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Gladbach: Wieso Kleindienst das Zeug zum Publikumsliebling hat

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Gladbach: Wieso Kleindienst das Zeug zum Publikumsliebling hat

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Das Zeug zum Publikumsliebling

Gleich in seinem ersten Bundesliga-Spiel für Gladbach zeigt Tim Kleindienst, wieso sich sein neues Team viel von ihm erhofft: Der 28 Jahre alte Stürmer schießt Tore, bringt Körperlichkeit sowie Aggressivität rein - und besitzt das Zeug zum Publikumsliebling.
Zum Bundesliga-Start sind auch die strittigen VAR-Überprüfungen zurück. In Gladbach und Augsburg sind die Fans fassungslos.
Gleich in seinem ersten Bundesliga-Spiel für Gladbach zeigt Tim Kleindienst, wieso sich sein neues Team viel von ihm erhofft: Der 28 Jahre alte Stürmer schießt Tore, bringt Körperlichkeit sowie Aggressivität rein - und besitzt das Zeug zum Publikumsliebling.

Tim Kleindienst schäumte vor Wut. Erst auf dem Rasen, dann am Mikrofon. „Es geht einem auf den Sack. Jede 50:50-Entscheidung, jedes Tor wurde bis ins kleinste Detail überprüft“, schimpfte der 28-Jährige nach Gladbachs so bitteren 2:3 gegen Leverkusen und kritisierte Schiedsrichter Robert Schröder samt Videobeweis scharf: „Man hatte das Gefühl, dass sie nicht wollten, dass wir heute etwas holen.“ Und er selbst einen Einstand nach Maß feiert.

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Der Neuzugang, für sieben Millionen Euro aus Heidenheim an den Niederrhein gekommen war, erzielte in einem an Dramatik kaum zu überbietenden Spiel kurz vor Schluss den Ausgleich. Im Stile eines klassischen Mittelstürmers mogelte er sich erst an Edmond Tapsoba vorbei und spitzelte dann einen herrlichen Flachpass von Kevin Stöger ins rechte Eck. Der Borussia-Park tobte, Kleindienst wäre bei seinem ersten Auftritt im Dress seines neuen Arbeitgebers fast zum gefeierten Helden geworden. Bis in die Nachspielzeit hinein kämpfte das Team von Gerardo Seoane tapfer und hielt das 2:2.

Gladbach und Kleindienst spät geschlagen

Doch als die Zeit fast abgelaufen war, ging ein Raunen durch das Stadion. Wieder einmal. Schröder schritt zum Monitor, zum dritten Mal an diesem Abend. Die zentrale Frage: Traf Gladbachs Verteidiger Ko Itakura seinen Gegenspieler Amine Adli am Fuß oder spitzelte er den Ball weg? Eine Szene, die selbst nach mehrfachem Ansehen der TV-Bilder aus diversen Einstellungen strittig war. Auf Elfmeter entschied Schröder dennoch - was Bayer letztlich den Sieg bescherte. Kleindienst musste tatenlos mit ansehen, wie Florian Wirtz noch an Jonas Omlin scheiterte, den Nachschuss aber sicher verwandelte.

Zu viel für Kleindienst, der danach erst einmal Dampf ablassen musste. „Man hat gesehen, dass wir versucht haben, mit der Leistung der Fans auf der Tribüne mitzuhalten“, sagte er. „Leider wurden wir heute mehr oder weniger durch den Videobeweis ausgebremst. Dass dann jedes Mal eine kleine Berührung ein Foul ist, ist einfach nervig.“ Ärgerlich für den gebürtigen Jüterboger war auch, dass die Technik bereits im ersten Durchgang annullierte einen seiner Treffer. Schröder sah sich die Aktion zuvor selbst am Spielfeldrand an. So standen die Fohlen am Ende mit leeren Händen da.

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Kleindienst kann viel Positives mitnehmen

Bei aller Enttäuschung kann Kleindienst allerdings auch viel Positives mitnehmen. Denn der Stürmer, der bereits im vergangenen Sommer verpflichtet werden sollte, zeigte bei seinem ersten Auftritt im Borussia-Park eine engagierte Leistung. Zwar leistete er sich noch den einen oder anderen Ballverlust zu viel, doch warf er sich unermüdlich in jeden Zweikampf, zog viele Sprints an und übte sich in kraftvollen Antritten. Was er gemeinsam mit dem ebenfalls im Sommer geholten Stöger an Schwung, Dynamik und Spielfreude ins Spiel brachte, gefiel Fans wie Verantwortlichen sehr.

„Sie haben in der Vorbereitung und jetzt auch gegen Leverkusen die Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern bei Weitem übertroffen“, lobte Sport-Geschäftsführer Roland Virkus seine Mutmacher. „Genau für diese Widerstandskraft haben wir sie geholt. Das sind Jungs, die einfach nie aufgeben.“ Die beiden Neuzugänge gaben Gladbach ein spürbar neues Gesicht. Emotion statt Selbstaufgabe - auch bei Rückständen bleibt der Glaube an die eigene Stärke intakt, während Zurückstecken keine Option ist. Dass Kleindienst dahingehend eine Art Doppelrolle einnehmen soll, war klar ersichtlich.

Heißt: Der Mann für Tore sein und dazu jenes Mindset einbringen, das dem Team zuletzt oft fehlte. „Natürlich haben wir über Leadership gesprochen, und das zeichnet meine Person ja auch aus“, verriet der 1,94-Meter lange Stürmer kürzlich der SZ: „Ich bin vielleicht nicht immer der filigranste Fußballer, aber dafür lebe ich auch so ein bisschen diese Drecksack-Mentalität.“ Physische Arbeit sei schon bei seinen früheren Stationen in Cottbus oder Freiburg wichtig gewesen. „Und in Heidenheim waren die Mentalität, das Läuferische und die Intensität sowieso die absolute Basis von allem.“

Kleindienst will zweistellig treffen

Der Torjäger definiert sich also über eine ganze Menge Power auf dem Platz, wo er stets 100 Prozent Bereitschaft lassen will. Kein Wunder also, dass ihn Gladbachs Anhänger mit offenen Armen empfingen - im Sommer verkauften sich Kleindiensts Trikots neben denen von Stöger und Rocco Reitz am besten. Und als sein Name dann am Freitag beim Verlesen der Aufstellungen erstmals fiel, gab es lauten Applaus. Sogar den lautesten aller Akteure. Kleindienst scheint offenbar das Zeug zum Publikumsliebling zu haben - was doppelt wichtig ist, da mit Tony Jantschke, Patrick Herrmann und Christoph Kramer gerade drei Identifikationsfiguren verloren gingen.

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Außer Frage steht, dass der Neuzugang in seinen ersten Wochen viel positiven Eindruck hinterließ und eine bisher ungekannte Note gab. Zu hohe Erwartungen wollte er aber nicht schüren - zumindest nicht ans eigene Team. „Es wäre erstmal schön, wenn wir einen einstelligen Tabellenplatz erreichen“, erklärte Kleindienst zuletzt im SPORT1-Interview. Natürlich in dem Wissen, dass sein neuer Arbeitgeber in der vergangenen Spielzeit von Woche zu Woche taumelte und erst beim allerletzten Heimspiel den Klassenerhalt sicherte: „Eine solide Saison, ohne dass man viel nach hinten gucken oder rechnen muss.“

Persönlich peilt Kleindienst derweil an, wieder zweistellig zu treffen. „Ich setze mir eigentlich jede Saison das Ziel. Vergangenes Jahr in Heidenheim habe ich das geschafft, deshalb wäre es komisch, wenn ich mir jetzt nicht das gleiche Ziel setzen würde“, stellte er energisch klar. Er sei davon überzeugt, „wenn wir unser Spiel vielleicht ein bisschen anpassen und ich vorne in der Mitte stehe, dass ich das auf jeden Fall schaffen kann“. Ein guter Anfang ist gemacht. Nachlegen kann der neue Mann am Samstag (15.30 Uhr im LIVETICKER), wenn Gladbach nach Bochum fährt.