Zwölf Minuten war das Pokalduell zwischen dem FC Bayern München und dem SSV Ulm alt, als sich viele Zuschauer verwundert die Augen rieben: Wie nur hatte Joshua Kimmich es geschafft, diesen Pass von Josip Stanisic mit der Hacke mitzunehmen, über seinen Körper zu heben und kurz darauf die Führung von Thomas Müller vorzubereiten?
Die nächste Kimmich-Wende
Es war eine überragende Szene von Kimmich, die in den sozialen Medien überschwänglich gefeiert wurde. Der Bayern-Star zeigte an jenem Abend, wie wichtig er für die Münchner immer noch sein kann. Dabei galt er vor nicht allzu langer Zeit noch als Verkaufskandidat.
Weil der Vertrag des 29-Jährigen im kommenden Jahr ausläuft, sollen die Bayern-Bosse bezüglich eines Wechsels des Nationalspielers in dieser Transferperiode durchaus gesprächsbereit gewesen sein.
Das änderte sich jedoch während der Sommervorbereitung, an deren Ende Kimmich plötzlich wieder zu einem der Leistungsträger aufstieg.
Kimmich will sich beim FC Bayern durchsetzen
Für den langjährigen Bayern-Star selbst war, wie SPORT1 in den vergangenen Wochen berichtet hatte, aber klar, dass er unbedingt in München bleiben und sich unter dem neuen Trainer Kompany durchsetzen wolle - letzteres ist ihm zumindest fürs Erste eindrucksvoll gelungen.
In den beiden Testspielen gegen Tottenham Hotspur setzte ihn Kompany direkt wieder auf seiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld ein, nachdem er unter Thomas Tuchel in der zweiten Hälfte der abgelaufenen Spielzeit fast ausschließlich als Rechtsverteidiger zum Einsatz gekommen war.
Und auf jener Position blühte Kimmich auch im ersten Pflichtspiel gegen Ulm, in dem er nicht nur wegen seiner sensationellen Einleitung des Führungstreffers zu überzeugen wusste, auf.
Positive Signale von Eberl
Wie der Mittelfeldakteur im Anschluss an das Pokalspiel SPORT1 erklärte, fanden keine allzu ausgiebigen Gespräche zwischen ihm und Kompany bezüglich seiner Rückkehr auf die Sechs statt. „Wir haben uns schonmal unterhalten. Da hat er mir gesagt, dass er mit mir im Mittelfeld plant.“
Für Kompany schien das ohnehin früh festzustehen. Bereits im Anschluss an den zweiten Test, bei dem der Nationalspieler nach seinem Urlaub dabei war, bestätigte Sportvorstand Max Eberl, dass Kimmich in der kommenden Saison im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden soll.
Insbesondere bei Eberl, dessen frühere Äußerungen nach SPORT1-Informationen zu Irritationen bei Kimmich führten, wurde das Umdenken bei der Personalie zuletzt deutlich.
Bei seinem Amtsantritt im Februar sagte der 50-Jährige noch, dass jeder Spieler der Bayern hinterfragt werden würde - und nannte Kimmich dabei namentlich. Im Rahmen des Champions-League-Spiels gegen den FC Arsenal legte Eberl nochmal nach, indem er auf Kimmich bezogen verlauten ließ: „Man könnte sich auch für den Verein committen, für den man lange spielt.“
Die Südkorea-Reise brachte dann die endgültige Wende. Dort verriet Eberl nämlich, dass es positive Gespräche zwischen ihm und dem gebürtigen Schwaben gegeben habe. „Wir haben uns unterhalten. Inhalte gebe ich ungern preis. Dass Joshua für uns ein wichtiger Spieler in der Zukunft werden soll, das ist so“, wischte er die Transfergerüchte beiseite.
Profitiert Kimmich von einem Neuzugang?
Kimmich könnte dabei nicht nur vom neuen Trainer, sondern auch von einem weiteren Neuzugang profitieren.
Mit Joao Palhinha hat der Rekordmeister einen zweikampfstarken Mittelfeldakteur verpflichtet. Der Portugiese, der herausragende Defensivwerte aufweist, bildet in der Zentrale der Bayern die lange gesuchte „Holding Six“.
Mit Palhinha als Abräumer und Stabilisator, der sich vorwiegend auf die Abwehrarbeit konzentriert, könnten Kimmichs Offensivstärken wieder besser zur Geltung kommen. In der vergangenen Saison standen für den 29-Jährigen lediglich zwei Tore und zehn Vorlagen zu Buche - der schlechteste Wert seit seinem ersten Jahr bei den Bayern.
In den beiden Tests gegen Tottenham und zuletzt gegen Ulm startete Youngster Aleksandar Pavlovic zusammen mit Kimmich im Mittelfeld der Münchner. Als Palhinha gegen Ulm in der 77. Minute eingewechselt wurde, musste Pavlovic weichen. Kimmich stand über die volle Spielzeit auf dem Feld.
Doch auch Kimmich ist bewusst, dass die Zukunft nur selten planbar ist. „Am Ende passiert innerhalb einer Saison viel, das haben wir in der letzten Saison auch gesehen. Ich bin auf alles vorbereitet“, sagte Kimmich.