Pflichtbewusst, wenn auch mit einem etwas zweifelnden Gesichtsausdruck, stellte sich Joshua Kimmich im Rahmen der Südkorea-Tour des FC Bayern auch dieser ungewöhnlichen Herausforderung.
Der Wind dreht sich
Zusammen mit Minjae Kim und Thomas Müller musste er in der südkoreanischen TV-Show „Saturday Night“ merkwürdige Tänze aufführen. Entsprechende Videoclips von der ausgefallenen Performance gingen viral. Und es wurde deutlich: Wohler fühlt sich Kimmich dann doch auf dem Fußballplatz.
Kimmich dauerhaft zurück auf die Sechs?
Dort durfte der Nationalspieler im Härtetest gegen Tottenham Hotspur (2:1) wieder auf seiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld ran. Zwar hat sich der neue Bayern-Trainer Vincent Kompany bezüglich Kimmichs genauer Rolle noch nicht festgelegt. Doch der deutsche Nationalspieler scheint trotz neuer Konkurrenz in Person von João Palhinha wieder eine Option auf der Sechs zu sein.
In der abgelaufenen Saison bei Bayern und auch bei der EM musste Kimmich als Rechtsverteidiger aushelfen.
Ob der 29-Jährige bei Bayern dort auch weiterhin bevorzugt gebraucht wird, hängt auch von der Entwicklung von Winter-Neuzugang Sacha Boey ab und von einem möglichen Verkauf von Noussair Mazraoui. Eine ernsthafte Option rechts hinten ist zudem Leih-Rückkehrer Josip Stanisic.
Kimmich will mit Bayern viel erreichen
Ganz egal, welche Position Kimmich am Ende bekleidet, eines ist klar: Der 29-Jährige hat den Anspruch, als Führungsspieler voranzugehen. Und zwar beim FC Bayern.
„Es ist schon so, dass ich sehr hungrig bin, voller Energie, was die neue Saison angeht. Und ich denke, wir haben große Ziele miteinander“, betonte Kimmich nach dem Spurs-Spiel.
Das klingt trotz der zuletzt verstärkt aufgekommenen Gerüchte nicht nach Abschied. Ohnehin denkt Kimmich nach SPORT1-Informationen nicht ernsthaft an einen sofortigen Abgang - auch wenn öffentlich seitens der Bayern-Verantwortlichen zuletzt verstärkt von Spielerverkäufen die Rede war.
Eberl rückt Kimmich in den Fokus
Auch Sportvorstand Max Eberl ließ im Juli in einem Welt-Interview in Bezug auf Kimmich aufhorchen. „Dass Joshua große Verdienste für den FC Bayern hat, steht außer Frage. Trotzdem muss jeder beim FC Bayern den Kampf um den Stammplatz annehmen. Wir können keinem Spieler per se sagen: ‚Hey, du bist der, der gesetzt ist‘“, sagte Eberl.
Seit seinem Amtsantritt rückte der Bayern-Boss Kimmich immer wieder in den Fokus. Gleich bei seiner Antritts-Pressekonferenz Ende Februar sprach der Sportvorstand davon, dass jeder hinterfragt werde und nannte den Nationalspieler dabei namentlich.
Im April zog Eberl dann die Schraube weiter an und empfahl dem Spieler: „Man könnte sich auch für den Verein committen, für den man lange spielt.“
Kimmich war nach SPORT1-Informationen irritiert von Eberls Aussagen. Versteht er sich doch zu 100 Prozent als Spieler des FC Bayern.
Bayern-Granden schlagen versöhnliche Töne an
Und das könnte Kimmich auch noch länger bleiben. Zuletzt zeigte er sich offen für Gespräche – auch in Bezug auf eine Verlängerung seines aktuell 2025 auslaufenden Vertrags. „Generell kann man immer vernünftig miteinander reden. Da stehen immer bei jedem alle Türen offen“, sagte Kimmich zuletzt in Seoul auf SPORT1-Nachfrage.
Ein erstes Gespräch mit Eberl hat nun schon stattgefunden, berichtete der Sportvorstand. „Inhalte gebe ich ungern preis“, sagte der 50-Jährige - betonte aber zugleich: „Das erste Gespräch nach der EM war sehr, sehr positiv und sehr, sehr offen von beiden Seiten. Jetzt schauen wir mal, wie es weitergeht. Dass Joshua für uns eine wichtige Rolle spielen soll, das ist so!“
Er finde, „die allgemeine Wahrnehmung in Deutschland wird ihm nicht ganz gerecht“, meinte Eberl - der damit öffentlichkeitswirksam versöhnliche Töne anschlägt.
Zuletzt hatte bereits Ehrenpräsident Uli Hoeneß positive Signale in Richtung Kimmich gesandt. „Er ist ein ganz vernünftiger Mann, mit dem man sehr vernünftig reden kann“, sagte Hoeneß. Obendrein bescheinigte er Kimmich gute Leistungen in der Rückrunde und bei der EM.
Auch Michael Reschke positionierte sich im SPORT1-Interview deutlich: „Jo hat sicher Phasen gehabt, in denen er nicht auf seinem Top-Niveau gespielt hat, aber selbst dann ist er zumindest ein sehr guter Bundesligaspieler und sowieso immer ein absoluter Mentalitätsspieler. Dass Kimmich teilweise in sachlich falscher Form kritisiert wurde, ist für mich völlig unverständlich“, sagte der ehemalige Technische Direktor des Rekordmeisters.
Für Reschke ist Kimmich viel mehr ein Achter als ein Sechser. „Da ist er ein internationaler Topspieler, weil er seine außergewöhnliche Qualität für den entscheidenden Pass viel besser ausspielen kann, als auf der Sechs.“
Wie Hoeneß fand er die Leistung von Kimmich bei der EM als Rechtsverteidiger stark. „Wir sollten in Deutschland froh sein, auf einen solch charakterstarken, leistungsbewussten und starken Spieler bauen zu können.“
Causa Kimmich bleibt weiterhin spannend
Die öffentliche Charmeoffensive dürfte auch bei Kimmich entsprechend ankommen, schließlich gilt er als Spieler, der absolute Rückendeckung spüren möchte.
Auch privat ist er fest verwurzelt in München. „Generell ist es so, dass ich mich hier sehr wohlfühle. Alle meine Kinder sind hier geboren. Wir haben hier gebaut“, sagte Kimmich.
Ein plötzlicher Abschied noch in dieser Transferperiode ist somit fast undenkbar. Die Causa Kimmich bleibt aber weiterhin spannend - auch in Bezug auf seine zukünftige Rolle bei Bayern. Eine Karriere als Tänzer in Südkorea scheint jedenfalls ausgeschlossen.