Sogar beim Gegner erweckt Bryan Zaragoza Mitleid. Im Testspiel gegen Tottenham Hotspur bekam der Flügelstürmer des FC Bayern nach einer völlig verunglückten Mischung aus Torschuss und Querpass, die letztlich an Freund und Feind vorbei ins Toraus trudelte, von Spurs-Verteidiger Pedro Porro einen aufmunternden Klaps in den Nacken.
Sogar der Gegner hat Mitleid
Eigentlich wollte Zaragoza die Vorbereitung nutzen, um sich nach einem komplizierten ersten Halbjahr in München unter Neu-Coach Vincent Kompany neu zu empfehlen. Doch diese Chance ließ er beim 2:1-Sieg gegen die Spurs zuletzt abermals verstreichen.
Sinnbildlich für seine momentane Situation war die Entstehung des zweiten Bayern-Treffers durch Leon Goretzka. Als Vorbereiter Mathys Tel den Ball von der Mittellinie aus nach vorne trieb, sprintete auch Zaragoza in die Tiefe - aber konsequent ins Abseits, sodass er zu keinem Zeitpunkt des Angriffs anspielbar war.
Zaragoza wird Bayern-Ansprüchen nicht gerecht
Der 22-Jährige wirkt auch ein halbes Jahr nach seinem Wechsel vom FC Granada zum FC Bayern noch immer wie ein Fremdkörper. Gegen Tottenham zeigte er sich zwar bemüht, blieb aber insgesamt zu fehlerhaft. Mal übersah er den besser postierten Mitspieler, mal vertändelte er den Ball oder er offenbarte technische Mängel bei der Ballannahme.
Für die Ansprüche beim Rekordmeister ist das insgesamt zu wenig. Und obwohl Zaragoza zuvor immer wieder betonte, sich bei den Bayern durchbeißen zu wollen, hat nun auch beim Spanier selbst ein Umdenken eingesetzt. „Er kam auf uns zu“, erklärte Sportvorstand Max Eberl auf SPORT1-Nachfrage.
Es gehe nun darum, „die richtige Leihe zu finden“, fügte Eberl an. Denn die Aussicht auf mehr Spielpraxis ist im Starensemble der Bayern im Vergleich zur Vorsaison, in der er nur 171 Minuten Bundesliga-Minuten ohne Torbeteiligung sammelte, nicht besser geworden. Im Gegenteil. „Auf der Außenbahn haben wir Michael Olise noch dazubekommen, da könnte Bryan es etwas schwerer haben“, sagte Eberl.
Zaragozas Abgang sorgt für Unmut
Ursprünglich war der Transfer des 1,64 Meter kleinen Dribblers erst für diesen Sommer geplant, doch aufgrund akuter Verletzungssorgen auf den offensiven Flügelpositionen zogen die Bayern den Wechsel im Winter vor. Zu den 13 Millionen Euro Ablöse kamen nochmals vier Millionen Euro obendrauf.
Doch ausgezahlt hat sich der Deal bislang für keinen Beteiligten. Am ehesten profitierte noch Zaragozas Ex-Verein FC Granada durch die zusätzlichen Millionen. Doch sportlich war sein Abgang nicht zu kompensieren, die Andalusier stiegen ohne ihren Leistungsträger in die 2. Liga ab.
Dass Zaragoza trotz vorheriger Bekenntnisse, bis Saisonende noch um den Klassenerhalt kämpfen zu wollen, im Winter dann doch recht plötzlich nach München wechselte, nahmen ihm die Fans in Spanien zusätzlich übel.
Vorwürfe gegen Tuchel
Und vielleicht war der Schritt nach München rückblickend doch etwas voreilig, der FC Bayern als erste Auslandsstation für den jungen Spanier vielleicht noch eine Nummer zu groß. „Ich habe Granada verlassen und es war kompliziert, ich hatte alles dort“, räumte Zaragoza unlängst im Interview mit dem Twitch-Streamer Gerard Romero ein.
Dabei erneuerte er auch die Vorwürfe gegen Ex-Bayern-Trainer Thomas Tuchel. „Mir wurde von einigen Leuten gesagt, dass Tuchel ein wenig Spanisch sprechen würde. Ich weiß nicht, ob er das nicht anwenden wollte. Mit mir hat er jedenfalls kein Wort gesprochen, nicht mal ‚Hallo‘ gesagt“, sagte Zaragoza.
Die Sprachbarriere war schon im Frühjahr ein großes Thema. Tuchel wehrte sich seinerzeit energisch gegen Medienberichte, er habe nie mit Zaragoza gesprochen. Doch dass Zaragoza außer seiner Muttersprache weder Englisch noch Deutsch kann, erschwerte seine Integration - auch wenn Tuchels Assistenzcoach Nico Mayer als Dolmetscher fungierte.
Hilft Zaragoza ein Schritt zurück nach Spanien?
Ein möglicher Schritt zurück in seine spanische Heimat könnte Zaragoza daher nun helfen, auch sportlich wieder in die Spur zu finden. Übereinstimmenden Berichten zufolge soll vor allem der FC Valencia an einer Leihe interessiert sein. Auch der FC Girona, das Überraschungsteam der Vorsaison, wird als mögliches Ziel genannt. Sogar über den FC Barcelona wird in Spanien spekuliert.
Aus Bayern-Sicht würde sein Abgang in der überbesetzten Offensive etwas Platz schaffen, Geld würde ein angedachtes Leihgeschäft ohne Kaufoption allerdings nicht einbringen.
Die Bayern müssen auf eine langfristige Entwicklung bei Zaragoza hoffen, die großzügige Vertragslaufzeit bis 2029 bietet dafür auch noch genügend Spielraum.
Doch schon in der Rückrunde kamen erste kritische Fragen auf, als Zaragoza kaum berücksichtigt wurde und sogar mitunter nicht einmal den Sprung in den Kader schaffte.
„Ich glaube nicht, dass es ein Fehler war, ihn zu verpflichten“, bekräftigte Sportdirektor Christoph Freund im April. Doch insgesamt ist es bislang ein großes Missverständnis zwischen Zaragoza und Bayern - für alle Beteiligten.