Der FC Bayern hat ein Luxusproblem im Mittelfeld. In der Zentrale hat der Rekordmeister ein Überangebot an starken Spielern. Leidtragender der Situation ist Sommer-Neuzugang Joao Palhinha, der für über 50 Millionen Euro Ablöse zum Rekordmeister gewechselt war, aktuell aber im defensiven Mittelfeld hinter Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlovic nur die Nummer drei ist.
Hamann kritisiert Bayern-Transfer
Palhinha wurde in dieser Saison in vier Spielen eingesetzt, sammelte dabei nur magere 139 Minuten Spielzeit. Nur beim 6:1-Sieg der Bayern gegen Holstein Kiel stand der Portugiese in der Startelf, in der Champions League und in der Liga musste er jeweils ein Spiel komplett von der Bank verfolgen.
Ist beim FC Bayern vielleicht gar kein Platz für Palhinha? Dietmar Hamann fand zu diesem Thema deutliche Worte. „Die Innenverteidiger und die zentralen Mittelfeldspieler, die wechselst du eigentlich nicht“, stellte der TV-Experte am Sonntag bei Sky90 fest.
Palhinha-Transfer unnötig? Hamann mit klaren Worten
Im Topspiel der Bayern gegen den Deutschen Meister aus Leverkusen am Samstag werde Trainer Vincent Kompany wieder die beste Mannschaft spielen lassen, „da wird, glaube ich, kein Palhinha dabei sein“, prophezeite Hamann. Die Begründung des ehemaligen Bayern-Stars: Aleksandar Pavlovic könne der Coach „normal nicht rausnehmen und Kimmich ist Vizekapitän, jetzt Kapitän der deutschen Nationalmannschaft“. Wenn sich Kimmich nichts zu Schulden kommen lasse, werde er spielen, ist sich der frühere deutsche Nationalspieler sicher.
Hamann zeigt deshalb wenig Verständnis dafür, warum der FC Bayern im Sommer Palhinha überhaupt an die Säbener Straße geholt hatte - noch dazu für so viel Geld. „Wenn ein Kompany kommt und sagt oder weiß, dass Kimmich wieder in der Mitte spielt, wäre meine Frage, ob du Palhinha holen musst“, sagte der 51-Jährige. Hätte der Rekordmeister Palhinha verpflichten müssen? Auf diese Frage antwortete Hamann mit einem klaren „Nein“.
Dass Palhinha erst in der Schlussphase eingewechselt werde, wie beim 5:0 am Samstag gegen Bremen, „liegt ihm das natürlich auch nicht“, weil es nicht sein Spiel sei, erklärte der frühere Nationalspieler weiter.
Hamann: „Die Frage ist, ob das reicht“
Auf Dauer werde es zwar „mit Sicherheit Spiele geben, wo er gebraucht wird. Die Frage ist, ob das reicht“, so Hamann, „weil wenn du einen Mann holst für 50 Millionen, dann gehe ich davon aus, dass der im Jahr 45, 50 Spiele macht.“
Im zentralen Mittefeld würde man als Team auf Konstanz setzen, erklärte er. Außer Palhinha habe der FC Bayern zudem auch noch Leon Goretzka und Konrad Laimer in der Hinterhand. Das könnte auf Dauer zu Spannungen führen: „Nach drei, vier Spielen wird sich keiner beschweren, dass er nicht spielt. Aber wenn du jetzt gegen Leverkusen nicht dabei bist, gegen Aston Villa nicht, dann wird es wahrscheinlich die ersten Stimmen geben“, glaubt Hamann.
Palhinha war im Sommer mit einem Jahr Verspätung nach München gewechselt. Bereits der ehemalige Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte die „Holding Six“ vehement gefordert, der Portugiese reiste im Sommer 2023 bereits zum Rekordmeister - doch der Deal platzte noch am Deadline-Day.
Als der Transfer dann ein Jahr später unter Dach und Fach gebracht wurde, sagte Bayern-Sportvorstand Max Eberl: „Wenn man über so lange Zeit an einem Spieler baggert, muss man von einem Wunschtransfer sprechen. Er ist ein großartiger Spieler. Das hat Bayern schon letztes Jahr erkannt, umso glücklicher sind wir, dass er jetzt hier ist.“
Wie geht es weiter mit Palhinha?
Bereits Anfang des Monats hatte sich SPORT1-Experte Mario Basler ähnlich wie Hamann geäußert. „Wenn du einen Spieler wie Palhinha für 55 Millionen holst, kannst du den nicht auf die Tribüne oder auf die Bank setzen“, sagte Basler im STAHLWERK Doppelpass. Auch er sah Pavlovic im zentralen Mittelfeld gesetzt und ergänzte: „Um das Dilemma aufzulösen, sei für ihn „die logische Konsequenz, dass Joshua Kimmich auf die rechte Seite ausweichen muss. Entweder muss Palhinha auf der Bank bleiben - oder Pavlovic, oder Kimmich. Die Bayern spielen ja nicht mit drei Sechsern.“
Das Luxusproblem könnte den FC Bayern also noch eine Weile beschäftigen.