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Hürzeler-Nachfolger Blessin will bei St. Pauli "eine neue Geschichte schreiben"

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Hürzeler-Nachfolger Blessin will bei St. Pauli "eine neue Geschichte schreiben"

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Hürzeler-Nachfolger: „Das ist brutal“

Alexander Blessin spricht im exklusiven SPORT1-Interview über seine neue Herausforderung beim FC St. Pauli. Nach dem Abgang von Fabian Hürzeler tritt Blessin in große Fußstapfen. Worauf es jetzt ankommt.
St. Paulis Trainer Alexander Blessin ist ein Neuling in der Bundesliga - kommt aber mit großen Vorschusslorbeeren. So tickt der potenzielle Shootingstar an der Seitenlinie des Aufsteigers.
Reinhard Franke
Reinhard Franke
Alexander Blessin spricht im exklusiven SPORT1-Interview über seine neue Herausforderung beim FC St. Pauli. Nach dem Abgang von Fabian Hürzeler tritt Blessin in große Fußstapfen. Worauf es jetzt ankommt.

Nach dem Bundesliga-Aufstieg musste sich der FC St. Pauli plötzlich nach einem neuen Trainer umsehen. Fabian Hürzeler wechselte in die Premier League zu Brighton & Hove Albion. Der 31-Jährige war nicht zu halten. Sein Nachfolger war schnell gefunden: Alexander Blessin, der zuletzt den belgischen Erstligisten Royale Union Saint-Gilloise trainierte. Mit dem Klub wurde er Pokalsieger und Vizemeister. Der Trainer kommt also mit Pokalen und Auszeichnungen im Gepäck nach Hamburg und erwies sich im Nachhinein dank einer Ausstiegsklausel als Schnäppchen.

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Im exklusiven SPORT1-Interview sprach der 51-Jährige über seinen Wechsel zum Kiezklub.

SPORT1: Herr Blessin, Glückwunsch noch einmal zum Sieg im DFB-Pokal beim Halleschen FC. Es war jedoch ein hartes Stück Arbeit. Dennoch der perfekte Einstand?

Alexander Blessin: Auf jeden Fall. Ich bin auch total erleichtert. Wir hatten in der Vorbereitung schon einige Highlights, wie das Heimspiel vor nahezu ausverkauftem Haus gegen Atalanta Bergamo, davor gegen Norwich und Olympique Lyon. Im Pokalspiel war der Druck jedoch deutlich größer. Bei einem Testspiel kannst du es immer wegargumentieren. Gegen Halle wussten wir, was auf uns zukommt. Mit dem Spielverlauf können wir nicht zufrieden sein, da haben wir höhere Ansprüche. Aber was zählt, ist, dass wir in der nächsten Runde stehen.

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SPORT1: Es ist Ihr erster Cheftrainer-Job in Deutschland. Warum könnte das genau passen?

Blessin sieht Parallelen zu Ex-Klub Union Saint-Gilliose

Blessin: In mancher Hinsicht kann man St. Pauli mit meinen Ex-Klub Union Saint-Gilloise vergleichen. Ich sehe Ähnlichkeiten bei den Fans, der Kultur und der Art und Weise, wie Fußball gesehen wird. Da gibt es einige Parallelen. Die Fans bei St. Pauli haben ein feines Gespür dafür, was möglich ist. Nur gemeinsam mit den Fans können wir eine neue Geschichte schreiben.

SPORT1: Wie schwer ist es, der Mannschaft das neue System einzuimpfen? Vom Ballbesitz-Fußball in der zweiten Liga sind Sie zum Gegenpressing-Fußball gewechselt…

Blessin: Wir arbeiten ständig daran. Es ist ein Auf und Ab. Vor allem am Anfang haben wir viel durchgewechselt, weil ich möglichst viele Spieler sehen wollte. Ab dem dritten Spiel haben wir uns dann sukzessive steigern können. Ich will nicht alles über Bord werfen. Die guten Dinge will ich beibehalten, aber manche Aspekte, die in der ersten Liga wichtig sind, werde ich anpassen. Insgesamt muss ich eine Balance finden. Fehler sind normal, und diese abzustellen, wird wichtig sein, um das nächste Level zu erreichen. Wir sind auf einem guten Weg.

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Für Blessin geht ein Traum in Erfüllung

SPORT1: Wie viel RB-Schule steckt im Blessin-Fußball?

Blessin: Es ist ein Teil meiner Vergangenheit. Da will ich mich gar nicht verschließen, ich bin dankbar für die Zeit in Leipzig bei Ralf Rangnick, Helmut Groß und Wolfgang Geiger. Ich konnte von ihnen wirklich viel mitnehmen. Auch muss ich hier Frieder Schrof (Akademieleiter, Anm. d. Red.) nennen. Es war wichtig für mich, alles von der Pike auf zu erlernen. Für mich war es nie ein Thema, als Novize sofort bei den Profis ins Trainergeschäft einzusteigen. Ich habe in der Jugend angefangen und dort acht Jahre lang viel miterlebt. Das war hochspannend. Als Trainer musst du aber deinen eigenen Weg finden.

SPORT1: Im Dezember 2023 sagten Sie im SPORT1-Interview: „Natürlich wäre die Bundesliga ein Traum, aber England wäre auch sehr spannend.“ Jetzt ist es die Bundesliga geworden. Der Traum hat sich also schnell erfüllt. Wie fühlt man sich da?

Blessin: Wo rennt die Zeit hin? Das ist brutal. Natürlich habe ich immer in die Bundesliga geschaut, was dort passiert. Wir wurden mit Union Pokalsieger und Vizemeister und konnten somit an der Champions-League-Qualifikation teilnehmen. Ich hatte nicht geplant, den Verein zu verlassen, doch dann gab es ein erstes Gespräch mit Andreas Bornemann, das mein Interesse geweckt hat. Nach weiteren konstruktiven und sehr angenehmen Gesprächen war klar, dass das Ganze sehr gut passt.

SPORT1: Hürzeler war extrem erfolgreich. Macht es das für Sie umso schwieriger?

Blessin: Eine ähnliche Situation hatte ich schon in Belgien, auch dort gab es vor mir eine Erfolgsgeschichte. Es war bei Union vergleichbar mit der jetzigen Situation. Aber nicht so, dass ich das Gefühl hatte, dass dadurch mehr Druck entsteht. Die Erwartungshaltung ist klar: Es geht darum, eine Variation in das zu bringen, was wir spielen wollen, denn genau so weiterzumachen wie in der Aufstiegssaison wird nicht möglich sein. Es ist eine große Herausforderung, aber wir wollen das mit klaren Zielen angehen und durchziehen.

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„Ich brauche nicht den Trubel auf dem Kiez“

SPORT1: Wohnen Sie direkt mittendrin in St. Pauli?

Blessin: Wir haben relativ schnell eine Wohnung gefunden, was in Hamburg nicht so leicht ist. Wir fühlen uns sehr wohl. Über die Stadt selbst weiß ich noch nicht so viel. Ich brauche jetzt nicht den Trubel auf dem Kiez, deshalb wohnen wir etwas außerhalb des Stadtkerns. Dort habe ich meine Ruhe.

SPORT1: Sie hatten, ähnlich wie Fabian Hürzeler, Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel, keine große Spielerkarriere. Muss man also als großer Trainer kein erfolgreicher Spieler gewesen sein?

Blessin: (lacht) Mir hat mal ein Trainer gesagt, dass er mich falsch aufgestellt hat. Ich war sehr lange Stürmer, und er hätte die große Karriere für mich als Innenverteidiger gesehen. Das hätte gut zu mir gepasst. Meine Spielerkarriere war nicht so glorreich. Ich hätte auch etwas mehr Glück gebraucht. Ich hatte beim VfB und bei den Stuttgarter Kickers insgesamt acht Trainer. Das soll keine Ausrede sein, aber es war schwierig für mich. Am Ende war es vielleicht auch die fehlende Qualität. Ich bin jedoch nicht unglücklich über den Verlauf meiner Karriere. Als erfolgreicher Trainer muss man kein großer Spieler gewesen sein. Es kann einem aber sicher helfen. Extrem wichtig ist, dass man als Trainer wissbegierig, authentisch und offen ist. Das ist in diesem Job entscheidend. Man muss eine klare Linie haben. Ich werde Probleme bekommen, wenn ich nur denke, ich war Profi und weiß alles.

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SPORT1: Das alleinige Ziel müsste der Klassenerhalt sein. Reicht die Qualität des Kaders aus oder muss noch nachgebessert werden?

Blessin: Ich bin sehr optimistisch. Grundsätzlich ist es so, dass wir mit Marcel Hartel jemanden verloren haben, der für 30 Torbeteiligungen verantwortlich war. Es war klar, dass wir ihn nicht 1:1 ersetzen können. Mit Morgan Guilavogui haben wir einen Stürmer geholt, der andere Qualitäten hat, viel Speed mitbringt und sowohl mit Ball als auch ohne Ball gut ins System passt. Er tut uns sehr gut, aber er ist kein spezifischer Ersatz für Hartel. Wir haben noch einige andere Neuzugänge, aber insgesamt haben wir einen guten Kader. Vielleicht wird sich auch noch etwas tun. Wir sind gut aufgestellt, sodass ich zufrieden bin. Ich habe volles Vertrauen in die Jungs.

Schafft Blessin mit St. Pauli den Klassenerhalt?

SPORT1: Ihre Trainervorbilder sind Christian Streich und Jürgen Klopp, sagten Sie bei SPORT1. Warum?

Blessin: Vorbilder sind sie nicht direkt, das muss ich relativieren. Ich will keinen Trainer imitieren oder nachahmen, das ist auch gar nicht möglich. Ich konnte mir von einigen Trainern etwas abschauen, wichtig ist aber, sich selbst treu zu bleiben.

SPORT1: Sie freuen sich bestimmt auf das Spiel gegen den VfB, weil dort Deniz Undav spielt.

Blessin: Mein Bruder ist ein großer VfB-Fan. Er hat aber schon gesagt, dass er mit einem Trikot von St. Pauli im Stadion sitzen wird. Da bin ich mal gespannt. Es ist immer ein schöner Moment, gegen Mannschaften zu spielen, bei denen meine ehemaligen Schützlinge spielen. Beim VfB sind es Chabot und Demirovic, beim VfL Wolfsburg Amoura, bei Frankfurt Theate und zu guter Letzt bei Bremen Lynen.

SPORT1: Können Sie bitte diesen Satz vervollständigen? Es wird eine erfolgreiche Saison, wenn ...

Blessin: ... wir den Klassenerhalt schaffen und darüber hinaus viele mit unserem Fußball begeistern können.