Beim Jubiläum von Trainer Marcel Rapp ist Holstein Kiel endlich richtig in der Bundesliga angekommen. Im 100. Pflichtspiel des Coaches an der Seitenlinie holte sich der Neuling im Kellerduell beim VfL Bochum mit einem 2:2 (1:2) den historischen ersten Punkt im Oberhaus, zum ersten Sieg reichte es trotz früher Führung aber nicht.
Premiere! Kiel schockt VfL spät
Auch Bochum ist nach vier Spielen noch ohne Dreier, doch das ist keine neue Erfahrung: In den vergangenen beiden Jahren dauerte es bis zum neunten und zehnten Spieltag, ehe der erste Saisonerfolg gelang - und am Ende hielten die Westfalen trotzdem die Klasse.
Kiel gleicht in der vorletzten Minute aus
Benedikt Pichler (15.) brachte Kiel erstmals in der Bundesliga in Führung. Doch Matus Bero (22.) und Lukas Daschner (35.) drehten noch vor der Pause das Spiel. Joker Shuto Machino (89.) glich allerdings für den Aufsteiger aus.
Zeidler musste auf den japanischen Neuzugang Koji Miyoshi (Oberschenkelprobleme) verzichten, zudem bot er mit Philipp Hofmann für Moritz Broschinski einen anderen Stürmer als beim 1:2 in Freiburg auf. Das Vertrauen in Coach Zeidler sei „ungebrochen“, sagte Bochums Sportdirektor Marc Lettau bei Sky: „Wir werden das Spiel gemeinsam analysieren und dann mit ihm in die nächste Woche gehen.“
Rapp wechselte gegenüber dem 1:6 gegen Bayern München auf vier Positionen.
Der Trainer hatte im Vorfeld viel Optimismus verbreitet. „Wenn man guckt, welcher Gegner uns erwartet, sollte der Anspruch da sein, drei Punkte zu holen“, sagte Rapp.
Beide Teams begannen - dem Tabellenstand entsprechend - extrem nervös und hektisch. Ungenauigkeiten, Abspielfehler, Fouls - Kombinationen über mehr als drei, vier Stationen gab es in der Anfangsphase kaum. Die erste gelungene Aktion führte gleich zum Tor: Nach einem klugen Pass von Andu Kelati spielte Pichler VfL-Torhüter Patrick Drewes aus und erzielte das überraschende 1:0 der Störche.
Bochum belohnt sich erst - und schläft dann
Zeidler wechselte den schwachen Innenverteidiger Erhan Masovic gegen Kapitän Anthony Losilla aus, und plötzlich spielte auch Bochum Fußball: Nach starker Vorarbeit von Myron Boadu schlenzte Bero den Ball ins lange Eck.
„Wenn ich reinkomme, will ich meinen Kollegen helfen“, sagte Gamechanger Losilla: „Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen und haben einen neuen Impuls gebraucht. Ob ich das dann war, weiß ich nicht.“ Er wolle dem Team weiterhelfen, ob als Stammspieler oder von der Bank aus.
Der VfL erhöhte den Druck, schnürte Kiel in der eigenen Hälfte ein und wurde mit dem 2:1 belohnt. Hofmann legte im Strafraum ab, Daschner traf sehenswert mit dem Außenrist. Die große Chance zum Ausgleich ließ Kelati liegen, als er völlig frei über das Bochumer Tor schoss (45.+2).
Nach dem Seitenwechsel drängte Kiel auf den Ausgleich, Armin Gigovic verfehlte aus bester Position knapp das Ziel (61.). Die Bochumer beschränkten sich lange auf die Verwaltung des knappen Vorsprungs, erst nach diversen Wechseln entdeckten sie die Offensive wieder. Dann schliefen sie aber beim 2:2.
„Wir hatten keine Kontrolle mehr. Und dann kam noch eine Situation, in der sie noch gefährlich werden. Das ist ärgerlich“, urteilte VfL-Kapitän Losilla.