Es war eine der Aufreger-Szenen bei der 2:3-Niederlage von Meister Bayer Leverkusen gegen RB Leipzig. In der zwölften Minuten setzte Bayer-Stürmer Victor Boniface zu einem Fallrückzieher an. RB-Verteidiger Amadou Haidara versuchte zu klären, als ihn der Fuß des Stürmers voll im Gesicht erwischte.
Boniface? „Es sah brutal aus“
Die Folge: Haidara wurde minutenlang behandelt, musste anschließend ausgewechselt werden. Boniface sah derweil die Gelbe Karte - zu wenig für den früheren Meister-Coach Armin Veh.
„Wenn das im Mittelfeld passiert, ist es eine Rote Karte, ganz klar. [...] Ich hätte Rot gegeben, sein Gegenspieler musste danach ja ausgewechselt werden. Klar, er hat versucht, das Tor zu machen, aber es war so eng“, sagte der Meister-Coach von 2007 mit dem VfB Stuttgart im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.
In eine ähnliche Richtung ging auch Journalist Guido Schäfer von der Leipziger Volkszeitung: „Es waren 83 Spieler drumrum und er macht einen Fallrückzieher. Der Kopf sitzt halt direkt auf dem Hals. Für solche Fälle hat es auch schon Rot gegeben.“
„Für mich nicht mal eine Karte“
Ganz anders sah es Reporter Cedric Pick von Magenta Sport: „Es sah im Stadion auch brutal aus. Aber: Für mich ist das nicht mal eine Karte. Man hat gut gestehen, dass er zum Fallrückzieher ansetzt. Natürlich will man den Ball dann auch klären, aber das mache ich doch nicht mit dem Kopf. Wenn ich das mache, dann stelle ich den Körper rein und behindere ihn anders, bringe ihn aus dem Gleichgewicht. Da bringe ich mich doch nicht selber in Gefahr.“
SPORT1-Experte Stefan Effenberg konnte die Entscheidung von Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck derweil nachvollziehen: „Er muss natürlich mit dem Kopf dorthin, aber er muss sich auch selber schützen. Denn er sieht ja auch, was Boniface vorhat mit dem Fallrückzieher. Dann muss er entweder die Schulter mit hochnehmen oder den Arm zum Schutz. Ich finde, die Gelbe Karte war in Ordnung, Rot wäre für mich überzogen.“
Der ehemalige Bochumer Torhüter Andreas Luthe bewertete die Situation derweil pro Boniface, der Haidara nicht einmal habe kommen sehen: „Ich finde es schwierig, weil allein das Ergebnis bewertet wird. Die Härte, der Fall des Spielers und die Bewusstlosigkeit, die Emotion - aber nicht die Aktion selber, die ja Grundlage der Entscheidung sein sollte. Und damit habe ich ein Problem.“