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Neue Bayern-Identität - mit großem Risiko? Kompany ist extrem

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Neue Bayern-Identität - mit großem Risiko? Kompany ist extrem

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Kompanys Konzept als leise Drohung

Die ersten Zeichen von Vincent Kompanys Handschrift lassen sich beim FC Bayern bereits erkennen. Die neue sportliche Identität hat Potenzial - und birgt auch große Risiken.
Vincent Kompany glaubt, dass er und der FC Bayern von der Mentalität her gut zusammenpassen. Von klein auf musste der heutige Trainer jedes Jahr Titel gewinnen.
Alexander Kortan
Alexander Kortan
Die ersten Zeichen von Vincent Kompanys Handschrift lassen sich beim FC Bayern bereits erkennen. Die neue sportliche Identität hat Potenzial - und birgt auch große Risiken.

Derzeit ist Vincent Kompany an der Säbener Straße in aller Munde. Doch sobald die Saison beginnt, wird man den Belgier nicht mehr ausschließlich anhand seiner Pressekonferenzen oder Trainingseinheiten messen.

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Bald beginnt für den 38-Jährigen der Ernst des Lebens als Bayern-Trainer - das bedeutet nicht nur, dass er fast alle Spiele gewinnen muss, sondern dass seine Mannschaft dabei auch spielerisch überzeugen sollte. Defensiven Catenaccio-Fußball à la José Mourinho will man in München nicht sehen, stattdessen sollen Gegner dominiert werden.

Doch wie lässt Kompany seine Mannschaft spielen? Einen Vorgeschmack lieferten die bisher einzigen aussagekräftige Testspiele der Bayern gegen Tottenham (2:1 und 3:2). Besonders auffällig war dabei das aggressive Pressingverhalten der Bayern, das Kompanys Teams auch schon bei seinen bisherigen Stationen in Burnley und Anderlecht auszeichnete.

Steht der FC Bayern bald für das Hochrisikospiel?

Dabei wird der Gegner im Aufbauspiel hoch angelaufen, am besten schon im gegnerischen Sechzehner. Wie erfolgreich das funktionieren kann, zeigte jüngst der Treffer von Gabriel Vidovic gegen Tottenham zum 1:0, der nach einem hohen Ballgewinn von Serge Gnabry im ersten Spiel erfolgte. Und im zweiten Spiel traf Gnabry nach einer sehr ähnlichen Szene selbst.

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Gegen die teilweise überforderten Spurs führte das vor allem im ersten Aufeinandertreffen zu zahlreichen Ballgewinnen. Beim Wiedersehen waren die England-Stars besser auf die Kompany-Taktik eingestellt. Und gewannen zudem mehrfach entscheidende Zweikämpfe, die das aggressive Pressing so ins Leere laufen ließen.

Denn die Bayern jagten den Gegenspielern einzeln hinterher, um an den Ball zu kommen. Gedoppelt wurde nur sporadisch - was wegen der extrem hohen Angriffsposition aber auch nachzuvollziehen war. Ein Ansatz, der also offensichtliche Vorteile mit sich bringt - und schnell erkennbare Nachteile.

Konrad Laimer brachte es so auf den Punkt: „Das kann sehr gut werden“, sagte Bayerns Mittelfeldspieler kürzlich im kicker. Der einst als Pressingmaschine geholte Profi wies aber auch auf die Gefahren der Spielart hin. Jeder müsse mitmachen, sonst werde man hart bestraft: „Wenn einer mal ein bisschen nachlässt - und du dein Eins-gegen-eins verlierst - bist du in Unterzahl.“ War die Pressing-Welle gegen Tottenham einmal ausgehebelt, boten sich dem Gegner durchaus große Räume.

Das müsse die Mannschaft verinnerlichen und taktisch wie körperlich „so fit wie möglich werden“, erklärte der Österreicher. Damit sie es auch alle drei Tage auf den Platz bringe. In einer Vorbereitung, in die ein nicht unwesentlicher Teil der Mannschaft aufgrund der Europameisterschaft und Olympia erst verspätet einstieg, ist das keine leichte Aufgabe für den neuen Chef an der Seitenlinie.

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Kompanys leise Drohung an die Konkurrenz

Die intensive Gangart verlangt den Spielern schon allein konditionell viel ab. Das wird wohl auch der Grund sein, weshalb Kompany in der Vorbereitung einen großen Schwerpunkt auf den Fitnesszustand seiner Akteure setzt.

Teilweise lässt er sie in langen Trainingseinheiten über zwei Stunden schuften, um die Mannschaft konditionell auf seine Spielweise vorzubereiten. Kompany selbst betont sein Faible für harte Arbeit schon von Beginn an: „Meine Natur ist es, kreativ und mutig zu sein. Ich habe schon ein paar Mal erklärt, dass ich aus den Straßen von Brüssel komme“, sagte er jüngst in einem Interview mit Bundesliga.com.

Er möge es zwar, „schönen Fußball und wunderbare Spieler zu sehen, die den Ehrgeiz haben, etwas anderes mit dem Ball zu machen, als andere Spieler. Aber gleichzeitig war ich in meiner Karriere ein ziemlich aggressiver Spieler, deshalb mag ich es auch, wenn das Spiel körperlich ist und die Mannschaft hart arbeitet.“

Sein Ansatz klingt fast wie eine kleine Drohung an die Konkurrenz: „Ich mag es, es dem Gegner unangenehm zu machen, und das ist es, was ich immer erreichen möchte, denn das ist mein Charakter.“

Mut und Attacke bergen auf dem Platz aber natürlich auch immer ein Risiko, dass sich mit einer Bayern-untypischen Spielweise womöglich minimieren ließe.

Alleingänge verboten: Pressing funktioniert nur im Verbund

Ersichtlich wurde das vor allem in der K.o.-Phase der Champions League in der vergangenen Saison, als Bayern mit einer defensiven Verteidigungsart gegen Arsenal und Real Madrid deutlich erfolgreicher war. Das Aus setzte es gegen die Königlichen bekanntlich trotzdem, was auch mit individuellen Fehlern im Verteidigen zu tun hatte.

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Als Bayerns Minjae Kim eines der von Laimer beschriebenen „Eins-gegen-Eins“-Duelle gegen Madrids Vinicius Jr. verlor, wurden die Münchner böse bestraft.

Thomas Tuchel kritisierte seinen Spieler im Nachgang, Kim sei „zu gierig“ gewesen. Die richtige Entscheidungsfindung wird beim hohen Anlaufen unter Tuchels Nachfolger womöglich noch wichtiger sein.

Zunächst scheint das Spielsystem von Kompany, der seinen Mannen gerade die Gier auf den Ball einimpft, also gefährlich zu sein. Bei einer gut geschulten Mannschaft, die systematisch im Verbund presst, kann das Konzept aber auch auf höchstem Niveau funktionieren. Waghalsige Alleingänge, wie Kim in der vergangenen Saison einen wagte, können kostspielig werden.

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Dreierkette zum Spielaufbau

Kompany zeichnet aber weit mehr als nur sein hohes und effektives Pressing aus, wie das Internationale Fußball Institut (IFI) in einer Analyse für das Klubmagazin der Münchner aufzeigte.

Berücksichtigt wurden dafür Kompanys zwei Jahre beim RSC Anderlecht (20/21 und 21/22) und seine zwei Saisons in Burnley, wo er erst dominant in die Premier League aufstieg (22/23) und im folgenden Jahr wieder abstieg (23/24). Neben dem hohen Anlaufen, das Kompany übrigens auch nach eigenem Ballverlust (Stichwort Gegenpressing) spielen lässt, lassen sich in seinem Spielstil dem Bericht zufolge auch einige weitere Prinzipien erkennen.

So erfolgt der Spielaufbau unter Kompany meist von der Grundformation losgelöst in einer Dreierkette. Zu den zwei Innenverteidigern lässt sich dabei entweder ein Außenverteidiger oder ein Sechser fallen. Wird ein Außenverteidiger nicht für den Aufbau benötigt, rückt er an der Grundlinie in die Offensive auf. Gegen Tottenham war es auf der rechten Seite Sacha Boey, der das Offensivspiel der Münchner dadurch auffällig oft zu unterstützten versuchte.

Dreiecke à la Guardiola

Zudem lassen sich bei Kompany typische Guardiola-Konzepte erkennen. Vor allem im Zentrum bilden seine Spieler in Drucksituationen und auf engem Raum Dreiecke, um den ballführenden Spieler herum. So sollen möglichst viele Anspieloptionen geschaffen und Ballverluste vermieden werden.

Angekommen in der Offensive besetzen die Angreifer die Zwischenräume, während hochrückende Außenverteidiger an der Seitenlinie kleben sollen, um das Spielfeld in die Breite zu ziehen und somit Räume zu kreieren. Wieder werden dadurch eine möglichst große Zahl an Lösungsmöglichkeiten geboten, durch die Kombinationen ermöglicht werden. So zumindest der Plan.

Generell liegt der Fokus des Offensivspiels in der Dominanz. Gegner sollen müde gespielt werden, der eigene Ballbesitz hat Priorität. Das bedeutet jedoch nicht, dass Kompanys Mannschaften den Ball nur in den eigenen Reihen zirkulieren lassen. In seiner Aufstiegssaison mit Burnley spielte seine Mannschaft die meisten progressiven (nach vorne gerichteten) Pässe der Liga.

Zudem waren die Clarets unter dem Belgier erstaunlich effektiv in der Konterverteidigung. Hohes Gegenpressing gilt zwar als für Konter anfällig, doch hier verrät der Blick in die Statistik überraschendes: In der vergangenen Saison kassierten nur zwei Teams weniger Konter-Gegentore als Kompanys Burnley. In seinen zwei Jahren am Turf Moor gelangen den Gegnern lediglich vier Kontertore.

Burnleys Pressing war also nicht nur intensiv, sondern auch effektiv.

Viererkette gegen den Ball

Hinsichtlich seiner Formationen agiert Kompany variabel. Als Grundformationen setzten sich allerdings ein 4-4-2- und ein 4-2-3-1-System durch, wenngleich sich der 38-Jährige auch häufig den gegnerischen Mannschaften anpasste.

Verlass war bei seinen bisherigen Stationen aber immer auf eine Viererkette im Spiel gegen den Ball, die er auch in den Tests gegen Tottenham auflaufen ließ. Wenngleich seine Mannschaft in den ehrlicherweise nicht ganz aussagekräftigen Freundschaftsspielen gegen Rottach-Egern und Düren mit einer Dreierkette spielte.

In Kompany haben die Bayern aber natürlich noch einen vergleichsweise jungen Trainer an der Seitenlinie. So ist nicht in Stein gemeißelt, dass seine Konzepte der Vergangenheit auch seine Konzepte der Zukunft sein werden.

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Als Spieler kennt er das Niveau, auf dem sich der FC Bayern bewegt, als Trainer hat er diese Erfahrung noch nicht gemacht. Neu erfinden muss er sich an der Säbener Straße aber nicht, denn schon jetzt birgt sein Konzept Potenzial, dem FCB eine Identität auf dem Rasen zu geben, die in den turbulenten letzten Jahren verloren gegangen ist.