Leben komplett verändert! Deswegen bin ich bis heute ein totaler Schalke-Fan. Ich schaue jedes Spiel von Schalke, weil sie mir diese Chance gegeben haben. Ich kam aus dem Nichts, 5. Liga in Schweden ist vielleicht wie 7./8. Liga hier. Das Niveau ist gar nicht gut. Wir haben zweimal in der Woche trainiert. Und dann kam ich in die Knappenschmiede in die 2. Mannschaft von Schalke 04 und hatte dort zwei wunderschöne Jahre.

„Ich habe jeden Tag geweint“

SPORT1: Wollten Sie zwischendurch zurück nach Brasilien?

Scienza: Ja, fast jeden Tag. Ich habe jeden Tag geweint, jeden Tag gebetet und mit meiner Mutter gesprochen, weil ich alleine war. Aber ich vertraue auf Gott und habe auf die Zähne gebissen. Und das Leben hat mich belohnt für diese Widerstandsfähigkeit.

SPORT1: Sie haben früher Futsal gespielt, wie kam es zum Wechsel aufs große Feld?

Scienza: Ich war schon immer Futsal-Spieler, bis ich 15, 16 Jahre alt war, habe ich nur Futsal gespielt. Beim Futsal kannst du der beste Spieler der Welt sein, aber kannst kaum davon leben. Also habe ich es versucht.

Heidenheim? „Egal, woher die Spieler kommen“

SPORT1: Im Sommer wollten Sie angeblich auch Klubs wie Nürnberg oder Kaiserslautern. Was hat Sie vom 1. FC Heidenheim überzeugt?

Scienza: Es gab relativ früh Kontakt mit Heidenheim, aber ich war in einer besonderen Situation mit Ulm und habe gesagt, dass ich mich auf dieses historische Jahr konzentrieren will, nach 23 Jahren ohne Profifußball den Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Liga zu schaffen. Das haben sie respektiert und als es dann so weit war, habe ich mich mit dem Coach getroffen. Schon beim ersten Treffen war mir klar, dass es die richtige Entscheidung ist. Hier ist egal, woher die Spieler kommen. Wenn du 100 Prozent gibst und deine Leistung bringst, bekommst du deine Chance.

SPORT1: Sie haben Ihre Chance genutzt, gegen Augsburg ihr erstes Bundesligator erzielt. Was war das für ein Moment?

Scienza: Das erste Spiel im DFB-Pokal war schon sehr speziell, aber dann das erste Bundesliga-Spiel zu Hause, das erste Mal Startelf zu Hause, das erste Tor zu Hause, drei Punkte zu Hause - das war ein perfekter Tag. Natürlich besonders und wunderschön für mich durch mein Tor.

SPORT1: Wie ordnen Sie den Saisonstart ein?

Scienza: Neun Punkte sind ein Anfang, aber wir wollen und müssen noch viele Punkte für unser Saisonziel Klassenerhalt sammeln. Gerade die Niederlage zuletzt bei Borussia Mönchengladbach hat uns sehr geärgert.

Duell mit Chelsea? „Das ist unglaublich“

SPORT1: In der Conference League sind Sie mit einem Sieg gestartet. Darf eine Mannschaft wie Heidenheim, die zum ersten Mal Europapokal spielt, sagen: Das Weiterkommen ist das Ziel?

Scienza: Das Schöne im Fußball ist: Wir dürfen immer träumen. Wir sind da, wir haben das erste Spiel gewonnen, wir wollen immer das Maximum an Punkte holen – egal in welchem Wettbewerb.

SPORT1: Ende November geht es gegen den Giganten Chelsea: Hat dieses Spiel, nach dem Weg, den Sie gegangen sind, eine spezielle Bedeutung?

Scienza: Ja, für mich und für jeden von uns. Chelsea ist vielleicht der größte Verein in der Conference League und wir dürfen gegen sie spielen, bei uns zu Hause in der Voith-Arena – das ist unglaublich! Historisch für den Verein, für jeden Spieler. Dieses Spiel im Lebenslauf zu haben, das ist ein Highlight. Es ist Chelsea, wow. Trotzdem wollen wir gewinnen. Sie kommen hier her – und sie werden hundertprozentig kein leichtes Spiel mit uns haben!