Kalte Dusche bei der Rückkehr: Der FC St. Pauli ist bei seinem Erstliga-Comeback nach 13 Jahren unsanft in der Realität gelandet. Die Kiezkicker um den neuen Trainer Alexander Blessin unterlagen zum Abschluss des ersten Bundesliga-Spieltags der neuen Saison am Sonntag dem Europacupteilnehmer 1. FC Heidenheim trotz vieler eigener Chancen mit 0:2 (0:1).
Wanner verdirbt St. Paulis Rückkehr
Paul Wanner, 18 Jahre alter Leihspieler von Bayern München, traf nach einem Konter für die Schwaben vor 29.157 Zuschauer im ausverkauften Millerntor Stadion (66.) zur Führung, die Jan Schöppner (82.) noch ausbaute. Wanner zeigte sich nach seinem ersten Bundesliga-Tor überglücklich und betonte die Bedeutung des Treffers für ihn und die Mannschaft. Im Interview mit DAZN sagte der Youngster: „Das ist natürlich etwas Besonderes und umso mehr freut es mich, dass ich der Mannschaft damit helfen konnte.“
Des Weiteren lobte er den Teamgeist und den erfahrenen Trainerstab um Frank Schmidt, von dem er noch viel lernen könne. „Ich versuche aus jedem Training so viel wie möglich mitzunehmen und das hilft mir dann auch bei den Spielen und für die Zukunft,“ so Wanner weiter. Der 18-Jährige hob außerdem die intensiven Gespräche mit den Verantwortlichen hervor, die ihn und seine Familie überzeugt hätten: „Wir glauben, dass es der richtige Schritt für mich ist und ich freue mich einfach auf die Saison.“
Der FCH um Coach Frank Schmidt feierte damit nach Erfolgen im DFB-Pokal und in der Qualifikation zur Conference League eine perfekte erste englische Woche. Bei St. Pauli herrschte dagegen Frust.
Die Sonne zeigte sich über dem Kiez, das Riesenrad des Hamburger Doms drehte sich neben dem Stadion und die St. Pauli-Fans sangen sich früh warm - der ganze Stadtteil hatte schon weit vor dem Anpfiff dem ersten Bundesliga-Duell seit Mai 2011 entgegengefiebert.
Guilavogui verpasst St. Paulis Führung
Blessin, der auf den nach Brighton abgewanderten Aufstiegscoach Fabian Hürzeler gefolgt war, setzte darauf, dass sein Team die Euphorie mitnimmt gegen die Heidenheimer, die er mit Blick auf die starke Entwicklung in den vergangenen Jahren als "komplettes" Vorbild für seinen Klub bezeichnete.
St. Pauli, das nach dem Aufstieg seinen Topscorer Marcel Hartel verloren hatte, startete mit vielen kleinen Unsicherheiten und einem Schuss Nervosität in die Partie gegen zunächst strukturiertere Gäste. Die kräftige Rotation von Schmidt, der nach dem 2:1-Erfolg beim schwedischen Team von BK Häcken nur ein Trio um Kapitän Patrick Mainka erneut von Beginn an auf den Rasen schickte, wirkte sich zunächst nicht auf den Spielfluss aus.
Adrian Beck (4.) per Distanzschuss und der auffällige Wanner mit einem Dribbling (14.) sorgten für erste Gefahrenmomente. St. Pauli steigerte sich dann aber als Kollektiv und verschob das Geschehen mehr und mehr in die gegnerische Hälfte. Der Australier Connor Metcalfe, der wie Kapitän und Landsmann Jackson Irvine seinen Vertrag vor Saisonbeginn noch verlängert hatte, kam folglich zu den ersten zwei guten Abschlussmöglichkeiten (20., 30.). Es sollten nicht die letzten sein.
Die Hamburger hatten auch nach dem Seitenwechsel beste Gelegenheiten zur Führung - es fehlte aber die letzte Entschlossenheit wie bei der Kopfballchance des kombinationsfreudigen Angreifers Morgan Guilavogui (47.). In der 63. Spielminute fehlten der Leihgabe vom RC Lens dann nach einer Hereingabe von Irvine Zentimeter, ehe sich auch Verteidiger Hauke Wahl gefährlich in Position brachte. Doch Heidenheim setzte dann einen schnellen Konter, den Wanner per Linksschuss überlegt verwertete. Nach einer Ecke sorgte Schöppner für die Entscheidung.