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Bremen vs. Bayern: Der Niedergang eines Bundesliga-Klassikers

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Bremen vs. Bayern: Der Niedergang eines Bundesliga-Klassikers

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Robben und der Anfang vom Ende

Lange Zeit galt die Partie zwischen SV Werder Bremen und dem FC Bayern München als echter Bundesliga-Klassiker. Es entwickelte sich eine unheimliche Heimserie, die längste der Bundesligageschichte.
Werder Bremen zeigt sich trotz des 9:2-Erfolgs des FC Bayern unbeeindruckt. Mitchell Weiser erklärt, warum er an einen Sieg glaubt.
Udo Muras
Udo Muras
Lange Zeit galt die Partie zwischen SV Werder Bremen und dem FC Bayern München als echter Bundesliga-Klassiker. Es entwickelte sich eine unheimliche Heimserie, die längste der Bundesligageschichte.

In einer Zeit, in der Fußballer noch abergläubisch waren, schaffte es diese Meldung in die Zeitung: Der Bremer Verteidiger Rudi Assauer hatte vergessen, sich vor dem Heimspiel gegen die Bayern seine Bratwurst zu kaufen, die er sich ansonsten im Weser-Stadion vor Heimspielen immer gönnte. Zum Preis von 1,60 DM! Prompt ging die Partie der Saison 1976/77 mit 2:3 verloren und der spätere Schalker Kultmanager sah darin einen nicht zu vernachlässigenden Zusammenhang.

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In jenen Tagen war es nämlich keineswegs gesetzt, dass die Bayern in Bremen gewinnen würden. Auch in der großen Ära der Siebziger mit Franz Beckenbauer in der Abwehr und Gerd Müller im Sturm war die Reise nach Bremen kein Vergnügen für die Starkicker aus dem Süden. Nicht nur, weil sie einmal ihrem Bus mit Fäusten gegen pöbelnde Werder-Fans die Bahn freiboxen mussten.

Rehhagel beißt sich an den Bayern die Zähne aus

In ihren ersten fünf Bundesligajahren 1965-70 holten sie dort nur einen Punkt. Obwohl Werder meist gegen den Abstieg kämpfte, waren Bayern-Siege dort selten und das galt erst recht für jene Epoche, in der Werder Bremen quasi ein Königreich war. Unter „König Otto“ Rehhagel versuchten die Bayern nach Bremens Wiederaufstieg 17 Jahre (!) lang vergeblich, im Weser-Stadion zu gewinnen – von 1982 bis 1998.

Oft war es spannend, nicht selten spektakulär, wie bei Uli Borowkas Weitschusstor im September 1990 zum 1:0-Sieg, und zuweilen auch kurios.

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In die Geschichte ein ging das Spiel vom 21. August 1982, als Uwe Reinders dem neuen Bayern-Keeper Jean-Marie Pfaff zum Bundesligaeinstand ein Einwurftor (ein)schenkte. Am 22. April 1986 vergab Michael Kutzop den Elfmeter, der ihn unsterblich machte.

Werder verpasst Meisterschaft

Werder wäre Meister geworden, so blieb es beim 0:0 und der Titel ging vier Tage später nach München. Es war die Zeit, als die beiden Klubs fast regelmäßig um die Meisterschaft spielten und die Partie, die mit mittlerweile 114 Aufführungen zum Rekordspiel der Liga wurde, zum Klassiker reifte.

So gut die Bayern auch waren, wer immer auf der Bank saß oder auf dem Platz den Takt angab – für mehrere Münchner Spielergenerationen gab es in Bremen einfach nichts zu holen, selbst wenn der Kaiser beim Rekordmeister regierte. Am 7. Mai 1996 führten die Bayern in Bremen schon mit 2:0 und verloren doch noch Spiel (3:2) und Meisterschaft. In Erinnerung blieb das geradezu symbolhafte blaue Auge Franz Beckenbauers, das er sich am Vortag beim Bayern-Training zugezogen hatte.

Die Trainer jener unglaublichen 17 Jahre: Otto Rehhagel und (für ein Spiel) Aad de Mos in Bremen, Pál Csernai, Udo Lattek, Jupp Heynckes, Erich Ribbeck, Giovanni Trapattoni, Otto Rehhagel, Franz Beckenbauer und nochmal Trapattoni.

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Basler wechselt zu den Bayern

Dann kam er, der Tag der Zäsur. Am 4. April 1998 gewannen die Trapattoni-Bayern an der Weser mit 3:0, zwei Treffer von Mehmet Scholl stellten die Weichen für drei Bayern-Siege in Folge. Es schien nur ein kurzes Aufflackern zu sein, denn von 2000 bis 2003 war es wieder wie früher: obwohl unter Ottmar Hitzfeld zu Beginn des neuen Jahrtausends die Liga dominierend – in Bremen gab es nur zwei Punkte aus vier Spielen für die Bayern.

Das 1:1 im Dezember 2003 musste sogar ein Ex-Bremer retten, die Bayern hatten Claudio Pizarro an die Isar gelockt, um nach altbewährter Manier einen Konkurrenten zu schwächen, so wie sie es Mitte der Neunziger getan hatten: 1995 holten sie Rehhagel und Spielmacher Andy Herzog, 1996 Mario Basler.

Die Folge: Werder geriet zwischenzeitlich in Abstiegsgefahr, ehe sie Mitte der „Nuller-Jahre“ wieder oben anklopften. So weit muss man nunmehr zurückschauen, um die letzten Bremer Heimsiege gegen den FC Bayern zu finden. Im Jahr 2006, kurz vor und kurz nach der WM, wurde binnen sechs Monaten ein 3:0 und ein 3:1 gefeiert. Ein gewisser Diego zog die Fäden in Grün-Weiß, WM-Torschützenkönig Miroslav Klose stand im Sturm. Er war allerdings so freundlich, gegen seinen künftigen Klub (ab 2007) nicht zu treffen. So war das Eigentor von Bayerns Abwehrchef Lúcio am 21. Oktober 2006 der bis heute letzte Siegtreffer für Werder Bremen im eigenen Stadion.

Werders Niederlagenserie gegen die Bayern

Zwei Spielzeiten später holten sie den bis dato letzten Punkt, ein eher schmuckloses 0:0, über das sich die Bremer an jenem 1. März 2009 sicher mehr gefreut hätten, hätten sie gewusst was dann kommen würde: die längste und blamabelste Niederlagenserie eines Vereins gegen einen anderen in der Geschichte der Bundesliga.

Seit dem 23. Januar 2010, als die Trainer Thomas Schaaf und Louis van Gaal hießen und ein gewisser Arjen Robben das Siegtor zum 2:3 schoss, hat Werder alle Heimspiele gegen die Bayern verloren. 14 an der Zahl!

Das Torverhältnis aus diesen Spielen lautet 8:38. Letztmals in Führung lagen sie vor zwölf Jahren, als der Brasilianer Naldo am 21. April 2012 Hoffnungen weckte, die er dann mit einem Eigentor selbst wieder zunichte machte. Den Münchner Siegtreffer erzielte Franck Ribéry in letzter Minute. Im Juni 2020 reichte den Bayern in Pandemiezeiten vor leeren Rängen ein Treffer zu Sieg und Meisterschaft.

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Weiser beendet Sieglos-Serie

So viel Spannung war nicht immer: am 7. Dezember 2013 ging Werder mit 0:7 unter, es ist die höchste Bundesliganiederlage des Klubs im eigenen Stadion. Schon damals unter den Torschützen: ein gewisser Thomas Müller, der sich am Samstag gemeinsam mit Torwart Manuel Neuer anschickt, zum 23. Mal gegen Werder zu gewinnen. Selbst wenn nicht: sie blieben das Duo, das am häufigsten ein Bundesligaspiel gegen Werder Bremen gewann, Heimspiele inklusive. Denn die Horrorserie der Bremer beschränkte sich nicht aufs eigene Stadion.

Insgesamt 32 Pflichtspiele, davon 28 in der Liga, blieb der einstige Angstgegner sieglos gegen die Bayern, ehe Mitchell Weiser den Tuchel-Bayern im Januar (0:1) einen unerwarteten Tiefschlag versetzte. Was blieb, ist die unheimliche Heimserie, die längste der Bundesligageschichte. Sie beschreibt den Niedergang eines Klassikers, der einst die Bundesliga elektrisierte.

Datum
Paarung
Ergebnis
23. Januar 2010
Werder Bremen - Bayern München
2:3
29. Januar 2011
Werder Bremen - Bayern München
1:3
21. April 2012
Werder Bremen - Bayern München
1:2
29. September 2012
Werder Bremen - Bayern München
0:2
7. Dezember 2013
Werder Bremen - Bayern München
0:7
14. März 2015
Werder Bremen - Bayern München
0:4
17. Oktober 2015
Werder Bremen - Bayern München
0:1
28. Januar 2017
Werder Bremen - Bayern München
1:2
26. August 2017
Werder Bremen - Bayern München
0:2
1. Dezember 2018
Werder Bremen - Bayern München
1:2
16. Juni 2020
Werder Bremen - Bayern München
0:1
13. März 2021
Werder Bremen - Bayern München
1:3
6. Mai 2023
Werder Bremen - Bayern München
1:2
18. August 2023
Werder Bremen - Bayern München
0:4