Minjae Kim war nicht zu beneiden. Im Bauch des World Cup Stadiums in Seoul saß der Koreaner auf dem Podium und musste mehrmals die Augen eng zusammenziehen. Das Blitzgewitter war auch für Außenstehende kaum erträglich – vor allem, weil in Europa Sportfotografen üblicherweise nicht mit Blitz fotografieren.
Kim-Wahnsinn und Müller-Mania
Aber Kim absolvierte auch diesen Termin ohne Probleme. Er weiß, dass er es ist, auf den sich fast alle Augen richten. Als Koreaner ist er in seinem Heimatland das Aushängeschild schlechthin für den FC Bayern.
König wider Willen
Doch ein bisschen widerstrebt der Trubel dem Innenverteidiger dann doch. „Ich mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen“, sagte Kim. Und weiter: „Ich stehe hier sehr im Fokus, aber ich habe viele Mitspieler, die berühmter sind als ich. Müller, Neuer, Musiala – sie bekommen auch viel Aufmerksamkeit. Die können sie auch gerne haben, sogar mehr als ich.“
Den Respekt seines Trainers hat sich der Koreaner mit seiner Art bereits verdient. „Kim bekommt hier viel Aufmerksamkeit. Es ist etwas Besonderes, das zu erleben. Wir haben in München viele Stars. Wir bekommen viel Aufmerksamkeit, wenn wir auf die Straße gehen, aber das hier ist schon etwas anderes. Wie Minjae damit umgeht, ist großartig“, erklärte Vincent Kompany am Freitagabend in Seoul.
Nur Müller kann mit Kim mithalten
Kim ist in diesen Tagen der König von Korea – das war zu erwarten. Doch wer die Termine rund um den FC Bayern erlebt, der spürt, dass auch Thomas Müller die Koreaner begeistert. Der Jubel ist bei ihm immer besonders laut. Und der Ur-Bayer weiß, wie er die Menschen begeistern kann.
Bei einem PR-Termin gab ihm ein Fan aus dem Publikum vor, wie er auf Koreanisch Emotionen zeigen kann – und Müller lieferte. Er grölte ins Mikrofon und lachte lauthals. Auch den einen oder anderen Scherz ließ er los. „Hat Jürgen Klinsmann auch Koreanisch gesprochen?“, witzelte der 34-Jährige über den ehemaligen Trainer der hiesigen Nationalmannschaft und erntete Lacher.
Müller-Trikots begehrt
Im Popup-Fanshop des Rekordmeisters in Seoul war Müllers Trikot das, das als erstes ausverkauft war – noch vor dem von Minjae Kim. So erzählen es zumindest die Mitarbeiter des Ladens.
Müller ist und bleibt die Maschine, die den FC Bayern weltweit antreibt und genau weiß, wann er wie agieren muss. „Ich kenne meine Fans in Asien und ich liebe meine Fans in Asien“, ließ er die Menge in einer Seouler Mall wissen. Es herrscht Müller-Mania in Korea.
Und auch hinter den Kulissen tut das Urgestein weiterhin alles für den Erfolg. „Thomas Müller ist eine Legende, beim FC Bayern und für Deutschland. Er ist hilfsbereit und will jedem helfen und will, dass sich jeder wohlfühlt“, erzählt Kim über seinen Kollegen.
Beim Koreaner spürt man derweil, wie gut es ihm tut, in gewohnter Umgebung und „seiner“ Kultur unterwegs zu sein. Sogar zu einem „Korean Barbeque“ lud er seine Mitspieler ein, das besonders Joshua Kimmich begeistert hat. „Er hat immer weiter Speisen bestellt“, erzählt Kim.
Kim tut Korea gut
Der Innenverteidiger selbst blüht in diesen Tagen spürbar auf und wirkt weniger schüchtern als noch in seiner ersten Saison beim FC Bayern. Damals bremsten ihn der Wehrdienst und der Asien-Cup ein wenig aus. Das kostete Kraft.
Zudem häuften sich seine Fehler – allen voran in Heidenheim und im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals gegen Real Madrid. Das brachte Kim deutliche Kritik vom damaligen Trainer Thomas Tuchel ein.
Jetzt liegen die Dinge anders. Die Chancen, dass die Bayern-Fans einen konstanten Minjae Kim erleben, stehen nicht schlecht. Vielleicht kann ihn Müller dabei weiter unterstützen. An das Blitzlichtgewitter hat der sich ja bereits gewöhnt.