Eine unzureichend geklärte Flanke fällt Aleksandar Pavlovic im Bundesliga-Topspiel zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen in der 39. Minute vor die Füße, der Ball tippt kurz auf dem Rasen auf und der Bayern-Profi trifft das Spielgerät satt.
Er erinnert schon an Alonso
Bayer-Keeper Lukas Hradecky kommt zwar noch mit den Fingerspitzen an den Ball, kann diesem aber keine entscheidende Richtungsänderung mehr geben. So schlägt er im Tor ein - 1:1. Ein Traumtor von Pavlovic, der aber durch einen Fehler vom Bayer-Keeper begünstigt wurde - zumindest wenn es nach Stefan Effenberg geht.
„Ich sage, er ist haltbar. Er bekommt den Ball nicht nur auf die Fingerspitzen, sondern auf die Hand. An einem guten Tag hält er den auch“, sagt der SPORT1-Experte im STAHLWERK DOPPELPASS.
In eine ähnliche Kerbe schlägt in der Runde auch der frühere Leverkusen-Trainer Robin Dutt: „Der Ball hat sich noch etwas nach außen gedreht, deshalb war es schwerer, aber ein einem guten Tag hältst du als Bundesliga-Torwart diesen Ball.“ Und sogar Hradecky-Teamkollege Robert Andrich meinte: „An einem sehr, sehr guten Tag hat Lukas den auch.“
Bayern: Kein Grund für Veränderungen
Doch die Diskussionen um die mögliche Schuld des Keepers beim Ausgleich sollen die überaus positive Entwicklung des deutschen Nationalspielers in keiner Weise schmälern, wie Effenberg klarstellte: „Er verdient es sich zu spielen. Die ersten Spiele hat er sehr gut bestritten, es gibt keinen Grund, etwas zu ändern für Vincent Kompany.“
Dies bedeutet: Weiter kein Platz für 50-Millionen-Neuzugang Palhinha!
„Darüber bin ich sehr glücklich und emotional. Ich habe mir einfach gedacht, ich ziehe jetzt ab“, freute sich der 20-Jährige selbst über seinen Treffer nach dem Spiel bei Sky. Er fügte hinzu: „Wir haben den Härtetest bestanden. Bei uns geht es in die positive Richtung und wir werden noch härter an uns arbeiten.“
Kimmich schwärmt von Teamkollege
Und diese harte Arbeit zahlt sich aus. Denn Pavlovic durfte in den bisherigen fünf Bundesligaspielen unter dem neuen Trainer Kompany vier Mal von Beginn an ran.
Auf der Doppelsechs läuft er an der Seite von Joshua Kimmich auf, der nach dem Spitzenspiel gegen Leverkusen ebenfalls lobende Worte über seinen jungen Teamkollegen fand: „Er will jeden Ball haben. Er ist ein absoluter Teamplayer, kein Egoist. Wir brauchen solche Jungs. Er hat keine Angst vor Drucksituationen. Er hat ein überragendes Tor erzielt. Es macht einfach Spaß mit ihm.“
Dabei hätte das Spiel für Pavlovic auch ganz anders in Erinnerung bleiben können: Denn unmittelbar vor dem Leverkusener Führungstreffer verrutschte ihm ein Rückpass auf Manuel Neuer und landete im Toraus. Aus dieser Standardsituation brachte Robert Andrich den amtierenden Deutschen Meister schließlich in Führung. Doch Pavlovic zeigte Reife, behielt den Kopf oben und motivierte sein Team.
Erinnerungen an Alonso-Hammer werden wach
„Besonders beeindruckend ist es, dass er nach so einem Fehler wie vor dem 0:1 nicht einbricht, sondern dann erst recht den Ball haben will und auch noch so ein Tor schießt. Das ist schon marzipanös“, bringt Sky-Reporter Torben Hofmann im Doppelpass die Reaktion des Youngsters mit einer durchaus interessanten Formulierung auf den Punkt.
Und diese Reaktion konnte sich mit seinem Traumtor zum Ausgleich kurz vor der Pause sehen lassen. Was weder Pavlovic noch die anderen Beteiligten zu diesem Zeitpunkt ahnen konnten: Der jetzige Leverkusen-Coach Xabi Alonso hat 2016 ein sehr ähnliches Tor für den FC Bayern erzielt.
Im Eröffnungsspiel der Saison 2016/17 dauerte es nur neun Minuten, ehe Alonso gegen Werder Bremen im Stil von Pavlovic traf. Auch der Spanier ließ den Ball kurz aufspringen, ehe er ihn in Richtung Tor jagte - damals war der Ball noch unhaltbarer als am Samstagabend.
Und auch spielerisch sind Vergleiche nicht völlig abwegig. Wie der Spanier nimmt Pavlovic die so wichtige Rolle vor der Abwehr ein, verfügt über ausgeprägte taktische und technische Fähigkeiten - und ist sich auch in brenzligen Momenten nicht zu schade, Führungsverantwortung zu übernehmen. Und das in jungen Jahren!
Der Weg ist noch für Pavlovic weit, um eine ähnlich erfolgreiche Karriere wie der Bayer-Coach hinzulegen. Doch ein erster Schritt ist gemacht, nicht nur wegen des Traumtors im Topspiel der Bundesliga.