Nur das entschiedene Auftreten von Emre Can verhinderte, dass sich Serhou Guirassys noch mehr ins Rampenlicht spielen konnte als sowieso schon. Gegen Brügge überließ der BVB-Kapitän seinem Mitspieler noch in Gentleman-Manier den Ball. Diesmal zimmerte Can die Kugel selbst zum 2:2-Ausgleich in die Maschen.
Eine Warnung an die Konkurrenz
„Er [Guirassy; Anm. d. Red.] wollte auch schießen. Das ist eine gute Einstellung. Ich wollte auch schießen, deshalb habe ich heute geschossen“, erklärte Can, der Dortmunder Elfmeterschütze Nummer eins, nach dem 4:2-Sieg gegen Bochum.
Dennoch steuerte Guirassy auch in dieser Situation einen seiner drei Scorerpunkte am Freitagabend bei. Der 28-Jährige holte den Elfmeter überhaupt erst heraus. Der Torjäger sorgte somit im Alleingang für die Wende und beweist schon jetzt eindrucksvoll: Der Plan mit ihm geht auf.
BVB-Matchwinner Guirassy räumt Restzweifel aus
Schon nach seinem vierten Pflichtspieleinsatz für den BVB räumt Guirassy sämtliche Restzweifel aus.
Bei der Verpflichtung des ehemaligen Stuttgarters gab es durchaus nachvollziehbare Bedenken. Zwar überzeugte Guirassy in der abgelaufenen Saison beim VfB (28 Tore in 28 Bundesligaspielen) auf ganzer Linie, doch es war seine erste, bei der er auf konstant hohem Niveau Leistung gebracht hatte. Kann er dieses Level auch beim BVB halten? Überzeugt er auch in der Königsklasse? In einem polarisierenden Umfeld?
Die ersten Antworten lieferte Guirassy schon jetzt. Er schmiss sich in jeden Zweikampf, kaum ein Weg war ihm zu weit.
Und das, obwohl der Stürmer durch seine Knieverletzung kaum Vorbereitung hatte. Über den Sommer schuftete er die meiste Zeit allein für sein Comeback – ohne Ball am Fuß, ohne seine Teamkollegen. Dass das die Eingliederung eines Neuzugangs erschweren kann, ist logisch. Doch auch diese Herausforderung meisterte Guirassy und fügte sich von Beginn an bestens ein. Der Stürmer nahm die Situation an und verfolgte nur ein Ziel: fit werden und der Mannschaft frühestmöglich weiterhelfen.
„Deswegen haben wir ihn geholt, dass er hier mitführt. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb da ist“, lobte Trainer Nuri Sahin seinen Matchwinner in den höchsten Tönen.
Dortmunds Bessermacher
Zu Beginn der Saison offenbarte der BVB gerade in der Offensive enorme Defizite. Es fehlte oftmals an zündenden Ideen, Ballsicherheit in der Spitze und Durchschlagskraft. Doch seit dem dritten Bundesliga-Spieltag atmen zahlreiche Dortmund-Fans auf. Denn Guirassy machte gleich zu Beginn Hoffnung auf Besserung.
„Er hat in den letzten Wochen hart und professionell gearbeitet und heute 90 Minuten auf dem Platz gestanden. Er hat in den entscheidenden Momenten den Unterschied gemacht, großen Kompliment an ihn. Er gibt uns das, was wir uns erhofft. Er ist ein sehr, sehr wichtig für uns und wird noch besser werden“, schwärmte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.
Dass Guirassy noch nicht bei 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit angelangt ist, dürfte eine Warnung an die Konkurrenz sein.
Gegen Bochum zeigte sich der BVB zunächst überrumpelt und konnte froh sein, dass Myron Boadu in der 33. Minute allein vor Gregor Kobel nicht noch das 0:3 erzielte. „Dann wäre es noch schwieriger geworden“, gestand BVB-Trainer Sahin nach der Partie im Interview mit SPORT1 ein.
Guirassy geht voran
Doch die Dortmunder steckten nach den Rückschlägen nicht auf. Je länger das Spiel dauerte, desto überlegener wurde der BVB. Im Gegensatz zur Pleite gegen Stuttgart stimmte diesmal die Einsatzbereitschaft. Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten war spürbar - auch dank Guirassy.
„Ich bin nicht nur froh, dass er die Tore macht, sondern wie er sich gibt. Ich fand, er war einer derjenigen, der diese Klarheit in der Halbzeit hatte“, unterstrich Sahin die Bedeutung Guirassys auch abseits des Platzes.
Ein Tor pro Spiel erzielte Guirassy in der vergangenen Saison im Schnitt. Bei dieser Quote steht er bislang auch. An diese sagenhaften Zahlen anknüpfen zu können, könnte dennoch schwierig werden. Bei den Stuttgartern war er Elfmeterschütze Nummer eins, diese Stellung hat beim BVB Can inne. Es scheint, als wäre der BVB-Kapitän aktuell der Einzige, der Guirassy bei der Torejagd zumindest ein bisschen ausbremsen könnte.