Beste Freunde werden Max Eberl und Fernando Carro wohl nicht mehr. Zu einer Aussprache der beiden unter vier Augen ist es nach der öffentlichen Verbal-Attacke des Geschäftsführers von Bayer Leverkusen auf den Sportvorstand von Bayern München nicht gekommen, wie Eberl am Sonntag im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 bekräftigte.
Eberl enthüllt: Wirtz löste Zoff aus
„Es war ein Scharmützel“, sagte der 50-Jährige und enthüllte zugleich die Hintergründe, warum Carro so schlecht auf ihn zu sprechen ist. „Wir haben uns bei der Champions-League-Auslosung gesehen, da hat mir Fernando gesagt, dass er sauer auf mich ist, seitdem ich den Wechsel von Florian Wirtz von Köln nach Leverkusen kommentiert habe“, erklärte Eberl.
Für eine Mini-Ablöse von 200.000 Euro wechselte Wirtz im Januar 2020 aus der U17 der Kölner nach Leverkusen. Und das obwohl es zwischen den rheinischen Klubs eine Art Absprache gab, sich nicht gegenseitig beim Nachwuchs der direkten Nachbarn zu bedienen. „Im Westen gab es so ein Agreement, dass wir die Spieler nicht abwerben“, bekräftigte Eberl auch am Sonntag.
Der heutige Bayern-Boss war zum Zeitpunkt des Wirtz-Wechsels Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach.
Eberl mit Kritik wegen Wirtz – aber auch Verständnis
Eberl sagte damals: „Da ist etwas passiert, was keiner von uns gerne sieht. Wir würden dieses Agreement gerne aufrechterhalten, weil es ein wenig zur Beruhigung beiträgt. Hintenrum klauen würde zu vielen Problemen im Westen führen, wo wir eh schon auf engstem Raum sind.“
Allerdings wurden Eberls Worte in dem medialen Wirbel, den der Transfer seinerzeit verursacht hatte, mitunter verkürzt wiedergegeben. Das merkte er nun auch im Doppelpass an. Er habe auch gesagt, „ich habe sogar Verständnis für den Wechsel, weil ein A-Jugendspieler vom 1. FC Köln zum Lizenzkader nach Leverkusen wechselt. Das ist ein anderer Wechsel als ein Jugend-Wechsel. Deswegen habe ich Verständnis dafür.“
Doch die Geschichte stößt Carro offenbar noch immer sauer auf. „Seitdem war er böse auf mich. Aber ist egal!“, sagte Eberl noch. Der FCB-Sportvorstand war damit erneut bemüht, öffentlich die Wogen zu glätten.
Causa Wirtz könnte heiß werden
Die Vorgeschichte birgt jedoch weiterhin eine gewisse Brisanz, denn das Thema Wirtz könnte im kommenden Sommer beim FC Bayern wieder heißer werden. Dass die Münchner den Bayer-Star im Visier haben, gilt als offenes Geheimnis. Ehrenpräsident Uli Hoeneß bekräftigte im Sommer: „Jeder weiß, dass ich Florian Wirtz sehr gerne beim FC Bayern sehen würde.“
Sein Vertrag in Leverkusen läuft noch bis 2027. Laut Medienberichten würde Bayer im nächsten Jahr erst ab einer Summe von 120 Millionen Euro über einen Verkauf nachdenken. Abgeschreckt von einer Investition in dreistelliger Millionenhöhe für Wirtz sind die Münchner nach SPORT1-Informationen trotzdem nicht, sie wollen 2025 Ernst machen.
Dass persönliche Differenzen aus der Vergangenheit bis dahin zumindest auf professioneller Ebene ausgeräumt sind, dürfte daher vor allem im Sinne der Bayern sein.
Carro-Attacke auf Eberl sorgt für Wirbel
Im Sommer hatte Carro mit seiner Verbal-Attacke in Richtung Eberl für Schlagzeilen gesorgt. „Also, ich halte von Max Eberl nichts, absolut nichts. Ich würde nicht mit ihm verhandeln“, sagte Carro im Rahmen einer Diskussionsrunde vor Fans der Werkself. „Und ich würde nicht mit ihm verhandeln.“
Später ruderte der Bayer-Boss zurück. Er sei ein emotionaler Mensch und habe die Aussagen in einem informellen Umfeld getätigt. „Dass sie in dieser Form aufgegriffen und multipliziert werden, war nicht beabsichtigt. Das ändert aber auch nichts mehr an der Aussage, für die ich mich hiermit entschuldige“, sagte Carro der Bild.
Seine Worte fielen während der heißen Phase im Transferpoker um Jonathan Tah, dessen Wechsel von Leverkusen zum FC Bayern in diesem Sommer letztlich nicht zustande kam.
„Wir haben verhandelt, es gab von Leverkusen eine Deadline und auch einen Preis. Das konnten wir beides nicht erfüllen. Dann haben wir sauber abgesagt, weil wir es uns nicht leisten konnten. Die Deadline war nur 48 Stunden, es war uns zu knapp“, erklärte Eberl in Bezug auf Tah. „Wir haben nicht die Einnahmen generiert, die wir machen wollten, um uns Jonathan leisten zu können.“
Neuer Bayern-Anlauf bei Tah?
Ob die Bayern im kommenden Jahr einen neuen Anlauf unternehmen werden, ließ Eberl offen. „Bis jetzt hat er im Sommer 2025 keinen Vertrag mehr. Und er ist ein deutscher Nationalspieler, der in Leverkusen eine richtige Führungsrolle übernommen hat, der unseren Innenverteidigern auch helfen würde - aber damit ist auch genug gesagt und Schlussstrich: Ich bin mit Minjae Kim und Dayot Upamecano glücklich - es geht da auch um Vertrauen, sie haben herausragende Fähigkeiten. Es gibt da keinen Deal fürs nächste Jahr.“
Es wird sich zeigen, inwieweit die brisante Vorgeschichte zwischen Carro und Eberl auch den einen oder anderen möglichen Transferpoker im kommenden Jahr beeinflusst.