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Er kam im Leih-Jaguar zur U19: Tod einer schillernden Bundesliga-Legende

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Er kam im Leih-Jaguar zur U19: Tod einer schillernden Bundesliga-Legende

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Tod einer schillernden Legende

Der verstorbene Ex-Nationalspieler Ronald Borchers war Teil einer großen Generation von Eintracht Frankfurt. „Disco-Ronny“ blieb auch als Lebemann in Erinnerung, dessen Karriere auch noch größer hätte werden können.
Ronald Borchers bestritt sechs Länderspiele für das DFB-Team
Ronald Borchers bestritt sechs Länderspiele für das DFB-Team
© IMAGO/Frinke
mhoffmann
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Der verstorbene Ex-Nationalspieler Ronald Borchers war Teil einer großen Generation von Eintracht Frankfurt. „Disco-Ronny“ blieb auch als Lebemann in Erinnerung, dessen Karriere auch noch größer hätte werden können.

Vier Monate nach dem Tod von Bernd Hölzenbein trauert Eintracht Frankfurt um die nächste Klub-Legende: Der am Sonntag verstorbene Ronald „Ronny“ Borchers war eine schillernde Figur einer goldenen Ära - nicht nur für die Eintracht, sondern für den gesamten deutschen Fußball.

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Der in Frankfurt geborene Offensivspieler Borchers war ein Eintracht-Original mit einem Image als Lebemann (“Disco-Ronny“) und bunter Hund, der aus seinem großen Talent auch noch mehr hätte machen können.

Nichtsdestotrotz war Borchers viele Jahre lang Stammakteur einer großen Eintracht-Generation, die zu Beginn der achtziger Jahren zwei große Sternstunden zelebrierte. Der größte Triumph von Borchers war 1980 der Gewinn des UEFA-Pokals, der damals eine für ganz Fußball-Deutschland historische Saison krönte.

Historischer Triumph im UEFA-Cup 1980

Gleich fünf Vertreter der Bundesliga - Frankfurt, der FC Bayern München, der VfB Stuttgart, Borussia Mönchengladbach, der 1.FC Kaiserslautern - landeten damals im Viertelfinale der heutigen Europa League. Im Halbfinale waren nur noch deutsche Klubs übrig, es war das erste und bis jetzt einzige Mal, dass ein Land den Wettbewerb in dieser Weise unter sich ausmachte.

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Borchers war damals Stammspieler in einem Kollektiv zahlreicher Liga-Legenden: im Tor der 1978 gemeinsam mit Teamkollege Norbert Nachtweih aus der DDR geflüchtete Jürgen Pahl. In der Abwehr der tragisch früh verstorbene Libero Bruno Pezzey und der Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz „Charly“ Körbel.

Im Mittelfeld Bernd Nickel, der spätere 1860-Kultcoach Werner Lorant und der alternde Hölzenbein, der ab Frühjahr den durch ein folgenschweres Horror-Foul von Lothar Matthäus verletzten Jürgen Grabowski als Kapitän vertrat. Im Sturm das südkoreanische Phänomen Cha Bum-kun. Als Trainer der 2017 verstorbene Friedel Rausch - 1969 über den Fußball hinaus berühmt geworden durch das BVB-Schalke-Derby, bei dem ihm ein Polizeihund in den Hintern biss.

Der Weg der Eintracht ins rein deutsche Halbfinale führte über den FC Aberdeen, Dinamo Bukarest, Feyenoord Rotterdam und den FC Zbrojovka Brünn, im Halbfinale wartete dann der FC Bayern, dem die Eintracht eine herbe Schmach bescherte.

Bayern blamiert, Krönung gegen Heynckes‘ Gladbach

Dieter Hoeneß und Paul Breitner schossen die Münchener zwar zu einem 2:0-Hinspielsieg, im Rückspiel aber drehte die Eintracht auf: Zwei Tore von Libero Pezzey sorgten für die Verlängerung, an deren Ende die Hessen mit 5:1 triumphierten: Der im Jahr zuvor für 25.000 DM vom Landesliga-Verein FC Burgsolms eingekaufte Harald Karger machte seinem Spitznamen „Schädel-Harry“ mit zwei Kopfballtoren alle Ehre, Lorant gab Bayern per Elfmeter den Rest.

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Im Jahr eins, nachdem Uli Hoeneß bei Bayern als Manager übernommen hatte, sorgte die Blamage bei Bayern für Unruhe. Vor allem Walter Junghans, Sepp Maiers Nachfolger im Tor, zog mit einem unsicheren Auftritt Kritik auf sich. „Dann bleib doch bei deinen Nachtlokalen!“, wütete damals Trainer Pal Csernai in Richtung des späteren Torwart-Coachs Jürgen Klinsmanns.

Im Finale - damals noch mit Hin- und Rückspiel - wartete auf Frankfurt dann Gladbach mit dem damaligen Jungcoach Jupp Heynckes und an der Seitenlinie, dem 19 Jahre alten Lothar Matthäus und den späteren Trainer-Legenden Winnie Schäfer und Ewald Lienen auf dem Platz.

Nach einer 2:3-Niederlage in Gladbach (Tore: Karger, Hölzenbein - Matthäus und Christian Kulik [2] für die Borussia) reichte im Rückspiel aufgrund der Auswärtstorregel ein 1:0. Vor 59.000 Fans im Waldstadion wurde Joker Fred Schaub zum Helden - 2003 bei einem Autounfall mit nur 43 Jahren verstorben.

Pokalfinale 1981 war Borchers‘ größter Auftritt

Den zweiten großen Triumph mit der Eintracht feierte Borchers im Jahr darauf mit dem Gewinn des DFB-Pokals: Der 3:1-Finalsieg in Berlin über Kaiserslautern war für Borchers das Spiel seines Lebens. Vor 71.000 Fans erzielte Borchers in der 40. Minute ein Traumtor zum vorentscheidenden 2:0 und legte Cha Bum-Kun dann auch den dritten Treffer auf.

Im November desselben Jahres gelang Borchers auch in der Bundesliga ein spektakuläres Glanzlicht: Beim 9:2-Sieg über Werder Bremen erzielte er einen echten Hattrick.

Insgesamt war Borchers zwischen 1975 und 1984 als Spieler für die Eintracht aktiv, schoss 32 Tore in 209 Pflichtspielen. Danach spielte er unter anderem für Arminia Bielefeld, die Grasshoppers Zürich und Waldhof Mannheim. Zwischen 1978 und 1981 absolvierte Borchers unter Bundestrainer Jupp Derwall sechs Länderspiele für Deutschland, war aber nicht Teil des Europameister-Kaders von 1980 und wurde auch für die WM 1982 nicht berücksichtigt.

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„Gerd Müller trug Pelz, da kaufte ich eben auch einen“

Aus Sicht vieler Zeitgenossen hätte noch weit mehr Potenzial in Borchers‘ Karriere gesteckt - auch Borchers selbst befand vor einigen Jahren: „Ich hatte nie die Stabilität und Kontinuität, die möglich gewesen wäre. Mir fehlte vielleicht auch die richtige Beratung. Ich war ein junger Mann, bei dem der Aufstieg wie eine Rakete ging. A-Jugend, Bundesliga-Debüt, Nationalmannschaft. Da dachte ich, ich hätte es geschafft. Ein Gerd Müller trug Pelzmantel, da kaufte ich mir eben auch einen.“

Einen gewissen Ruf weg hatte Borchers auch, nachdem er bei einem U19-Jahrgang in der Sportschule Grünberg mit einem Jaguar vorfuhr. „Den hat mir ein Freund geliehen, rechts gesteuert. Geil!“, erinnerte sich Borchers vor einigen Jahren in der Frankfurter Neuen Presse: „Das Problem war: Ich versperrte eine Einfahrt, und über das Mikrofon suchte man den Fahrer. Mir blieb nichts anderes übrig, als aufzustehen und unter dem ‚Applaus‘ meiner Mitspieler den Jaguar wegzufahren.“

Nach seiner Karriere als Spieler folgten Stationen als Trainer beim FSV Frankfurt und weiteren Klubs. Zuletzt war Borchers als Trainer der Traditionsmannschaft der Frankfurter und Markenbotschafter des Vereins tätig, im Hauptberuf leitete er eine Werbeagentur.

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Borchers starb wenige Tage nach seinem 67. Geburtstag am 10. August.