Ein umstrittener Elfmeter von Harry Kane hat den FC Bayern am 2. Bundesliga-Spieltag gegen den SC Freiburg auf die Siegerstraße geführt. Thomas Müller traf mit einem sensationellen Tor zum 2:0-Endstand.
„Dann höre ich auf“: Wut über Bayern-Elfer
Doch auch nach Abpfiff stand die Szene in der 35. Minute im Mittelpunkt, die zum Führungstreffer der Münchner geführt hatte. „Wir gehen durch einen Wahnsinns-Elfmeter in Rückstand. Wirklich ein Wahnsinns-Elfmeter“, schimpfte Freiburgs Christian Günther bei DAZN.
Was war passiert? Bei einem Luft-Zweikampf mit Freiburgs Max Rosenfelder köpfte Bayerns Stürmerstar Harry Kane den Ball in Richtung des Freiburger Tors, verfehlte dieses jedoch. Allerdings war der Ball an den vom Körper weggestreckten Arm seines Gegenspielers gesprungen.
Unnatürlich sah die Armbewegung zwar nicht aus, doch Schiedsrichter Christian Dingert wurde dennoch von Videoschiedsrichter Harm Osmers angewiesen, sich die Situation noch einmal am Bildschirm anzuschauen.
Währenddessen diskutierten bei DAZN-Kommentator Lukas Schönmüller und Experte Moritz Volz über diese Situation. Schönmüller sah dabei kein strafstoßwürdiges Vergehen: „Also unnatürlich ist das nicht von Rosenfelder. Er bewegt sich im Zweikampf und wird von Kane auch noch gehalten.“
„Den darfst du nicht geben“: Diskussion um Bayern-Elfmeter
Dies sah Volz ein wenig anders: „Wie die Regel vor langer Zeit mal ausgelegt war: natürlich, mit der klaren Intention, den Ball zu stoppen - das war es bei Rosenfelder nicht. Aber entscheidend ist, wie weit ist der Arm vom Körper weg - und da ist es gerade für ihn richtig gefährlich.“
Schönmöller erwiderte jedoch: „Aber aus der kurzen Distanz? Bei den Bayern gab es eine ähnliche Situation in Wolfsburg, da wurde kein Elfmeter gegen die Wölfe gegeben. Ich finde, den darfst du eigentlich nicht geben.“
In der Halbzeitpause nahm Volz dann erneut Stellung zu dieser Szene und wiederholte sich zwar zunächst, meinte dann jedoch auch: „Ich finde es unfair für die Verteidiger.“
Schiedsrichter gibt umstrittenen Elfmeter für Bayern
Dingert entschied dennoch zum großen Ärger von Freiburgs Trainer Julian Schuster auf Elfmeter, welchen Kane gewohnt eiskalt verwandelte.
Moderator Frederik Harder sagte dazu: „Ich bin ehrlich - ich mag den Pfiff nicht. Kane drückt ihn runter - und wenn du hoch möchtest, bist du in der Bewegung und kommst so nicht weiter hoch.“
Schuster fordert wie Nagelsmann Regelanpassung
Freiburgs Trainer Schuster war auch zur Halbzeitpause noch so entsetzt über die Entscheidung, dass er zum Schiedsrichter lief und diesem hinter vorgehaltener Hand etwas sagte.
Nach der Partie äußerte sich Schuster dann zu dem Elfmeter und teilte dabei die Ansicht von Bundestrainer Julian Nagelsmann, der nach dem bitteren EM-Aus nach einem nicht gegebenen Elfmeter für Deutschland eine Regelanpassung forderte, die die Flugbahn des Balls berücksichtigt.
„Wir brauchen gar nicht mit Vergrößerung, Absicht oder sonst irgendwas anfangen - der Ball geht nicht auf das Tor. Es ist schade und mir tut es brutal für die Jungs“, sagte Schuster.
Auch Rosenfelder selbst war entsetzt über die Entscheidung: „Ich habe den Ball an der Hand gespürt, aber für mich war es klar kein Elfmeter. Ich habe es inzwischen schon gesehen. Die Hand ist zwar relativ hoch, aber ich bin im Zweikampf mit ihm - das ist eine ganz normale Bewegung. Er köpft zwei Meter vorbei, wenn er mir nicht an die Hand geht.“
Freiburger Günther sauer: „Dann höre ich am liebsten auf“
Ähnlich sah es auch Günther: „Das eine ist: Er ist aus vielleicht 50 Zentimetern an den Arm gesprungen. Das andere ist: Wenn man eine Bewegung macht, wenn man springt, dann gehen natürlich die Arme ein bisschen hoch. Der Rose (Max Rosenfelder, Anm. d. Red.) geht in den Mann, hat den Arm hinter dem Körper. Also wenn das Handspiel ist, dann höre ich am liebsten auf mit Fußball. Das ist wirklich so ein Schwachsinn.“
Einmal in Rage, legte der Freiburger nach: „Ich verstehe es wirklich nicht. Dann muss der DFB vielleicht mal eine Schulung machen, wie man springt, ohne Arme! Das wäre ganz gut. Das müssten sie vielleicht nächstes Jahr mal einführen. Vor der Saison sollen sie gerne kommen und uns Profis zeigen, wie man springt ohne Arme.“
Sein Fazit lautete, dass man bei der Handregel unmöglich noch durchblicken kann: „Schlussendlich haben sie es ein bisschen entschärft, ob es wirklich mehr darum geht, ist es eine Absicht, oder nicht? Ist es das Verhindern einer klaren Torchance? Und auch der Abstand. Und ich finde, da hat alles reingespielt, dass es kein Elfmeter ist. Ich verstehe es nicht. Aber da müssen die Leute, die es entscheiden, mal vor die Kamera treten und uns diese Situation erklären.“
Wie DAZN allerdings mitteilte, stand Schiedsrichter Dingert nach Abpfiff für kein Interview zur Verfügung.
Auch Freiburg bekommt noch einen Handelfmeter
In der letzten Minute der Nachspielzeit gab es dann noch einen umstrittenen Handelfmeter für den SC Freiburg, nachdem der Ball nach einem harten Schuss aus kürzester Distanz vom Oberschenkel des eingewechselten Neuzugangs Joao Palhinha an die vom Körper weggestreckte Hand gesprungen war.
Für Schuster war dies eher ein Versuch der Wiedergutmachung als ein berechtigter Elfmeter: „Es ist am Schluss dann wirklich peinlich, wenn man so einen Elfmeter bekommt. Das möchte ich auch gar nicht. Dann zieh‘ es bitte durch.“
Auf Nachfrage führte Schuster weiter aus: „Ich möchte so einen Elfmeter nicht haben. Ich möchte das nicht. Das brauchen wir auch nicht wiedergutmachen.“ Dabei sah er weniger die Schuld bei Schiedsrichter Dingert: „Ich weiß nicht, warum sich da jemand meldet. Er macht alles richtig, pfeift es nicht.“
Für Schuster habe Dingert mit dem Elfmeterpfiff für Freiburg dann „zugegeben, was in der ersten Halbzeit passiert ist.“ Anders als der Elfmeter von Kane hatte dieser jedoch keine Folgen - Lucas Höler setzte seinen Versuch über das Tor.