Als der Sonderflug KE 9948 der Korean Air am Donnerstag um 11:18 Uhr Ortszeit in Seoul landete, war ein Bayern-Spieler an Bord, für den es die letzte PR-Reise mit dem Rekordmeister sein könnte: Leon Goretzka.
Was ist passiert?
Der 29-Jährige ist weiterhin Teil des Kaders, doch dass es für ihn in den kommenden Wochen eng werden könnte, ist kein Geheimnis.
Eberl spricht Klartext bei Goreztka
Sportvorstand Max Eberl fand am Dienstag klare Worte: „Bei Leon ist es so: Ich spreche sehr offen mit den Spielern, aber das tue ich nicht in der Öffentlichkeit. Wenn ich mit den Spielern oder Agenten spreche, ist es unser Job, das vertrauensvoll zu tun“, sagte der Bayern-Boss.
„Die Konkurrenz-Situation im Mittelfeld wird extrem groß werden“, warnte der Sportvorstand: „Da muss jeder Spieler für sich selbst entscheiden, was dann sein Schritt ist und wie er den Konkurrenzkampf annimmt.“
Eberls charmant vorgetragene, aber deutliche Botschaft: Goretzka kann gehen, denn unter Umständen wird er nicht viel spielen.
Goretzka erneut unter Beobachtung
Dass er auf dem Prüfstand steht, ist für Goretzka nichts Neues. Bereits vor einem Jahr war ein Verbleib beim FC Bayern relativ unsicher. Damals, im Sommer 2023, sprach der damalige Trainer Thomas Tuchel davon, dass er nicht ausschließen könne, dass Goretzka den Klub verlasse.
Der Grund: Das unbefriedigende Ende der Saison 2022/23. Goretzka sei, „einfach von seinem Status, von seinem Vertrag, von seinem Alter jemand, von dem wir viel erwarten. Da ist viel Luft nach oben, und unsere Aufgabe ist es, ihm dabei zu helfen“, erklärte Tuchel damals.
Der Bayern-Star selbst reagierte mit einer öffentlichen Liebeserklärung an die Stadt München, die Fans und den Verein – und er blieb. Zudem stellte sich Goretzka in den Dienst der Mannschaft.
In der schlimmsten Phase der bayerischen Verletztenmisere der Saison 2023/24 lief er wiederholt sogar als Innenverteidiger auf. Später bewährte er sich vor allem tiefstehend im Aufbauspiel. Tuchel schwärmte damals von den scharfen und präzisen Pässen seines Schützlings.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Mit Aleksandar Pavlovic steht ein echter Hoffnungsträger der Münchner im defensiven Mittelffeld zur Verfügung. Zudem konnten die Bayern ihren Wunschspieler verpflichten: Joao Palhinha.
Und: Joshua Kimmich könnte angesichts der Tatsache, dass Josip Stanisic für die rechte Außenverteidigerposition bereitsteht, wieder ins Mittelfeld rücken. Wo soll da noch Platz für Goretzka sein?
Goretzkas Ruf hat gelitten
Goretzkas größtes Problem ist vermutlich, dass in den letzten Jahren sein Image deutlich gelitten hat. Als er 2018 nach München wechselte, wurde er vom damaligen CEO Karl-Heinz Rummenigge noch als Top-Transfer gefeiert.
„Wenn wir Leon nicht verpflichtet hätten, wäre er mit großer Wahrscheinlichkeit zum FC Barcelona gewechselt. Das kann, ganz grundsätzlich, nicht im Interesse des deutschen Fußballs sein“, schrieb der Vorstandsboss damals im Stadionheft des FC Bayern. Rummenigge wollte den Transfer damals auch als Dienst an der Bundesliga verstanden wissen.
Aber das ist Vergangenheit. Schleichend ging es bergab. Die Nicht-Nominierung für die Europameisterschaft im eigenen Land hat Goretzka zusätzlich einen Nackenschlag verpasst.
Obendrein wurde ihm nachgesagt, er habe „sehr emotional“ auf die Absage von Julian Nagelsmann reagiert. Zudem war die Rede davon, Goretzka sei jemand, der bei fehlenden Spielzeiten den Mannschaftsfrieden störe.
Was hat Goretzka vor?
Wie der 29-Jährige auf seine schwierige Situation reagieren wird, ist noch offen – bis zum Ende des Transferfensters bleibt noch viel Zeit und sein gut dotierter Vertrag läuft noch bis 2026.
Nach Eberls Aussagen liegt der Ball bei Goretzka. Wird er sich öffentlich äußern? Oder will er rein sportlich antworten? Fakt ist: So eng wie jetzt, war es für beim Rekordmeister noch nie.
Ob die Korea-Reise des FC Bayern genügend Möglichkeiten bietet, sich Neu-Trainer Vincent Kompany anzubieten, ist zudem fraglich.