Die neue Saison ist für den FC Bayern gerade mal ein Pflichtspiel alt, doch schon bewegt den Verein eine Personalie ganz besonders: Leon Goretzka.
Ein schmaler Grat für Bayerns Bosse
Der 29-Jährige stand beim Pokalspiel des Rekordmeisters beim SSV Ulm nicht im Kader. Goretzka wurde hinter den Kulissen mitgeteilt, dass man beim FCB nicht damit rechnet, dass er in den kommenden Wochen und Monaten viel Spielzeit bekommen wird.
„Er [Leon Goretzka – Anm. d. Red.] ist nicht ganz happy aktuell. Es ist keine ganz einfache Situation, aber er ist ein Vollprofi. Er trainiert richtig, richtig gut“, sagte Sportdirektor Christoph Freund nach der Partie in Ulm im Interview mit SPORT1. Dabei zollte der Österreicher Goretzka außerdem Respekt für dessen Reaktion und erklärte zudem in einer Medienrunde, dass er davon ausgehe, dass es für den Spieler durchaus Interessenten gebe.
Klare Zeichen an Goretzka
Die Zeichen stehen also eindeutig auf Abschied. Schon vor dem Spiel hatte Sportvorstand Max Eberl nochmals auf den brutalen Konkurrenzkampf in der bayerischen Zentrale hingewiesen. Joshua Kimmich ist zurück im Mittelfeld, Joao Palhinha soll dort heimisch werden, Aleksandar Pavlovic gilt als der kommende Mann, Konrad Laimer steht parat - ganz objektiv stellt sich deshalb die Frage: Wo soll da noch Platz für Goretzka sein?
Zumal der Ex-Nationalspieler als ein Besserverdiener im Kader gilt - eine Folge seines im Jahr 2021 verlängerten Vertrags bis 2026. Damals war Goretzka auch für seine Rolle beim Triple-Sieg 2020 be- und entlohnt worden.
Ein vorzeitiger Abschied des gebürtigen Bochumers würde die Personalkosten der Bayern deutlich sinken lassen - eine gute Ablöse gäbe Spielraum für weitere Einkäufe jetzt oder im Sommer 2025.
Kein Platz mehr für Triple-Held
Es ist offenkundig kein Platz mehr für den Mittelfeldspieler. Zwar betonte Eberl, man respektiere beim FC Bayern alle Verträge. Doch es war zu spüren: Ein Abschied Goretzkas wäre ihm doch sehr recht.
Das Problem der Bosse: Sie müssen vorsichtig sein. Auf der einen Seite wollen sie Fans und Medien ihre Sichtweise schlüssig erklären. Andererseits können sie Goretzka öffentlich nicht zu hart kritisieren. Das würde dessen Marktwert vermutlich deutlich sinken lassen. Warum sollte schließlich ein anderer Top-Klub bei einem Spieler zugreifen, von dem die aktuellen Vorgesetzten denken, dass er keine Top-Leistungen mehr bringen kann? Ein schmaler Grat, auf dem die Verantwortlichen da wandeln müssen.
Verbale Unterstützung für Goretzka
Währenddessen tun sich die Noch-Kollegen von Goretzka schwer damit, sich zu positionieren. Auch sie stecken in einem Zwiespalt zwischen der Loyalität gegenüber einem verdienten Mitspieler und der Tatsache, dass allein die Klub-Bosse darüber entscheiden, wer Spieler des Rekordmeisters sein soll - und wer eben nicht. Ein Einmischen anderer Stars käme bei der Führung sicherlich nicht gut an.
Bei Joshua Kimmich klingt das im Gespräch mit SPORT1 dann so: „Generell ist das natürlich eine Entscheidung vom Verein - auch vom Trainer. Ich sehe das aus der Spieler-Perspektive. Da tut es mir natürlich leid, weil Leon schon einer ist, der sich immer reinhaut, immer hundert Prozent gibt und sich in den Dienst der Mannschaft stellt.“
Fakt ist: Die Personalie Goretzka beschäftigt Medien und Fans in besonderem Maße. Der 29-Jährige ist nicht irgendwer, sondern einer der namhaftesten Profis im Kader des Rekordmeisters. Ein Abschied bietet Gesprächsstoff - vielleicht sogar Zündstoff. Genau den will ein Urgestein des FC Bayern aber frühzeitig abwenden.
Müller lobt Goretzka - aber es nützt ihm wenig
„Leon hat keine einfache Situation gerade und trainiert trotzdem exzellent. Das muss man ganz klar herausstellen“, analysiert Thomas Müller auf SPORT1-Nachfrage die Lage. Und weiter: „Wenn man sich den Kader ansieht und dann die Entscheidungen des Trainers und des Vereins mit einbezieht, gibt es immer wieder Härtefalle. Leon ist einer von uns. Er zeigt uns als Mitspieler, wie wichtig wir ihm sind, und das ist umgekehrt genauso.“
Es sind versöhnliche Worte der Kollegen, die Goretzka aber aktuell nicht viel helfen werden. Er muss Trainer Vincent Kompany, Eberl und Freund überzeugen, dass er für den FC Bayern noch wertvoll sein kann. Bisher ist ihm das offenkundig nicht gelungen.