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Bundesliga: Eine Feindschaft bis fast in den Tod - ein Nachruf auf Christoph Daum

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Bundesliga: Eine Feindschaft bis fast in den Tod - ein Nachruf auf Christoph Daum

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Eine Feindschaft bis fast in den Tod

Christoph Daum eckte an, er gab nie klein bei - bis zu seinem Tod. Über die Wirrungen einer Kokain-Affäre mitsamt reinen Gewissens, eine immerwährende Zwietracht mit Bayern-Patron Uli Hoeneß und Spieler, die über Glasscherben laufen mussten: ein Nachruf auf eine Trainer-Legende.
Christoph Daum ist im Alter von 70 Jahren verstorben. SPORT1 blickt auf seine schillernde Karriere zurück.
Christoph Daum eckte an, er gab nie klein bei - bis zu seinem Tod. Über die Wirrungen einer Kokain-Affäre mitsamt reinen Gewissens, eine immerwährende Zwietracht mit Bayern-Patron Uli Hoeneß und Spieler, die über Glasscherben laufen mussten: ein Nachruf auf eine Trainer-Legende.

Wenn es nach Uli Hoeneß gegangen wäre, hätte man von dem Fußballlehrer Christoph Daum ab dem 25. Mai 1989 nicht mehr viel gehört. „Am Donnerstag ist dein Weg zu Ende“, prophezeite der Bayern-Manager dem Trainer des 1. FC Köln vor einem Millionenpublikum in einer der legendärsten Sendungen des ZDF-Sportstudios.

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Im Vorfeld des Gipfeltreffens zwischen den Kölnern und den Bayern, das an Fronleichnam 1989 stattfand und die halbe Republik elektrisierte, flogen die Giftpfeile zwischen Köln und München schon seit Monaten. Absender war in der Regel der damals 36-jährige Jungtrainer Daum, Empfänger sein Kollege Jupp Heynckes.

Daum unterschritt dabei das noch allgemein akzeptierte Niveau, das in der Bundesliga zu Zeiten eines Max Merkel oder Udo Lattek üblich war. Er wurde persönlich und lästerte über Heynckes‘ Phlegma, sprach von wenig „durchbluteten Hirnwindungen“ und dass „die Wetterkarte interessanter sei als ein Gespräch mit Jupp“. Oder: „Ich werde immer häufiger angerufen von Leuten, die wissen wollen was der Unterschied zwischen Heynckes und einem großen Trainer sei.“

Daum wurde über Nacht eine schillernde Figur

Er täte das, damit die Liga nicht einschliefe und nicht alle nur Spalier stünden bei Bayerns Weg zum vierten Titel binnen fünf Jahren – und sah sich rückblickend im Recht: „Der gewünschte Effekt trat ein. Die Bayern wurden nervös, wir holten in 17 ungeschlagenen Spielen fünf Punkte Rückstand auf.“

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Der in Zwickau geborene und in Duisburg aufgewachsene Mann, der als Kicker seine Karriere bei den Amateuren des 1. FC Köln beendete, um bei den Profis als Co-Trainer einzusteigen, wurde über Nacht eine schillernde Figur, die polarisierte wie keine zweite auf deutschen Trainerbänken. Daum, der am 23. September 1986 in Köln seinen Cheftrainer Georg Kessler ablöste und aus dem Abstiegskandidaten binnen zwei Jahren einen Titelaspiranten machte, wurde zum Lautsprecher der Bundesliga, für die er in Zeiten sinkender Zuschauerzahlen ein Geschenk war.

Fand er auch selbst: Sein Ballyhoo habe der Liga ca. drei Millionen DM gebracht, „mehr Zuschauer, mehr Bewegung“. Er pushte auch sein Team auf originelle Weise zu Höchstleistungen. Vor dem Spiel in Bremen 1989 ließ er vom Geschäftsführer 35 Tausend-Mark-Scheine besorgen und klebte sie an die Kabinenwand, damit die Spieler mal visualisierten, „worum es geht“ (es war die Meister-Prämie). Sein Credo: „Die Show gehört heute einfach dazu, die Leute wollen das.“

So versprach er allen Fans, die zum Heimspiel gegen den BVB kämen, Freibier auf der Meisterfeier (die es nie gab). Persönlich verlor er mit Meister-Wetten über 10.000 DM, „das ist Lehrgeld, aber das hole ich mir nächste Saison auf Heller und Pfennig zurück.“

Von der Versöhnung mit Heynckes und Feindschaft mit Hoeneß

Er verlor, weil sein FC das Gipfeltreffen an jenem 25. Mai 1989 im Gegensatz zur Redeschlacht im Sportstudio verlor. Dort hielt ihm Hoeneß im Stile eines Staatsanwalts seine Zitate vor, Daum stand zu den meisten und konterte keck: „Um dein Maß an Selbstüberschätzung zu erreichen, muss ich 100 Jahre alt werden“. In der Bild-Umfrage „Wer hat ihnen am besten gefallen?“ lag Daum (47%) vorne, vor Kölns Manager Udo Lattek (30%), die Bayern Heynckes (15%) und Hoeneß (8%) waren weit abgeschlagen.

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Aber was zählte, das war auf dem Platz auszumachen: Die Bayern gewannen 3:1. Daum gratulierte Heynckes per Handschlag und entschuldigte sich, aber eine Versöhnung gab es nicht. Eher entstand mit Uli Hoeneß eine Feindschaft, die noch einmal weit höhere Wellen schlagen sollte. Jedenfalls hatte Hoeneß Unrecht: Daums Weg war noch lange nicht zu Ende, aber er war gepflastert mit Hindernissen und begleitet von Paukenschlägen.

Ein Jahr später, er hatte den 1. FC um seine Nationalspieler Thomas Häßler und Pierre Littbarski erneut auf den zweiten Platz und ins UEFA-Cup-Halbfinale geführt, flog er nach Saisonende plötzlich raus. Der Vorstand des 1. FC reiste eigens nach Italien, um es den im WM-Quartier befindlichen FC-Spielern und Daum, der auch vor Ort war, zu sagen.

Über die Gründe schwieg man sich jahrelang aus, dann ließ der Ex-Präsident Dietmar Artzinger-Bolten durchblicken, Daum habe beim Transfer von Häßler nach Turin „eine aktive Rolle gespielt“ und „das Vertrauensverhältnis zerstört“. Daum kommentierte sein Aus süffisant („Ist doch keiner gestorben“) und musste nicht lange auf einen Job warten: Im November 1990 holte ihn ausgerechnet der Bruder von Uli Hoeneß, Dieter, zum VfB Stuttgart. Er führte den VfB vom 15. Platz noch in den UEFA-Cup und im Jahr darauf zur Meisterschaft.

Auch vor diesem Coup hatte er alle Register gezogen, schickte einen Spion zum Training von Konkurrent Eintracht Frankfurt und hängte in Leverkusen ein Plakat in der Kabine auf: „15.30 Uhr – Krieg in Leverkusen.“ Am Vortag war er Gast in der Präsidiumssitzung und prophezeite: „Wir gewinnen in Leverkusen, Frankfurt verliert in Rostock 2:1.“ Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder: „Am Ende haben wir es alle geglaubt.“ Und es kam so – genau so.

Dabei war er nie nur Motivator, sondern bestach durch „ungeheures Fachwissen, großen Fleiß und brennenden Ehrgeiz“, wie der kicker den „Trainer der Saison“ porträtierte. Torwart Eike Immel sagte: „Ich habe noch nie so viel und so hart trainiert wie unter Christoph Daum.“ Harter Tobak und harte Arbeit – so wird man Meistertrainer.

Daum plötzlich Meistermacher und Pokalsieger

Es sollte die einzige Meisterschale in der Bundesliga bleiben für Daum, denn weiterhin verlief seine Karriere in Wellenlinien und nun stand wieder ein Abschwung dran. Der Kipppunkt lässt sich sogar datieren: Am 30. September 1992 wechselte Daum im Europapokalspiel bei Leeds United einen Ausländer zu viel ein, was das Weiterkommen kostete. Das Spiel wurde annulliert (0:3), nach dem 3:0 im Hinspiel kam es zu einer dritten Begegnung und die verlor der VfB.

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Obwohl Daum nicht die Alleinschuld traf, kam es zum Bruch mit dem jüngeren Hoeneß-Bruder. Er vollzog sich quälend langsam und war erst nach einem Jahr so tief, dass man getrennte Wege ging. Mit einem 4:0 über Duisburg und von den Fans gefeiert, nahm er auf Platz 14 seinen Hut und das Angebot von Besiktas Istanbul an.

Nun regnete es Titel: Auf den Pokal folgten der Superpokal und 1995 die Meisterschaft, bei Besiktas war Daum der große Macher. Nur ungern ließen sie ihn 1996 ziehen, aber die Bundesliga rief. Im Schatten des Doms setzte Daum seine Karriere fort, bei Bayer Leverkusen. Wieder machte er aus einem Fastabsteiger einen Titelaspiranten und landete dort von 1996 bis 2000, wo Bayer fortan eine Heimat fand: dreimal auf Platz zwei. Die Vizekusen-Jahre begannen, Bayer wurde zur Nummer eins am Rhein, während Köln sich erstmals in der 2. Liga wiederfand.

Daum war ruhiger geworden, musste nicht mehr laut sein um gehört zu werden. Der Kicker, der ihn 1997 erneut zum Trainer der Saison kürte, erklärte seinen Wandel so: „Weil er nicht mehr unter Zwang zurückbellen muss, wenn die Kläffer sich melden. Weil er Besonnenheit auf seine Fahnen schrieb in einer Zeit, in der Schlagzeilen das Wichtigste zu sein scheinen.“

Manchmal produzierte er doch wieder welche, etwa als er 1999 im Rahmen der Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer seine Spieler Eisenstangen verbiegen und barfuß über Glasscherben laufen lässt – um sie zu lehren, Grenzen zu überwinden. Er selbst ging voran: „Ich heiße Christoph und gehe aus eigener Verantwortung über diese Scherben um mein Ziel zu erreichen“. Drei Stars entzogen sich der Verantwortung lieber doch, darunter Oliver Neuville und aus München kam Spott. Uli Hoeneß: „Ich habe herzhaft gelacht. Immerhin lässt er sich was einfallen, damit‘s nicht so langweilig wird. So füllt jeder sein Sommerloch anders.“

Kokain-Affäre: Ein Hoeneß-Interview und die Folgen

Das Feindbild FC Bayern blieb Daum erhalten und die Kontroverse eskalierte 2000. Sportlich bitter war schon die verspielte Meisterschaft von Bayer 04 am letzten Spieltag in Unterhaching, als erstmals ein Tabellenführer einen Drei-Punkte-Vorsprung noch abgab – an die Bayern.

Daum weinte auf der Bank in den Armen seines Sohnes und musste hören, dass Uli Hoeneß nicht mal mehr Spott für ihn übrig hatte, nur Mitleid – und das war noch schlimmer: „Daum tut mir leid. Das ist ganz ehrlich gemeint, das ist keine Schadenfreude.“ Dann kam der Oktober 2000, als der ganze DFB – Bundesliga und Nationalmannschaft – von einem Erdbeben durchgeschüttelt wurde.

Daum war inzwischen zum Bundestrainer berufen worden, aber erst ab Sommer 2001. Solange wurde er noch von Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler vertreten – so war zumindest der Plan. Dann brachte Uli Hoeneß die sogenannte Kokain-Affäre ins Rollen, die Daum den Bundestrainerjob und viel Kredit kosten sollte.

Der Bayern-Manager Hoeneß hatte am 2. Oktober 2000 in einer Interview-Antwort voller Konjunktive in der AZ München Daums Befähigung zum künftigen Bundestrainer angezweifelt. Die Zeitung hatte am 26. September das Thema mit Spekulationen über Daums Drogenkonsum angeschoben, nun stellte sich Hoeneß ihr zum Interview.

„Es geht darum, was sich in den letzten sechs Monaten ereignet hat um Herrn Daum. Um sein privates Umfeld, seine Werbeverträge, um Erpressungsversuche und Prostitution, wovon er ja selber gesprochen hat, um all die Scheiße geht es, um seine Außendarstellung und um die Frage, ob das alles dazu geeignet ist, der oberste Trainer in einem Land wie Deutschland zu sein“, so Hoeneß.

Den größten Wirbel entfachte er mit der Aussage: „Wenn das alles Fakt ist, worüber geschrieben wurde, auch unwidersprochen über den verschnupften Daum, dann kann er nicht Bundestrainer werden.“

„Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe“

Nahm Leverkusens Trainer wirklich Kokain? Hoeneß hatte das nicht behauptet, nur auf eine Frage hypothetisch geantwortet.“ Daum schaltete einen Anwalt ein, kündigte Strafanzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede an. Hoeneß erhielt Morddrohungen und brauchte beim nächsten Auswärtsspiel Bodyguards. Bayern-Vize Fritz Scherer sprang Uli zur Seite und forderte von Daum eine Haarprobe. Daum schwor: „Drogen waren, sind und werden nie ein Thema für mich sein.“

Am 9. Oktober unterzog er sich im gerichtsmedizinischen Institut von Köln einer Haaranalyse und verkündete pathetisch: „Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen habe“. Das hatte er eigentlich nicht. Fünf Tage, nachdem der DFB den Handschlagvertrag mit Daum als weiterhin gültig hinstellte, platzte die Bombe: Samstag, 21. Oktober 2000 – der Bundesligaspieltag wurde zur Nebensache. Das Ergebnis vom Vortag wurde bekannt, die Haarprobe erbrachte Kokain-Genuss.

Bayer Leverkusen entließ Daum umgehend und der Bundestrainer in spe floh mit dem nächsten Flieger nach Florida. Spätestens jetzt war sein Leben filmreif. Bayer-Manager Reiner Calmund verlas eine Erklärung von Daum, der das Ergebnis anzweifelte „und mit einer zweiten Probe widerlegen“ wolle. Er hielt die Haarprobe für vertauscht oder verunreinigt – wofür es nie Beweise gab. Der DFB wartete nicht auf ein zweites Ergebnis und erklärte den Handschlagvertrag mit Daum für „gegenstandslos“.

Die meist genutzte Formulierung über Daum nach dieser Geschichte ist die von dem Mann, „der um ein Haar Bundestrainer geworden wäre“. Als er im Januar 2001 zurückkehrte, gab er auf einer Pressekonferenz nicht wie erhofft den reuigen Sünder, sondern eher flapsig zu, einen Fehler gemacht zu haben („Das war Mist“) und von einer Sucht könne keine Rede sein.

Das Landgericht Koblenz stellte die Verhandlung gegen ihn wegen des Erwerbs und der Anstiftung zum Handel von Kokain, das er auf Partys gelegentlich konsumierte, gegen eine Zahlung von 10.000 DM ein. Der Schaden, den die monatelange Schlammschlacht angerichtet hatte, war höher.

2016, als längst Gras über die Drogengeschichte gewachsen war, äußerte sich Daum über seine Gefühle nach dem Ergebnis der Haarprobe: „Plötzlich gab es da ein Worst-Case-Szenario, von dem ich immer glaubte, dass es mich nicht treffen wird. Ich saß da und dachte mir: ‚Okay, deine Karriere ist hiermit beendet‘. Es fühlte sich so an, als wäre alles, was ich mir aufgebaut hatte und alles, wovon ich noch träumte, mit einem Schlag kaputt gegangen ist. Aber ich war mental so stark, dass ich es irgendwie geschafft habe, mich aufzurichten und nach vorn zu schauen.“

Besiktas, Fenerbahce - und das letzte Bundesliga-Abenteuer

In Deutschland war er schwer vermittelbar – aber immer noch war sein Weg nicht zu Ende. Wieder wurde die Mittelmeerküste der Türkei sein rettendes Ufer, es kam zu einem zweiten Engagement bei Besiktas (März 2001 – Mai 2002).

Dann folgte er dem Ruf von Austria Wien, wo er auf Anhieb das Double schaffte (2002/03), aber nicht lange blieb. Fenerbahce Istanbul lockte ihn in die Türkei zurück, nun wurde er auch mit diesem Bosporus-Klub zweimal Meister – in zwei Jahren.

Das Siegen hatte er nicht verlernt und weil das im Fußball das Wichtigste ist, schwanden auch in Deutschland allmählich die Skrupel, über einen wie ihn nachzudenken. Der 1. FC Köln reichte ihm als Erstes die Hand und obwohl der in der 2. Liga spielte, nahm Daum an. Am 27. November 2006 kamen 10.000 Menschen zum ersten Training und Mütter reichten ihm ihre Babys über die Absperrungen – der Messias war wieder da. In der Tat hatte Köln seit Daums Abschied 1990 keinen erfolgreicheren Trainer mehr gehabt, an ihn knüpften sie die Hoffnungen in die Rückkehr besserer Zeiten.

Seine Sünden hatten sie ihm am Dom längst vergeben. Den Aufstieg schaffte er, wenn auch nicht auf Anhieb (2008), und nach einem Jahr Bundesliga (Platz zwölf) ging er wieder in seine zweite Lieblingsstadt. Ein zweites Mal versuchte er es bei Fenerbahce Istanbul, angeblich um international spielen zu können. Diesmal endete es jäh und weniger harmonisch, nach der verpassten Meisterschaft und internen Querelen nutzte Daum seine Ausstiegsklausel schon nach der ersten Saison, fand aber noch versöhnliche Worte: „Fenerbahce war für mich immer ein Teil meines Lebens und wird es auch in Zukunft bleiben.“

Aber es kamen noch ein paar Teile dazu. Sein letztes Bundesligakapitel schrieb er im Frühjahr 2011 in Frankfurt, als Eintracht-Vorstand Heribert Bruchhagen den Tipp seines Kölner Kollegen Michael Meier (“Nimm doch den verrückten Daum“) befolgte – und daneben griff. Daum rief am Main den 25-Stunden-Tag aus und versprach, den schwächelnden Stürmer Teofanis Gekas „aus seinem Gedankengefängnis zu befreien“. Er fuhr wieder ganz die „Psychoschiene“, von der er doch schon 1997 „runter“ wollte.

So endete Daums Trainerkarriere

In Frankfurt kamen seine Methoden nicht an, nach sieben sieglosen Spielen endete das Intermezzo mit dem einzigen Abstieg des mehrfachen Meister- und Vizemeistermachers. Einen zweiten Platz immerhin fuhr er anschließend beim FC Brügge (2011/12) ein, bat die Belgier aber nach neun Monaten um Vertragsauflösung – womit er sich um die Teilnahme an der Champions League brachte.

Sein letztes Türkei-Abenteuer in Bursaspor endete 2013/14 nach sieben Monaten mit dem Rauswurf. Der Mann, dem sie im Ausland so gern Zauberkünste unterstellten, hatte kein Rezept mehr gegen Misserfolg und flog im Abstiegskampf. War‘s das?

Nein. Ganz am Ende der Karriere erfüllte sich Daums Traum, Nationaltrainer zu werden, doch noch. Aber nicht von Deutschland, sondern von Rumänien. Sein Auftrag, der am 7. Juli 2016 begann: die WM-Teilnahme 2018. Nach einem 0:1 gegen Montenegro war er vorzeitig gescheitert, womit der abwechslungsreiche Weg des Trainers Christoph Daum am 14. September 2017 tatsächlich endete.

Mit einer Niederlage, was auch den Größten schon passiert ist, aber 28 Jahre später als es Uli Hoeneß prophezeite. Mit dem hat er sich während dessen Gefängnishaft übrigens schon ausgesöhnt.

Jener Hoeneß äußerte sich am Sonntag zum Tod seines früheren Widersachers: „Christoph Daum ist sein ganzes Leben keinem Disput aus dem Weg gegangen, aber wir beide haben vor langer Zeit unseren Frieden gemacht, und die Nachricht von seinem Tod macht auch mich sehr betroffen.“

Eine Feindschaft bis in den Tod, der Daum am 24. August im Alter von 70 Jahren nach langem Kampf gegen den Krebs ereilte, blieb ihnen beiden erspart. Immerhin.